Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Nachfolger ließ dann in Gr ätz eine neue feste Grenzburg gegen dieselben errichten. 
Die nach Grätz führende Straße, welche beim eisernen Tore von der alten Handels¬ 
straße abzweigte und in nördlicher Richtung über das heutige Obrem, Wolfsdorf, 
Briesau nach Grätz und von dort weiter nach Polen führte, hieß die Heerstraße 
nach Polen. Je mehr die vorgeschobene Bürg Grätz an Bedeutung gewann, desto 
mehr verloren das eiserne Tor und die anderen Grenzbefestigungen an der Oder 
an Wichtigkeit. Metislaw I., der 1037 Herzog von Böhmen wurde, beendete sei» 
tatenreiches Leben im Jahre 1054, worauf ihm in Böhmen sein ältester Sohn 
Spitihnev folgte, während die übrigen Söhne dem Hansgesetze nach mit Mähren 
beteilt wurden. Die Provinz Olmütz erhielt Wratislaw II-, der 1061 Herzog von 
Böhmen wurde, worauf die Provinz Olmütz an seinen Bruder Otto I. den Schönen 
kam. Im gleichen Jahre zog Boleslaw II-, der Kühne, von Polen gegen Böhmen 
und belagerte mit großer Macht die Burg Grätz, wurde jedoch vom böhmischen 
Heere umgangen und geschlagen, so daß er sich mit großen Verlusten zurückziehen 
mußte.*) 
Die urkundlichen Nachrichten über unser Gebiet aus jener Zeit sind spärlich. 
Wenn die sogenannten „Monse'schen Fragmente" (14 Urkunden, die sich auf die 
Zeit von 1026 bis 1062 beziehen) nicht Fälschungen wären, was allerdings nicht 
allgemein anerkannt wird, dann würden wir einigen Aufschluß erhalten. Nach diesen 
Schriftstücken bedachte Btetislaw die Tapferen, die ihm zum Siege über die Polen 
in Mähren verholfen hatten, mit Ämtern und Ländereien. Stibor wurde Graf und 
Kastellan in Brünn, Radim Kastellan in Prerau, Luta Kastellan in Pnstomiersch 
und dessen Bruder Zwest wurde Kastellan von Olmütz. Die Grafen Sigehard 
und Rudolf bekamen Ländereien an den gefährdetsten Punkten an der Oder 
und Mohra, Welis, Tas, Mutina, und andere wurden anderweitig belohnt. Er 
gab um 1030 als Fürst von Mähren der Peterskirche in Olmütz ihr altes 
Stiftungsgut bei Lundenburg und seine Gemahlin Judith schenkte derselben 1031 
das Dorf Dub, was er bestätigte und den Zehent von der Maut bei der Burg 
Grätz, den Zehent von der Maut bei Radesi (?, vielleicht bei unserem Radü'ko) 
und 50 Huben an der Oppa, sowie einen Wald an der polnischen Grenze hinzu- 
fügte. Gleichzeitig verpflichtete er den Grafen Siegehard, von den ihm geschenkten 
Gütern an der Mohra, sowie den Grafen Rudolf, von den ihm übertragenen 
Gütern an der Oder, der Peterskirche jährlich 2 Mark abzuführen. Ob nicht 
die noch heute bestehenden Dörfer Siegerzau und Rudelzan, welche 10, 
bezw. 15 km von der Oderquelle entfernt sind, an diese Grafen erinnern? Beck 
(Geschichte v. Neutitschein) findet in diesen „zweifelsohne fränkischen Grafen" 
die ersten Spuren deutscher Ansiedler an der Oder, Mohra und Oppa. Unser 
Taschendorf (Tasonis villa) würde dann an den obgenannten Edlen Tas erinnern. 
Nach denselben Schriftstücken gab nach Bretislaws Tode 1055 sein Sohn Wratislaw, 
der die Provinz Olmütz erhalten hatte, der Peterskirche in Olmütz zum Seelenheile 
seines Vaters seinen Besitz in Hessutboric, Gridesici und Zalesi. Gleichzeitig überließ 
Konrad, der Sohn des Grafen Rudolf, der Peterskirche im Tauschwege 
für die derselben von den Gütern an der Oder jährlich zu leistenden 2 Mark 
zwei Grundstücke in Zalesi. Siffrid, der Sohn des Grafen Sigehard, erscheint 1055 
unter den Zeugen der Schenkung des Fürsten Wratislav als „Hüter der Grenzen 
gegen Polen" angeführt. Er tritt 1059 als Kastellan der Burg Grätz an der 
Mohra der Peterskirche in Olmütz gegen Nachlaß seiner Pflichtzahlung' von jährlich 
2 Mark wegen seiner Güter an der Oppa, die er oder schon sein Vater für die 
früheren Besitzungen an der Mohra, wenn sie nicht mit diesen identisch sind, er¬ 
halten haben dürfte, einen vom Edlen Lubos gekauften Wald beim Dorfe Kojata 
ab. Wären die Schriftstücke echt, so könnte man vermuten, daß die beiden Grafen 
*) Sommersberg: Scriptores reruin silesiacarum, I, 22, 23. — Franz 
Palacky: Geschichte Böhmens, I, 300.
	        
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