Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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lesen ist: „Sancta Anna ora pro nobis.“ Auf der Wangeilseite ist das Bildnis 
der hl. Anna mit zwei Kindern auf dem Arme und am unteren Rande steht: „Hoc 
campana a Francisco Stanke Oppavise refusa est anno 1790 “ In der Laterne der 
Kuppel hängt das „Sterbglöckl" unb außerhalb derselben ist das „Feuerglöckl" angebracht. 
Die Herrschaft hatte oberhalb der jetzigen inneren Sakristei der Pfarrkirche ein 
auf hölzernen Säulen ruhendes Oratorium, in lvelches man mittelst eines hölzernen 
gedeckten Ganges gelangte, der vom ersten Stock des Schlosses bis hinter den 
Psarrhof auf der Stadtmauer stand und von dort im rechten Winkel abbiegend auf 
hölzernen Säulen bis zum Oratorium führte. Als im Jahre 1752 der Fußboden des 
Oratoriums morsch wurde, erbaute die Herrschaft zu ebener Erde ein gemauertes 
Oratorium und riß den Gang vom Schloß bis zum Pfarrhof nieder. Den Rest ließ 
der Dechant Walter stehen, unterhielt das Dach desselben und benützte den Raum 
zum Wäschetrocknen. Gräfin Schlabrendorf ließ nun 1797 den ganzen Gang wieder 
erneuern, worauf das Wirtschaftsamt vom Kreisamte den Auftrag erhielt, den das 
Schloß, die Pfarre und die Kirche der größten Diebs- und Feuersgefahr aussetzenden 
Gang ohneweiters niederzureißen. Der Amtmann erhob Vorstellungen dagegen, bis 
am 31. Mai 1798 vom Kreisamte der Befehl eintraf, „den Gang binnen acht Tagen 
unwiderruflich abzureißen, widrigenfalls ein Strafbote erscheinen, den Amtmann aufs 
Rathhaus in den Arrest führen und dort so lange verwahrt halten werde, bis der 
Gang niedergerissen sei, um ihn dadurch in die Schranken des Gehorsams zu leiten." 
Darauf wurde der Gang abgebrochen. Seit jener Zeit führt aus der äußeren Sakristei 
eine Stiege in den darüber befindlichen Paramentenraum, aus dem man in das neu 
errichtete Oratorium gelangt. Aus dem unteren Oratorium wurde die jetzige innere 
Sakristei. Die Länge der ganzen Kirche beträgt 18 Y2 die Breite samt den Neben¬ 
kapellen 1272". An der Außenseite befanden sich die Grabsteine des 1585 ver¬ 
storbenen Herrn Johann Thomas von Zwola und Goldenstein, seiner 1596 ver¬ 
blichenen Gattin Anna von Zierotin und ein Gedenkstein an den Markgrafen Alvernia 
Saluzzo ohne Jahreszahl mit folgender Inschrift: Insignia Marchionis Michaelis 
Alvernise hoc monumenta curavit fieri illrno Michaelis Dominus in Odra. Die 
Gräfin Schlabrendorf schenkte damals der Kirche mehrere Geräte, die Witwe Patschke 
zwei Sanktuariumsglöckchen und der in Odrau lebende Ex-Jesuit Josef Stiller ließ 
für das Mariahilfbild für 600 fl. in Hotzenplotz einen kunstvollen Metallrahmen her¬ 
stellen. Im Jahre 1798 wurden in der Kirche neue Bänke aufgestellt, wozu die 
Zünfte beitrugen, 1802 wurde die Kirche frisch getüncht und von Wohltätern die 
vier schönen Beichtstühle und die darüber befindlichen Bilder der vier Evangelisten 
gespendet. Dieselben wurden, wie auch das Altarbild des hl. Valentin von Martin 
Lux in Troppau gemalt, während die Altarblätter St. Bartholomäus, St. Johann 
d. Täufer und St. Anna von Franz Günther in Troppau herrühren. Der Maler 
des Altarbildes St. Johann v. Nepomuk ist nicht bekannt. Jakob Grohmann legierte 
1804 der Pfarrkirche 200 fl. auf Seelenmessen. — Der Glöckner Alois Brustmann 
führte 1802 Klage, weil Simon und Anton Wladarsch, sowie Augustin Brustmann 
ihm die schuldigen Wettergarben verweigerten. — Zur Erinnerung an den glück¬ 
lichen Ablauf der Typhusepidemie in den Jahren 1805 und 1806 wird alljährlich 
am Sonntage nach Maria Heimsuchung eine Prozession zur Kapelle am Milichberg 
veranstaltet. Die beim Opfergang einfließenden Gaben werden dem Armeninstitute 
zugewendet. 
Mit Genehmigung der hohen Landesstelle, des bischöflichen Konsistoriums und 
des Fürsten Lichnowsky als Grundherrn und Patron überließ der Dechant v. Beer 
am 12. Juni 1777 dem Vorstadtbauer Jakob Stach von den Pfarräckern das „Erbe 
in der Haide" zwischen Andres Hausner und Andres Hiebner, ferner ein „Acker¬ 
stück am Wessiedlerberg" zwischen Lorenz Münster und Josef Herzmansky vom 
Wessiedler Weg bis an die Wessiedler Grenze, weiters das sogenannte „Kreuzerb 
in der Au" zwischen Simon Wladarsch und Josef Kasper und zahlte ihm 600 fl. 
aus Eigenem bar aus, wogegen Jakob Stach ihm sein unterm Taschenberg liegendes
	        
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