Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Oberamtmanne Josef Kern für 142 fl. erstanden. Nach Ausspruch von Fachleuten soll 
die alte Holzkirche zu einer Zeit erbaut worden sein, als man noch keine Holzsägen 
kannte, da alles Holz mit der Axt ausgezimmert war. 
Zum Bau der neuen Kirche wurden auf dem Grunde des Bauers Michael 
Heinz 240.000 Ziegel gebrannt, wozu man, was damals noch eine Seltenheit war, 
Steinkohlen verwendete. Auf je 1000 Ziegel brauchte man 3 Metzen Steinkohle 
L 10 kr., während die Klafter Holz 2 fl. 4 kr. kostete. Der k. k. Kreiskommissär Riedel 
in Weißkirchen machte der Gemeinde den Vorschlag, die Kirche, für welche nur eine 
flache Bretterdecke vorgesehen war, zu wölben, was auch geschah. Infolgedessen er¬ 
hielt die Kirche statt der projektierten 3 Fuß starken Mauern solche von 4 Fuß Stärke, 
welche dort, wo die Gewölbegurten ausruhen, aus 6 Fuß Stärke gebracht wurden. Bau¬ 
führer war der Pfarrer Kinauer. Der Bau des Mauerwerkes begann am 10. April 
1798 und wurde Ende Oktober vollendet. Die feierliche Einweihung fand am 15. Mai 
1799 statt. Kooperator war damals Franz Waschke. Die Kirche ist 14° lang itnb 
6° breit. Im Turme hängen 3 Glocken, von denen die größte und die kleinste, wie schon 
erwähnt, aus dem Jahre 1499 sind. Die mittlere Glocke (3 Ztr.) zeigt die Inschrift: 
„HANS KN AVE IN TROPE AV GOSS MICH ZVR EHRE GOTTES 
AVE PETERSDORF. 1654.“ Die Glocke zeigt nebstbei das Bildnis der hl. Maria 
mit dem Kinde, das Bild des hl. Lukas und ein von einer Krone überragtes Wappen¬ 
schild, das im oberen Felde einen einköpsigen Adler und im unteren einen Baum und 
eine sich bäumende Schlange. Darunter die Buchstaben M. A. S. M. C. Z. O , welche 
folgendermaßen gedeutet werden könnten: „Michael Alvernia Saluzzo Markgraf (zu) 
Clavesanna zu Odrau." — Das Meßglöckchen ist aus dem Jahre 1577. — Die innere 
Einrichtung der Kirche kam zumeist aus der aufgelassenen Franziskanerkirche in Troppau 
hieher, so der Hochaltar, die Kreuzwegbilder, die Orgel, 10 Stück eichene Bänke, die 
Kanzel, der Kasten in der Sakristei und einige Kasein und Alben. Die eichenen 
Staffeln aufs Chor stammen noch aus der alten Holzkirche. Das Altarblatt, die 
Heiligen Peter und Paul darstellend, ist von dem Fulneker Johann Frömel gemalt. Nach¬ 
dem die Kirche fertiggestellt war, bewog der Pfarrer die Besitzerin von Deutsch-Jaßnik, 
Frau Walburga Gräfin von Truchseß-Zeil, geb. Gräfin von Harrach, sich um das 
Patronat und die Kollatur (Recht zur Verleihung) der Pfarre zu bewerben, was sie 
auch erhielt. Seit jener Zeit wird die Kirche und die Pfarre als zu 
Groß-Petersdors gehörig angesehen. Es verlangten nun dieGroßpetersdorfer, 
daß ihr Richter bei den Umgängen und in der Kirche den ersten Platz einnehme, 
welches Vorrecht seit undenklichen Zeiten der Richter von Heinzendorf gehabt hatte. 
Als dieselben Recht behielten, weigerten sich die Heinzendorfer und Klein-Petersdorfer, 
ihren Zehent zu leisten, wurden aber vom Kreisamte dazu verhalten. 
Pfarrer Kinauer starb am 29. Juni 1802. Sein Nachfolger Johann Schreiber 
wirkte hier von 1802 bis zu seinem Tode am 22. Oktober 1850. Mit hoher Bewil- 
ligung wurden am 6. Juni 1804 von pfarrlichen Grundstücken bei Petersdorf 70 Metzen 
und bei Mankendorf 49 Metzen um 7791 ft. 7‘/2 kr. emphiteutisch verkauft, wovon 
der Pfarrer die Interessen bezieht. Bei Petersdorf verblieben nur 3 Metzen 3 Maßl 
Äcker und bei Mankendorf 8 Wiesen nebst 2 Gärten; zwei andere kleine Gärten be¬ 
nützte der Kurat in Mankendorf gegen Zins. In demselben Jahre beschwerte sich der 
Pfarrer, daß der Mankendorfer Müller Martin Kolich und der Petersdorfer Franz Till 
ihm das seit alter Zeit gewährte Gründonnerstaggeschenk von je 1 Achtel Weizen-Kern- 
mehl verweigern. — Am 10. August 1806 schlug ein Blitzstrahl in den Kirchturm 
ein und beschädigte die Orgel. 
Pfarrer Schreiber war als tüchtiger, erfahrener Landwirt und bedeutender Obstbau¬ 
kundiger (Pomolog) bekannt und machte sich um die Hebung des Obstbaues verdient. 
Unter ihm wurden in Petersdorf 2953 Obstbäume gepflanzt. Er verlangte, daß bei 
jeder Schule ein Pflanzgarten bestehen, daß überall zweckmäßiger Unterricht in der 
Obstbaumzucht erteilt und die Kinder in allen Veredlungsarten unterrichtet werden 
sollen. Auch der Hebung der Bienenzucht widmete er sich mit gutem Erfolge. Der
	        
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