Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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das Krankenstift aufgenommen und unentgeltlich verpflegt. Im folgenden Jahre er¬ 
baute dann die Landgräsin an der Rückseite des Krankenhauses eine Kapelle ans 
hartem Material, mit Ziegeln eingedeckt, für welche am 27. September 1860 die Me߬ 
lizenz erteilt wurde. Sie wurde am 11. Dezember 1860 vom Fnlneker Dechant ein¬ 
geweiht und wohnten der Feierlichkeit bei: Der Ordens-Provinzial der Minoriten in 
Troppau, der Pfarrer von Odrau. mit seinen Kaplänen, die Pfarrer von Manken- 
dors, Dörfel und Wessiedel, der k. k. Bezirksvorsteher und die Gemeindevertretung von 
Odran. Am 1. Juli 1882 wurde die Hanskapelle im Krankenhaus vom Fürsterzbischof 
als eine öffentliche Kapelle erklärt. 
Da sich das Krankenhaus für die vielen Hilfesuchenden bald zu klein erwies, 
entschloß sich die Landgräfin im Jahre 1861, einen Zubau auszuführen, in welchem 
die Klausur, die Küche, die Badekammer und die Apotheke untergebracht wurden. 
Dadurch erhielt das Krankenhaus einen Fassungsraum für 34 Betten. Weiters erbaute 
sie abseits für sich ein Waschhaus und einen Stall für vier Kühe. Bis Ende De¬ 
zember 1895 wurden im Krankenhause 11.175 Kranke verpflegt und ärztlich behandelt. 
Als im Jahre 1880 der leitende Stiftsarzt Karl Schwarz starb, trat der Stadtarzt 
Anton Rolleder an seine Stelle. Die Stelle des 1886 verstorbenen Primararztes 
Dr. Josef Machaczek in Fulnek erhielt dann Dr. Raimund Kunz in Odran. 
Das landgräflich Fürstenberg'sche Krankenstift, wie es jetzt heißt, 
hatte nach den Mitteilungen des statistischen Amtes des schlesischen Landesausschusses 
im Jahre 1897 zwei Krankenabteilungen: eine für Männer mit vier Zimmern und 
eine für Frauen mit sechs Zimmern. Der leitende Arzt erhält jährlich 315 fl., der 
Primararzt 105 fl. Die sechs Wärterinnen erhalten zusammen jährlich 216 fl. und 
die vollständige Verpflegung = 444 fl. Der Seelsorger, der zugleich die Verwaltung 
besorgt, erhält 350 fl. Die zwei Schwestern, welche den Küchendienst und die Haus- 
dienerschaft besorgen, erhalten 123 fl. und die Verpflegung = 147 fl., so daß die 
Hauptsumme des Aufwandes für das Anstaltspersonale per Jahr 1700 fl. beträgt. — 
Die Anzahl der Betten betrug 34 und wurden während des Jahres 1897 156 Männer 
und 150 Weiber verpflegt. Der Stand der Pfleglinge am Schluffe des Jahres be¬ 
trug 16 Männer und 14 Weiber. Der Gesamtaufwand der Anstalt betrug 5827 fl. 
Hievoil wurden durch Krankenkassen und Krankenvereine 2 > 2 fl., durch selbstzahlende 
Pfleglinge 445 fl. und durch die Anstalt selbst 5170 fl. bestritten. Der Vermögens¬ 
stand betrug 106.638 fl. 51ftz kr. und setzte sich folgendermaßen zusammen: Reali¬ 
tätenbesitz samt Inventar 14.500 fl., öffentliche Wertpapiere 90.885 fl. 23 kr. und 
ein Barbestand von 1253 fl. 28ftz kr. Die eigenen Einnahmen betrugen 4719 fl. 
40 kr., die Ausgaben 5827 fl. 16'/2 kr., und zwar 2777 fl. 16l/2 kr. für Stiftungs¬ 
zwecke, 1700 fl. Verwaltungsauswand und 1350 fl. außerordentliche Ausgaben für 
einen neuen Zubau, so daß sich ein Abgang von 1107 fl. 761/3 kr. ergab. Das Ver¬ 
mögen der Stiftung setzt sich folgendermaßen zusammen: Wert der Anstaltsgebäude 
und der Gärten 10.000 fl., Wert der anderen dem Spital gehörigen Realitäten 
2400 fl., Wert des Anstaltsinventars 2100 fl. Das bewegliche Vermögen in öffent¬ 
lichen Wertpapieren beträgt 64.244 fl. 50 kr., das Hypothekarvermögen 21.600 fl., 
das eigene bewegliche Vermögen in anderen Anlagen 5040 fl. 73 kr. und ein Bar¬ 
bestand von 1253 fl. 28ftz kr., was dem obigen aktiven Vermögensstand von 106.638 fl. 
517s kr. gleichkommt, dem keine Passiva gegenübersteht. 
Von den Bau- und Grundparzellen, aus welchen sich der Besitz des Kranken¬ 
stiftes zusammensetzt, läßt sich folgendes bemerken: Die Landgräfin Charlotte Fürsten¬ 
berg erkaufte am 29. Oktober 1840 für 500 fl. den von Johann Galluschka an 
Anton Ott überlassenen Acker samt der Scheuer „hinterm Hirtenhaus". Es waren 
dies die Bauparzelle 34 und die Grundparzelle 36. Auf der Grundparzelle 36 wurde 
das Krankenhaus erbaut. Am 1. Oktober 1845 kaufte sie von Florian Melzer jenen 
Teil seines Hausgartens, der zwischen dem Fahrweg und dem zum obrigkeitlichen 
Spitalgebäude gehörigen Grund gelegen war, Grundparzelle 37 für 55 fl. Am 28. Ok¬ 
tober 1855 erwarb sie von Josef Kohlich den von der Realität Nr. 169 abgetrennten
	        
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