Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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noch an feiner und guter Wolle gebricht, daher die beste Gelegenheit zur Empor¬ 
bringung der Tuchfabrikation vorhanden ist, so ist mit allen Kräften darnach zu 
trachten, daß die Tucherzeugung zu ihrer ehemaligen Würdigung gelange, wodurch 
ein stärkerer Absatz zu erhoffen sei, wozu Ihre Majestät kein Mittel unversucht lassen 
wolle. Der übliche Unterschied der Tücher soll auch fernerhin bestehen und 
sind die Sorten, welche der Schau und Sieglung zu unterziehen sind, folgende: 
a) Die Kerntücher und breiten Drodel-Boy, welch letztere zum Auf¬ 
reiben gebraucht werden, und die Carriseien werden aus guter Kern wolle 
gemacht. — Von diesen gab es folgende Sorten: 1. Ein zehnviertliges, dreißigelliges, 
einfärbiges oder ebensolches meliertes Kerntuch von geschlagener Kernwolle, welches am 
Zeuge, worin es gewebt wird, 28 Gänge 5 32 Faden auf einer Ecke, zusammen 
56 Gänge und 29 Schränke haben soll. Der Eintrag soll wenigstens aus 9 Stück 
Garn bestehen. Das Weben soll mit zwei Schlägen geschehen, und die Warfbrüche 
und leeren Riechen mit je 1 kr., Schwertscheiden und Unterschlüge mit 3 kr. bestraft 
werden. Es soll aus der Walke 29 m lang und 9'/'« Viertel zwischen den Leisten 
breit kommen. In der Zubereitung muß es auf 30 Ellen Länge und 10 Viertel 
Breite gebracht werden. Kein Kerntuch soll länger als 30 Ellen sein. ;— 2. Ein zehn- 
viertliger, sechzigelliger Boy soll 24 Gänge ü 24 Faden und 52 Schränke haben 
und mit einem Schlage dicht gewebt werden. Die Boye wurden nur halb gewalkt. 
Diese Kerntücher und Boye erhielten vier Kleeblätter und vier große Siegel. — 
3. Die Carriseien wurden in allen Stücken den Tüchern gleich geachtet, daher auf 
einen 10 Viertel breiten Carrisei ebensoviel Gänge in der Breite und soviele 
Schränke in der Länge zu nehmen waren, als bei den Tüchern. Da dieselben mit 
4 Schemeln gearbeitet wurden, so daß der Warf geschränket oder geköpert ward, so 
konnten solche nicht so dünn wie die anderen Tuchsorten gewebt werden. Bei den 
Carriseien war nebst der Wolle auf die Zartheit des Gespinstes zu sehen und war 
keiner zu passieren, der nicht die gehörige Wolle hatte und aus feinem und gleich¬ 
mäßigem Garne war. 
b) Die breiten und zweielligen Kür- und Kapptücher, Carri¬ 
seien und Filanellen und die breiten und zweielligen Drodel-Boye 
werden aus guter Kür wolle bereitet.— Von diesen gab es folgende Sorten: Ein 
zehnviertliges, dreißigelliges, einfärbiges oder ein meliertes Kürtuch aus geschlagener 
Kürwolle hatte 28 Gänge auf jeder Ecke und 30 Schränke. Der Eintrag bestand 
aus 8 bis 9 Stück Garn. Das Weben geschah mit einem Schlage so dicht, daß 
zwischen einem Kürtuch und einem von gemeiner Wolle ein merklicher Unterschied 
war. Ein neunviertliges, dreißigelliges, einfärbiges Kürtuch hatte 25 Gänge und 
30 Schränke, ein achtviertliges, dreißigelliges Kürschnittuch 20 Gänge und 30 Schränke, 
während die neunviertligen und achtviertligen melierten Tücher nur 29 Schränke 
hatten. Ein zehnviertliges, langhaltendes, fünfzigelliges Tuch aus geschlagener Kürwolle 
hatte 28 Gänge und ein neunviertliges ebensolches Tuch 25 Gänge und jedes 
50 Schränke. Ein neunviertliges, vierundzwanzigelliges Schipptuch hatte 24 Gänge 
und 23 Schränke. Ein zehnviertliges, sechzigelliges Boy hatte 24 Gänge, ein eben¬ 
solcher neunviertliger 21 Gänge und jeder 52 Schränke und ein achtviertliger, dreißig- 
elliger Boy 17 Gänge und 26 Schränke. Diese Boye wurden nur halbgewalkt. Die 
Carriseien aus Kürtvolle mußten wie die vorhin genannten Tücher behandelt und ge¬ 
walkt werden. Carriseie, die nur halb getvalkt waren, wurden den Filanellen gleich 
geachtet. Die Filanelle wurden nur einmal gerauht und nicht geschoren. Sie wurden 
3 Ellen, 10 Viertel und 8 Viertel breit gemacht und in der Walke nur gewaschen. 
Da sie nicht nach dem Stück, sondern nach der Elle verkauft wurden, so war ihre 
Länge den Tuchmachern freigestellt. Ein zwölfviertliges Filanell hatte 27 Gänge, 
ein zehnviertliges 22 und ein achtviertliges 17 Gänge. Die achtviertligen Tücher, 
Boye, Carriseien und Filanelle erhielten drei Kleeblätter und drei kleine Siegel, 
während alle übrigen drei Kleeblätter und drei große Siegel bekamen. 
e) Die Schnitt- und Schipptücher, die zweielligen Drodel-Boye,
	        
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