Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

240 
„nach Einrichtung seiner früheren Regenten" (Hauptleute) 8 Tage, nämlich 2 Tage 
zur Frühlingszeit mit dem Haken, 2 Tage zur Herbstzeit mit dem Rechen, 2 Tage 
mit der Sense und 2 Tage mit der Sichel auf dem Lantscher oder Odrauer Vorwerk 
mit tauglichen Pferden und Ackergeschirr und 
2. die Häusler und Hüttler 3 Tage im Jahre auf dem Lantscher Vorwerk 
mit dem Rechen zu roboten haben ; ferner daß sie 
3. alle, wenn es ihnen der Hauptmann ansagen lasse, bei der Jagd mitzu¬ 
gehen haben. 
4. Gestattete er ihnen, auch fernerhin die aus dem Vorwerke gemachten Bauern¬ 
güter unter ihrer Gemeinde Schatzung und Rolle zu halten und versprach, ihnen 
weder Rollmänner noch Branntweinaussatz je höher anzuschlagen. 
Dem Taschendorfer Erbrichter Johann Herzmansky überließ er am 25. Juni 
1709 gegen Erlag von 300 fl. rh. und einer Ehrung von 6 Dukaten für seine 
Gemahlin die Robot der beiden im Oberdorfe ansässigen Bauern Martin Walzet und 
Wenzel Popp, die nun verpflichtet waren, dem Richter wöchentlich 2 Tage zu Roß 
und 2 Tage zu Fuß zu roboten; alle anderen Zinsen hatten letztere jedoch wie 
bisher der Herrschaft abzuführen. Als Herrschaftshauptmänner wirkten unter Graf 
Johann Peter Anton v. Werdenberg: Johann Georg Khülff (1699—1704), 
Georg Balthasar Reber (1704—1706), Johann Georg Leopold Gro߬ 
herr (1707—1709) und Wilhelm Ferdinand Friedlansky (1709—1715). 
Graf Johann Peter Anton von Werdenberg, welcher schlecht wirtschaftete und 
infolgedessen schon 1701 genötigt war, die Herrschaft Judenau samt dem Gute 
Dittersdorf dem Fürsten Johann Adam von Lichtenstein zu verkaufen, starb am 
16. März 1710 in Wien und wurde bei den Franziskanern beigesetzt. Er hinterließ 
eine Witwe Anna Maria, Tochter des am 16. Mai 1700 verblichenen Grafen 
Sebastian von Halliweil, und drei Töchter: Maria Leopoldine, Barbara 
Cajetana und Eva Julians, welche 1711 an die Gewähr des Gutes Odrau 
geschrieben erscheinen?) Rach Bergmann x. 355 und Notizenblatt 1876, x. 67, hatte 
er noch zwei Töchter: Maria Jsabella, welche mit Johann Ehrenreich von Mögier 
vermählt war, und Theresia, welche schon 1703 im zartesten Alter starb?) 
Die Vormundschaft über seine Kinder führte Fra nzJosefPhilipp Reichs¬ 
graf von Hoditz aus Wolframitz und Meltsch, der am 30. Mai 1710 auf 
klagbares Anbringen der Neustädter, „als würde ihnen von Seiten der Stadt 
in der rata contribuendorum (Ausmaß der Abgaben) zu viel zugemuthet", nach 
genommenem Gegenbericht der Stadtgemeinde beide Teile auf die genaue Einhaltung 
des Vertrages vom 1. Juni 1699 verwies. 
Maria Leopoldine, die älteste Tochter des Grafen von Werdenberg, heiratete 
am 30. August 1711 den Herrn Marcus Antonius de Rochoville, Obrist-Wacht- 
meister des Kronsfeldischen Kürassier-Regimentes, der alsbald nach der Hochzeit ins 
Feld zog. Glücklich aus dem Kriege zurückgekehrt, ließ er 1714 die Statue des 
heil. Johann von Nepomuk aus der langen Brücke, seither auch Johannesbrücke 
genannt, errichten. Auf der Vorderseite des Sockels befindet sich sein und seiner 
Gemahlin Wappen und folgende Inschrift: „IoannI nepoMVCeno honoris 
PATRONO DEBlTE STRVCTA -— ab Antonio Domino de Rochowille S. C. M. 
Vicecolonello et Comendante Regiminis Cronsfeld.“ Auf der rechten Seite des 
Sockels steht „Dzirn fec. 1714“, welche Jahreszahl auch aus dem Chronogramm 
hervorgeht. Ihre Schwester Barbara Cajetana, welche später den Herrn Franz 
Leopold Freiherrn von Lichnowsky heiratete, ließ zu Ehren des Namenspatrones ihres 
Gemahls gegenüber der Johannesstatue die Statue des hl. Franz errichten, welche 
auf der Vorderseite des Sockels das Lichnowskische Wappen, sonst aber keinerlei Jn- 
i) Tropp. Ldt. XX, f. 73. — 2) Hiernach wäre d'Elvert, Notizenblatt 1876, 
p. 76, zu berichtigen, daß Johann Peter Anton nicht der Sohn des Grafen Alexander, 
sondern der seines Bruders Johann Baptist von Werdenberg war.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.