Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Burggrafen Karl Hannibal Dohna, der von Odra» mancherlei Lieferungen verlangte 
und die Bevölkerung bedrängte. Hiebei wurde Stephan Crabat, „eine rittermäßige 
Person", in Jogsdorf „unversehens" erschossen und am 26. Oktober beerdigt. Am 
t. Dezember 1623 nahm Dohna Stettin bei Troppau ein, das dem Bethlen 
anhing, und ließ dem Bürgermeister, als er nicht huldigen wollte, den Kopf 
abschlagen. 
Ärgeren Ausschreitungen überließen sich aber die Kosaken, von denen im Dezember 
1623 und zu Anfang des Jahres 1624 mehrere tausend Mann, dem kaiserlichen 
Heere zur Unterstützung gesandt, das Odertal durchzogen. „Vom 1. November an¬ 
gefangen haben wir durch viele Wochen Kriegsvolk beherbergt und denselben umsonst 
zu essen und zu trinken geben müssen. Was aber die Ketzer dabei waren, die haben 
verlangt, daß der Meister im Hans ihnen Jungfrauen zum schlafen bringen möchte. 
Einer wollte sogar die Frau Bürgermeister (Franz Rab) mitnehmen." (Chronik von 
Zimmermann, p. 36.) Die Pfarrmatrik führt an, daß am 5. Jänner 1624 unter¬ 
halb der Stadt bei der Teichmühle der Sohn eines Bauers von Petersdorf von den 
Kosaken erschossen wurde. Ein gleiches Schicksal ereilte am 17. Mai den Sohn des 
Valentin Walzel von Jogsdorf. Im August wiederholten sich die Einfälle. Am 
12. August wurden Jakob Polzer, ein Fleischer, und Georg Gloger, ein Kürschner, 
welche vom Prerauer Jahrmärkte heimkehrten, von den Polaken bei der wüsten 
Scheune in Neudeck niedergehauen. Am 25. August begrub man die Brüder Georg 
und Tobias Knopp von Petersdorf, welche von den „gottlosen Polaken jämmerlich 
zerschlagen und getödtet" worden waren. Um dieselbe Zeit hatte Karl Praschma 
seine Stadt Wagstadt, wohin stattliche Sachen, besonders viel Vieh geflüchtet worden 
war, gegen die Polaken zu verteidigen, welche an ihm Rache nehmen wollten, weil 
er einige von ihnen hatte hinrichten lassen; sie entzogen den Belagerten das Wasser, 
weshalb viel Vieh in der Stadt verendete und die Not stieg. Er schrieb, daß er 
die Stadt übergeben müsse, wofern man ihn nicht entsetze. Doch ist uns der weitere 
.Verlauf nicht bekannt. — Das Jahr war teuer und die Bevölkerung hatte keinen 
Verdienst, daher Not und Elend herrschten. Nicht genug an dem, ließen die Polaken 
nach ihrem Abzüge die Pest zurück. Es starben im Jahre 1624 in Odrau 465 Per¬ 
sonen, siebenmal soviel als in den letzten 13 Jahren durchschnittlich gestorben waren. 
In den zur Filiale Dörfl gehörenden Dörfern Groß-Hermsdorf imb Kamitz allein 
starben von Michaeli (29. September) bis Simon (27. Oktober) 50 Personen. 
Vom April des Jahres 1625 an erscheint dann Hans Bernhard Praschma 
von Bilkau, der älteste Sohn Schebors, als Erbherr auf Oder und Stauding, 
der für seinen Branntweinjuden das beim Niedertor an der Stadtmauertreppe 
gelegene Haus des gewesenen Seilers Daniel Kropitz um 90 fl. L.-W. zur Wohnung 
kaufte. Da Hans Bernhard Praschma in den Sommermonaten nicht in Odrau 
weilte, so verkaufte Martin Polk zu Lautsch mit Zustimmung des Herrschastshaupt- 
mannes „seine Erb und Nahrung, wie er selbe von altersher besessen," um 224 fl. L.-W. 
dem Johann Stach zu Lautsch und ließ ihm als tunäus instructus dabei: ein Roß, einen 
Pflug, eine Ayden (Egge) und ein Paar Hühner. Martin Polk bat den Herrschafts¬ 
hauptmann Heinrich John von Wilkau (1625—1629), „er möge ihm anstatt Sr. Gn. 
die Leimmühle, weil sie ohnedies in Verwüstung gerathen möchte, unbeschwert ver¬ 
kaufen." Der Hauptmann erteilte ihm aber den Bescheid, „daß dieselbe schon aus 
der Freiheit getreten und dem Herrn in seine Kammer gefallen; wenn Supplicant 
sich jedoch mit ihm wegen der neu auszusetzenden Robot vergleichen wolle, sei er 
nicht dagegen."*) — Als am 30. September 1625 dem herrschaftlichen Blumen¬ 
gärtner Georg Zwirner ein Kind getauft wurde, standen als Paten Hans Bernhard 
Praschma, Hans Moritz Freiherr von Rödern, der Stallmeister Donat und der Pastor 
Daniel jun. Philomates. Hilschers Chronik, p. 33, erwähnt, daß 1625 Franzosen, 
Italiener und Spanier im Orte waren, die sich Paterkrieger nannten. 
*) Lautscher Erbgerichtslade.
	        
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