Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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am kommenden Tage den gewesenen Bürgermeister Frank zeitlich früh zum Amte zu 
schicken habe, da man auf Amtsenthebung des Richters beantragen werde. 
Die verschiedenen Arten der Roboten waren: a) Roßroboten: Fuhren 
zum Vorspann, zum Futterholen, zur Wegreparatur; Erde oder Lehm, Klafterholz zu 
den Flößen, Material zum Wasserwehr führen, Feldsteine, Kalksteine, Zaunruten, Schaf¬ 
laub, Stroh, Streu, Schilf, Moos und Laub, Gebundholz, Klafterholz, Fische, Bier, 
Branntwein, Brettklötzer, Baumaterialien, Malz und Schrot, ferner Getreide, Heu, 
Grummet, Schlamm, Mergel und Dünger führen, dann eggen, ackern und rühren. — 
b) Fußroboten: Botschaften austragen, im Bier-und Branntweinhaus und beim 
Wasserwehr arbeiten, Wasserröhren legen, Holzflöße räumen, Feldsteine abtragen, beim 
Kalk- und Ziegelofen arbeiten, Mauersteine brechen, Kalksteine führen, Wege bessern, im 
Kuchelgarten arbeiten, Dünger in den Stätten begießen, Stallungen ausmisten, Streu, 
Schilf und Moos sammeln, Heu binden, Waldaussaat ausführen, Stöcke roden, Holz 
aufstoßen, beim Holzflößen und in der Brettmühle arbeiten, Klötzer schneiden, Gebund¬ 
holz machen, Klafterholz schlagen, Mühlgraben putzen, Teichdämme herrichten, Teiche 
aufeisen, tarassieren (Rasenarbeiten machen), Graben schlagen und ausbessern, fischen, 
Schafe baden und scheren, beim Hopfenbau arbeiten, Wasserfurchen werfen, Wasser 
von den Saaten ableiten, bei der Krauternte helfen, Getreide umstechen, Gespinste aus¬ 
arbeiten, Flachs, Hanf und Kümmel raufen, Flachs und Getreide jäten, Dachschabel 
machen, Bau und Dächer ausbessern, beim Bau Handlangern, Zaunruten und -Pfähle, 
Strohseile und Siebe machen, Wiesen säubern, Schoorerde auswerfen, Schlamm und 
Mergel werfen, Dünger und Schlamm ausbreiten und einziehen, dreschen, Heu und 
Getreide einernten. 
Wenn für die Roboter nichts zu tun war, was wohl selten vorkam, so über¬ 
ließ der Graf solche gegen eine entsprechende Bezahlung den Bürgern in der Stadt, 
was die Bauern äußerst ungern sahen, weshalb der Oberamtmann 1770 beim Ge¬ 
stehtage verkündete: „Seine Excellenz hätten vernommen, daß einige der robotsamen 
Bauern, so der Bürgerschaft und anderen Leuten in die Arbeit überlassen worden, 
über diese obrigkeitliche Verfügung vermessene Reden ausstoßen, weshalb er befohlen 
habe, kundzumachen, daß derjenige Bauer, so sich derlei Arbeit weigern oder ver¬ 
messene Reden führen würde, durch vier Wochen zur Strafe in Eisen und Banden 
außer seiner schuldigen Robot werde arbeiten müssen." 
In Böhmen und Mähren waren die Beziehungen zwischen Gutsherr und Bauer 
schon einigermaßen geregelt, in Schlesien jedoch nicht. Es wurden wohl die Obrigkeiten 
ermahnt, ihre Untertanen nicht durch übermäßige Zumutungen zu kränken, sondern viel¬ 
mehr alles zu tun, um sie in steuerzahlungsfähigem Zustande zu erhalten. Als dann 
aber 1767 im Bielitz'schen und Technischen 137 Gemeinden die Leistung ihrer Schuldig¬ 
keiten an die Grundobrigkeiten verweigerten, tvurde der kaiserliche Amtsrat Baron 
Locella beauftragt, die Beschwerden zu untersuchen. Er überreichte sodann der Kaiserin 
eine Denkschrift, worin er die Mittel und Wege vorschlug, den Untertansbeschwerden 
ein- für allemal abzuhelfen und neuen Unruhen vorzubeugen. Er schlug die allgemeine 
Einrichtung der Urbarien durch eine kaiserliche Hofkommission vor, bei welcher die 
Landesbehörde nichts dreinzureden hätte. Der Hauptteil der Untertansschuldigkeiten, 
die Zugdienste, sollten nicht mehr nach dem allgemeinen Landesbrauch, sondern nach 
den Steuerfassionen bestimmt werden. Der erstere sollte nur mehr für die von den 
Obrigkeiten nicht einbekannten Fußroboten maßgebend sein. Die Kaiserin gab seinem 
Vorschlage statt und errichtete 1768 eine Urbarialkommission, deren Vor¬ 
sitzender Locella wurde. Das Ziel derselben war: Herstellung authentischer 
Urkunden über die zwischen Obrigkeiten und Untertanen obwal¬ 
tenden Rechtsverhältnisse, deren Änderung nach Art und Umfang anfangs 
nicht geplant war. Die Herrschaften wurden aufgefordert, die Urbar taten twürfe 
vorzulegen. Diese zögerten aber mit der Vorlage derselben, da ihnen jeder Eingriff 
in die gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse höchst unwillkommen war. Anderseits aber 
zeigten sich auch die Untertanen störrisch und weigerten sich fast überall, die Entwürfe
	        
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