Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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landgräflich Fürstenberg'sche Siechenhaus in Odrau mit zehn gestifteten 
Freibetten 1897 ein Stammvermögen von 60.696 fl. Die Einnahmen aus demselben 
betrugen 2826 fl., die Ausgaben 3029 fl. Es wurden 6 Männer und 8 Weiber, 
zusammen 14 Personen mit Quartier und Naturalverpflegung versehen. Der Geld¬ 
wert dessen betrug 2280 fl. 
Der erste landgräflich Fürstenberg'sche Stiftskaplan und Katechet an der 
Mädchenschule war Johann Bardutzky. Er kam 1854 als Kooperator an die Pfarre 
Odrau, wurde bald darauf Schloßkaplan und stand als solcher der Landgräsin Fürsten¬ 
berg bei der Errichtung und Einrichtung der Mädchenschule und des Siechenhauses 
als Berater zur Seite. Von 1857 an war er als Stadtkaplan tätig und wurde 1862 
zum Stiftskaplan ernannt, in welcher Eigenschaft er als Spiritualdirektor aller 
landgräflich Fürstenberg'schen Stifte in Odrau bis 1879 wirkte. Mit dem Erlasse der 
Bezirkshauptmannschaft Troppau vom 30. Dezember 1871 wurde ihm für seine wohl- 
wollenden Bemühungen auf dem Felde der Humanität und der Jugendbildung der 
Dank und die Anerkennung ausgesprochen. Seine Nachfolger waren: Dr. Karl Kühr 
(1879—1886). Alois Bartsch' (1886 —1890), Wenzel Hawelka (1890—1899), 
Gustav Klug (1899—1900) und seit 9. Februar 1900 Albiu Bordovsky. 
Von Charlotte Landgräfin zu Fürstenberg ging die Herrschaft Odran in öffent¬ 
licher Feilbietung am 31. Oktober 1864 an ihre Schwester Eveline Gräfin 
Sickin gen-Hohenburg über, welche sie am 24. November 1865 eingeantwortet 
erhielt, jedoch schon am 19. März 1868 ihrem Sohne Franz Grafen von 
Sickin gen-Hohenburg ins Eigentum übergab. 
Läut eines zwischen den Miterben der Landgräfin Fürstenberg getroffenen Über¬ 
einkommens hatte die Gräfin Eveline Sickingen aus den Renten der Herrschaft Odrau 
die älteren und die neueren Pensionen, jene im Betrage von 2212 fl. 41 Ä/*> kr., diese 
im Betrage von 1011 fl. 11 kr., zu zahlen und den aus ihre Miterben entfallenden 
Anteil von diesen sich einzufordern. Zur Bedeckung dieser Pensionen wurde von dem 
Kaufschillingsrest der Herrschaft Odrau ein Teilbetrag von 38.380 fl. 84 kr. zurück¬ 
behalten, welcher gegen 5 "/g Verzinsung auf der Herrschaft Odrau bis zum allmählichen 
Absterben der Pensionisten eingetragen blieb und den Miterben dem Verteiluugsaus- 
weis verhältnismäßig eigentümlich zugeteilt wurde, welche Verpflichtung seiner Mutter 
Graf Sickingen übernahm. Den Kaufschillingsrest hatte die Gräfin Eveline bis auf 
das Pensions-Bedeckungskapital bereits an ihre Miterben ausgezahlt. 
Auf der Herrschaft Odrau wurden weiters zugunsten der von Wilhelm Reichs¬ 
grafen von Sickingen-Hohenburg für seinen Sohn Josef und dessen Bruder Franz 
als Substitutions-Erben errichteten fideikommissarischen Substitution der Schuldschein 
der Eveline Gräfin Sickingen ddto. Ischl, 20. April 1867 per 92.550 fl., und zu¬ 
gunsten der Wilhelm Graf Sickingen'schen Pupillarmassa der Schuldschein der Gräfin 
Eveline Sickingen ddto. Ischl 20. April 1867 per 21.950 fl. intabuliert und über¬ 
nahm Graf Franz von Sickingeu die in diesen Schuldscheinen begründeten Ver¬ 
pflichtungen zur Zahlung der Interessen und des Kapitals. Die Zahlung des von 
dem Übernahmswerte des Gutes per 671.000 fl. nach Abzug der genannten Satz¬ 
posten von zusammen 152.880 fl. 84 kr. verbleibenden Nestes von 518.119 fl. 16 kr. 
erließ Gräfin Eveline ihrem Sohne Franz als ein Geschenk unter Lebenden. 
Franz Graf Sickingen stellte am 11. Juni 1884 in Wien der Böhmischen 
Bodenkredit-Gesellschaft in Prag einen Schuldschein über 160.000 fl. aus gegen 
6% Verzinsung in halbjährigen Terminen im vorhinein und gegen Rückzahlung auf 
Verlangen ohne Aufschub, und räumte ihr zur Sicherstellung das Pfandrecht auf die 
nach der Landtafeleinlage Z. 105 ihm gehörige Herrschaft Odrau samt allem Zugehör 
ein und übergab ihr am gleichen Tage die Administration des Gutes. Später über¬ 
nahm die Schuldscheine des Grafen im Betrage von 630.000 fl. die Zentral-Boden- 
kreditbank in Wien. Mit Dekret des k. k. Landesgerichtes Troppau vom 8. Oktober 
1886 wurden die Tagfahrten zur exekutiven Veräußerung des Gutes Odrau im 
Schätzwerte von 963.254 fl. für den 1. Dezember 1886, 12. Jänner und 9. Februar
	        
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