Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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und es bedurfte langer. Kämpfe der Römer unter Mark Aurel und Commodus, um 
die alte Donaugrenze wieder herzustellen. (180 n. Chr.) Mit dem 4. Jahrhundert ver¬ 
schwindet der Name der Markomannen und Quaden. Welche Stanrme sich dann über 
die quadische Grundbevölkerung in Mähren lagerten, ist nicht bekannt. 
Die Hunnen, die sich von der Wolga bis zur Donau ausgebreitet hatten, 
drangen 450 unter Attila gegen Westeil vor, so daß die Germanen in eine all¬ 
gemeine Bewegung gesetzt wurden. Alls den Kämpfen dieser Periode, die mit der 
Zertrümmerung des Hunnenreiches endeten, gierigen dann neue Völke'rverbindungen 
hervor lind gegen das Ende des 5. und anfangs des 6. Jahrhunderts siedelten sich 
nördlich von der mittleren Donau die germanischen Stämme der Heruler, Rugier 
und Langobarden an, doch ist nicht bekannt, wie weit ihre Herrschaft sich erstreckte. 
Die Slaven, welche auch ein Glied der arischen Völkerfamilie sind, lvaren 
in den asiatischen Ursitzen den Germanen zunächst gelagert. Beide Stämme haben 
am längsten bei einander geiveilt, vielleicht noch gemeinsam den ersten Zug aus dem 
Mutterlande nach Westen unternommen. Diese ursprüngliche Nachbarschaft wurde 
ailch später nicht durchbrochen, denn die östlichsten Germanen berührten sich stets mit 
den westlichsten Slaven. Als die Germanen von den Römern aus dein Westen 
zurückgedrängt wurde», konnten sie nicht mehr über die Weichsel zllrück, bertn diese 
Gebiete waren schon im Besitze der Slaven und anderer Völker. Als) dann die 
Hunnenflut die germanischen Völker vom Pontusgebiete fortgetragen hatte, bildeten 
sich dort west- und südwärts slavische Staaten. 
Wie die Germanen den Hunnen unterlegen waren, so unterlagen die Slaven 
dem Ansturm des der sinnisch-üralischen Völkerfamilie angehörenden barbarischen 
Volkes der Avaren, von dem sie nach Westen teils gedrängt, teils geführt wurden. 
Dieses räuberische Volk, welches um die Mitte des 6. Jahrhunderts bis an die 
Grenzen des fränkischen Reiches in Türingen streifte, besetzte '568 nach dem Abzüge 
der Langobarden Pannonien und breitete sich westlich nach Noricum aus. Die Avaren 
bewohnten ihre Länder nur zeitweilig Und strichweise und suchten sie nur plündernd 
heim, da sie sich an keine seßhafte Lebensweise gewöhnen konnten. Da ihr Ansturm 
die letzten germanischen Völker suebischen Stammes westwärts getrieben hatte, so 
wurde dadurch die Ansiedlung der Slaven in Mähren, der M a r v a n i (Marahenses), 
erleichtert. Die Macht der Avaren wurde inr 7. Jahrhundert erschüttert und erlangten 
die Bulgaren, die Serben und andere slavische Stämme ihre Selbständigkeit. Der 
Franke Samo befreite dann die Mährer und die an der mittleren Donau wohnenden 
Slaven und gründete ein großes Reich, das aber nach seinem Tode (658) in 
die einzelnen Teile zerfiel, die abermals unter die Avaren kamen. Erst Karl der 
Große (768—814) hat die Vernichtung dieses den Fortschritt der Kultur hemmenden 
Volkes vollbracht, in die eroberten Gegenden das Christentum getragen, zugleich 
aber die Slaven in Abhängigkeit von sich gebracht. 
Zu Karls d. Gr. Zeiten lebten in Mähren einzelne Fürsten, die aber kein 
einheitliches Reich bildeten. Unter Kaiser Ludwig dem Frommen erlangten die March¬ 
slaven das Übergewicht, und ihr Herzog Moimir I., der Begründer des Geschlechtes 
der Moimiriden, errang die Herrschaft über die benachbarten Stämme. Sein 
Neffe Rastislaw, der ein vom fränkischen Reiche unabhängiges Reich gründen 
wollte, erhielt von Kaiser Michael in Konstantinopel den Missionär Cyrillus 
(Konstantin) und dessen Bruder Methodius, welche die Apostel Mährens wurden. 
Cyrillus hatte nicht nur die bereits bekehrte slavische Bevölkerung im christlichen 
Glauben zu befestigen, sondern vor allem den Einfluß, den die deutsche Geistlichkeit in 
Mähren gewonnen hatte, zu brechen und eine Kirche auf volkstümlicher Grundlage 
zu errichten. Er führte die slavische Sprache beim Gottesdienste ein, erfand, sowie 
Ulfilas den Germanen ein Alphabet geschaffen hatte, die slavischen Schristzeichen und 
übersetzte die Bibel. Das Mährerreich, welches unter Rastislaw und seinem Neffen 
Swatopluckbis an die Gran und noch weiter hinaus reichte, war aber von keiner 
langen Dauer.
	        
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