Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Rekrutenallsschreibungen eintrafen, so wurde mit den Richtern „in geheim festgesetzt, 
selbe vor Tags zu fangen und auszuheben". Doch kam es diesmal zu keinen größeren 
Ereignissen. FouquS bezog die Winterquartiere im Troppau-Jägerndorfischen, während 
Laudon von Bielitz bis nach Mähren seine Quartiere innehatte. Am 3. Dezember 
kam der Auftrag, 2660 Portionen Heu und ebensoviele Portionen Futterstroh für 
die hieher ins Winterquartier kommenden Soldaten bereitzuhalten und am 21. De¬ 
zember rückten dann noch 350 Mann vom Graf Kolowrat'schen Dragonerregiment 
ein, die von Fulnek mit Vorspann abgeholt werden mußten. 
Fouqu6 wurde am 20. Juni 1760 von Laudon bei Landshut geschlagen. Letzterer 
nahm am 26. Juli Glatz ein, wurde aber am 14. August bei Liegnitz von Friedrich 
besiegt. Ein russisch-österreichisches Heer nahm wohl Berlin ein, aber Dann wurde 
bei Torgau am 3. November von Friedrich geschlagen. Laudon brachte am 1. Ok¬ 
tober 1761 die Festung Schweidnitz in seine Gewalt und Kolberg mußte sich am 
16. Dezember 1761 den Russen ergeben. 
Unser Schlesien blieb bis gegen Ende des Krieges vom Feinde ziemlich u»- 
belästigt, allein eine 10')/0ige Vermögenssteuer und unablässige Naturallieferungen ließen 
erkennen, daß der Krieg noch andauere. Die „Relationes und Correspondenzien" des 
Oberamtmannes Johann Joses Hanke (1759—1767) und die Kurrendenbücher 
der Herrschaft Odrau aus dem Jahre 1761 geben mannigfache Kunde hievon.*) 
Infolge der vielen Einquartierungen fing an eine Verwilderung unter den 
Dorfbewohnern platzzugreifen und waren Raufereien und Schlägereien au der Tages¬ 
ordnung, weshalb sich der Oberamtmann veranlaßt sah, am 13. Juli 1761 ein eigenes 
Raufpatent zu erlassen. Nach demselben waren folgende Strafen festgesetzt: Auf 
einen Schlag mit einer Kanne oder einem Kruge oder Glase 10 Tl. Ein dergleicher 
Wurf kostete 10 Tl., ein Schlag mit einem Schemelbein oder Prügel 10 Tl. Alle 
blutrünstigen Sachen nach den genannten Punkten wurden mit 4 Tl. bestraft, und 
mußte jener, der zuerst zuschlug, noch extra 1 Tl. 30 kr. zahlen. War es eine „trockene" 
Rauferei, so konnten diese zwar die Richter und Rechte vergleichen, durften aber 
niemals außerrecht lassen, eine Strafe von 10 bis 30 Silbergroschen zu verhängen 
und diese in die Armenkasse zu geben, welche Strafen von den Raufern mit Arrest 
erzwungen und beim nächsten Gestehtage im Amte abgeliefert werden mußten. Falls 
sich die Richter und Gerichte unterstehen sollten, Händel und Schlägereien zu ver¬ 
decken, und die Täter etwann aus Freundschaft nicht der Gebühr nach zu strafen, so 
hätten Richter und Rechte selbst eine Strafe von 10 Tl. zu erlegen. Die eingegangenen 
Strafgelder wurden ü 10 kr. unter die „blutarmen Leute" der Herrschaft Odrau verteilt. 
Noch größere Lieferungen und Vorspannleistungen brachte das Jahr 1762, in 
tvelchem sich das Kriegsgetümmel den Mauern von Odrau näherte. „Am 28. Jänner", 
so schreibt der Oberamtmann, „trafen 36 Wagen von Glatz und Warta ein. Die 
Pferde müssen ausruhen, das Zeug ist zerbrochen und muß ausgebessert werden. 
Heute traf auch der Befehl ein, 81 Zentner 39 Pfund Mehl, 244 Scheffel 7 Matz 
Hafer und 388 Zentner 69 Pfund Heu abzuliefern, wozu 84 vierspännige Fuhren 
notwendig sind, die vor 14 Tagen nicht zurückzuhoffen sind. — Am 28. mußten 25 
vierspännige Wagen von Troppau nach Freudental Mehl führen. Da bis heute dato 
244 Pferde außen sind, bin ich außer Stande, die Feldarbeit zu versehen. — Am 
29. kamen die Pferde von Glatz und Warta zurück und schon wird für den 1. Fe¬ 
bruar vom Dominio 70 Zentner Mehl und 170 Zentner Heu und von Seite der 
Untertanen 50 Zentner Mehl und 180 Scheffel Hafer dahin zu transportieren an¬ 
geordnet. Diesmal halte zurück und erwarte die Execution. In Publicis wurde 
unterm 25. auf die Kauf- und Handelsleute, Richter, Müller, Brandweinpächter, 
Wirtschaftsbeamte, Judenschaft und Klostergeistlichkeit 4751 fl. 42 ‘/ä kr. als Kriegs¬ 
steuer publiziert, worin auf mich 6 fl. und auf den Rentschreiber 3 fl. ausgeworfen 
*) Näheres hierüber in dem Aufsatze „Odrau zur Zeit des siebenjährigen Krieges 
von A. Rolleder" im Notizenblatte der hist.-stat. Sektion, Brünn, 1895.
	        
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