Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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robotfrei sein sollten. Nach Ablauf dieser Zeit sollte jeder 3 Tl. zinsen und nebst 
den Gemeindegaben die Robot eines Gärtners leisten. Von demselben Bauernhöfe 
wurde dem Gregor Schill von Dobischwald ein Garten in der Niedervorstadt und 
ein Erbe um 70 Tl. verkauft, von welchem dem Pfarrer an Decem (Zehent) jährlich 
2 Matzen Korn und 2 Matzen Hafer zu reichen waren. Der Bürger und Schuster 
Martin Pleban erkaufte von demselben Hofe um 32 fl. einen robot- und zinsfreien 
Grund. — Auf der Brandstelle des Nickel Fiessel in der Obervorstadt ließ er ein 
Häuschen erbauen, dasselbe 1659 voll Bürgermeister und Rat der Stadt abschätzen, 
und übergab es, obwohl es früher ein Gärtnerhaus war, dem Martin Marx 
für 36 Tl. als ein Kleinhäusl, von welchem dieser der Herrschaft jährlich zu 
St. Michaeli 3 Hühner zu zinsen hatte. Dem Andreas Ullmann verkaufte der 
Stadtrat 1660 eine lvüst gestandene Fletze, da dieselbe der Stadt keinen Nutzen 
einbrachte, um 6 Tl. 
Jeder Bürger suchte auch, soweit es ging, sein Haus wieder in ordentlichen 
Staild zu setzen. Hier wurde ein zusammengefallenes Nebengebäude neu aufgerichtet, 
dort ließ einer einen Giebel neu aufsetzen und dahier ein anderer einen neuen 
Keller graben, damit er die Mitbürger, wenn die Reihe des Schenkens an ihir kam, 
mit einem kühlen Trünke bedienen konnte. 
Der Stadtrat war daran gegangen, das Rathaus, das im dreißigjährigen 
Kriege durch die Beschießung der Schweden arg gelitten hatte, lvieder herzustellen, 
lvie auch die Herrschaft die an dasselbe angebauten Fleischbänke wieder in guten 
Stand gesetzt hatte. Nachdem das Gebäude hergerichtet war, führte man 1660 
unter dem Bürgermeister Georg Herzmansky d. Ä. den oberen Teil des Turmes 
mit einem Kostenallfwande von 100 fl. neu auf. Die Schäden, welche die Stadt¬ 
mauern erlitten hatten, blieben jedoch vorläufig lnrausgebessert, denn im folgenden 
Jahre traf die Stadt ein neues Unglück, da eine Viehseuche fast den ganzen Vieh¬ 
stand der ja zum größten Teile auf die Landwirtschaft angewiesenen Ringbürger 
hinwegraffte. Kurz vorher hatte die Stadt 4 Pferde, die sie für 210 Tl. erkaufen 
mußte, nach Breslau zu liefern gehabt. Unter der Stadtbevölkerung herrschte 1667 
eine epidemische Krankheit, der auch der mehr als 100 Jahre alte Nikolaus Kirschke 
zum Opfer fiel. (Pfarr-Matrik.) 
Als dann im Jahre 1671 der Turm beim Niedertor nach einem großen Tau¬ 
wetter ganz einfiel, ging man auch an die Ausbesserung der Stadtmauern. 
Bürgermeister und Rat zeigten am 24. April 1671 der Herrschaft an, daß sie 
willens wären, die Stadtmauern, die an vielen Stellen schon ganz eingingen, wieder 
herrichten zu lassen, allein wegen der großen Armut seien sie Unvermögens, dies 
allein durchzuführen, wenn nicht die Dorfschaften und Se. Gnaden dazu Beihilfe 
leisten. Der Maurer allein habe 600 fl., 100 Scheffel Kalk, mehrere Schock 
Bretter, 1 Schock Sparrenholz und andere Beihilfe begehrt. Ihrer Bitte wurde 
entsprochen und hierauf das obere und niedere Stadttor, der weiße oder Pulverturm 
bei der Schergstube und die dazwischen liegenden Stadtmauern mit ihren Citadinen 
wieder in ordentlichen Stand gesetzt. 
Um seine Einkünfte zu verbessern, ließ Johann Baptist Freiherr von Werden¬ 
berg, der sich von 1667 an Graf und von 1678 an Reichsgraf von Werdenberg 
und Namiescht, Freiherr zu Grafeneck, Erbherr von Judenau und Odrau nennt, in 
der Zeit von 1674 bis 1688 auf den zwischen der Oder, der Schloßmühle, dem 
Mühlgraben und dem Hennbach gelegenen Gründen des Brustmannischen und 
des Andreas-Gartens durch seine Hanptleute Wilhelm Gemmenstorffer 
(1674—1680), Georg Ferdinand Herzmansky (1680—1686) und Johann 
Georg Leopold Großherr (1686—1688) dreißig neue Häuschen erbauen. 
Desgleichen ließ er die Häuschen Nr. 143—145 vor dem Niedertor und das Haus 
Nr. 72 in der Mühlgasse aufführen. Da er jeden, der ein solches Häuschen kaufte, 
auf 6 Jahre von aller Besteuerung und auf ewige Zeiten von der Einquartierung 
befreite, so fanden sich bald Abnehmer für dieselben, tvelche nach Ablauf der 6. Jahre
	        
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