Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

gebot, „daß niemand soll die Wahrsager oder, besser zu sagen, die Zauberer um 
Zaubereien ansprechen, noch weniger unkatholische oder zauberische Bücher im Haus 
halten, was" — wie er 1656 im Naubbienenprozeß sagt — „von mir oft, tveilen 
die Herren Geistlichen deswegen mich angesprochen haben, schriftlich und mündlich 
beim Senat renoviert worden". Unter dem Pfarrer Karl Ignaz Albert, der 1641 
von dem Bürger und Gastgeber Martin Losert für die Kirche einen Fischhälter an 
der Oder erworben hatte, bürgerte sich der Gebrauch ein, daß am Fronleichnams¬ 
feste die 40 jüngsten Meister der Zünfte die Prozession begleiteten und am Stadtplatze 
Salven abgaben. Er kam 1648 von Odrau weg und starb 1672 als Pfarrer in 
Ztvittau. 
Als erster katholischer Lehrer in Odrau erscheint 1635 Johann Franz 
Nipp. Dessen Gattin hieß Salomene. Als ihm am 30. Dezember 1635 ein 
Sohn getauft wurde, war der Sponauer Pfarrer Kaspar Kreß Pate. In Manken- 
dorf wirkte damals Martin Schubert als Schulmeister (Ludimagister). Nipps 
Nachfolger war Adam Roman, dessen nachgelassene Tochter Dorothea 1639 den 
Reiter Georg, Peter vom Winz'schen Regimente heiratete, wobei der damalige Rektor 
Peter Scholz als Trauzeuge fungierte. Wie lange dieser hier wirkte, ist 
nicht bekannt. 
VII. MschniÄ. 
Odrau unter den Herren von Werdenberg. 
Johann Baxtist Freiherr von werdenberg auf Odrau. 
Christine Margarete, die nachgelassene Tochter des Obristen Johann Freiherrn 
von Winz heiratete 1656 den Johann Baptist Freiherrn von Werdenberg 
auf Grafeneck und Judenau, Erblandstabelmeister der fürstl. Grafschaft Görz, welcher 
dadurch in den Besitz der Herrschaft Odrau gelangte, die er Ende des Jahres 1656 
in Besitz nahm und bis 1696 besaß?) Die Herren von Werdenberg, richtiger Verden¬ 
berg, entstammten dem edlen Geschlechte der Verda im Herzogtume Mailand, welches 
von dort schon frühzeitig nach Görz übersiedelte?) 
Johann Baptist Freiherr von Werdenberg tvar der zweite Sohn des Johann 
Peter Verda de Verdenberg. Er war wie sein Vorgänger eifrig bedacht, die Wunden 
zu heilen, welche der lange Krieg der Stadt und den Dörfern, wie auch der Herr¬ 
schaft geschlagen hatte. In erster Linie sah er darauf, daß auf den Brandstellen in 
der Stadt und den Vorstädten wieder neue, der Stadt und ihm zinsbare Häuser 
entstanden, in welchem Bestreben ihn sein Herrschaftshauptmann Karl Mansued von 
Orelly (1656—1662) werktätig unterstützte. Das wüst und öde liegende Bauerngut 
des Haus Malcher in der Vorstadt konnte als solches nicht mehr an den Mann ge¬ 
bracht tverden, weshalb der Hauptmann die Brandstatt samt dem daran gelegenen 
Garten und den daranstoßenden, am Wessiedler Berge gelegenen Erbackern mit den 
vorigen Zinsen und Gaben im Jahre 1658 zu gleichen Teilen dem Michael Gilg 
von Großhermsdorf und dem Thomas Münster von Heinzendorf für je 35 Tl. 
unter der Bedingung überließ, daß sie darauf bauen, wofür sie 3 Jahre zins- und 
i) Tropp. Ldt. XIV, f. 9. — 2) Not.-Bl. 1876, p. 57—68.
	        
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