Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Zahlung der Leibtrabanten weiland des Königs Matthias verwendet wurden. Kyowitz, 
auf welchem sie 6600 Tl. versichert hatte, blieb ihr ebenfalls, allein Schlatten ging 
später verloren und kam an Johann Rastota von Steblau. Nicht anders erging es 
den Besitzern der benachbarten, in Mähren liegenden Güter. Wilhelm von Zierotin 
verlor sein Gut Mobitz an Max von Lichtenstein, sein Gut Alt titsch ein kam 
an Niklas Frangipan, Grafen von Trschaz, und nur Hustopetsch blieb um den 
Betrag der darauf haftenden Schulden seiner Gemahlin. Johann Skrbenskys Gut 
Fulnek wurde dem Wenzel von Würben gegeben, Johann Stiasny Podstatzkys von 
Prusinowitz Güter Bodenstadt und Liebental gelangten an Donna Carolina 
d'Austria, Fürstin von Contecroy, das Gut Weißkirchen, welches dem Wenzel 
Mohl von Modrelitz gehörte, sowie Leipnik und Helfen st ein, welche Georg von 
Würben besaß, gelangten an den Kardinal Dietrichstein und Neu titsch ein kam 
an die Jesuitengesellschaft in Olmütz. Die Teilnahme der Troppauer Stände an 
der Erhebung blieb wohl diesmal ungeahndet, allein bald sollte sich die Gelegenheit 
ergeben, auch sie in Strafe zu ziehen. 
Hans Bernhard praschma von Bilkau auf Gdrau. 
Schebor Praschma hatte die minderjährigen Söhne Hans Bernhard, Hans 
Moritz, Sebastian und Hans Dietrich hinterlassen, deren Vormund ihr Oheim Karl 
Praschma von Bilkau auf Wagstadt war. 
Karl Praschma verkaufte am 15. August 1623 der Stadt Odrau einen Hof 
in der Vorstadt vor dem Obertor, welcher der Herrschaft, da dessen letzter Besitzer 
Urban Reinischer ohne gesetzliche Erben starb, heimgefallen war, für 380 fl. schl. L.-W., 
aus welche Summe ihn 1619 die Richter von Wagstadt, Fulnek und Wigstadtl ge¬ 
schätzt hatten. Dabei ließ er der Stadt, „damit sie solchen zu gemeiner Stadt Bau 
und Besserung desto bequemer genießen möchte", die auf dem Hofe lastenden Roboten 
nach, mit der Bedingung, daß derselbe nie unter eine fremde Herrschaft gelange und 
die urbarmäßigen Geld- und Getreidezinsen auch hinfort der Herrschaft geleistet würden. 
Diesen Hof, jetzt Nr. 2 der Obergasse, hatte 1590 Adam Hübner an den Junker 
Ernst Kopritz von Kopritz um 260 fl. verkauft, der 1600 das böhmische Dorf, „wie 
man den großen Acker sammt dem Biengarten nennet", dazu gekauft hatte. Salomo» 
Nabius erwarb 1608 diesen Besitz von ihm und überließ ihn 1613 dem Hans Sturm 
von Giersdorf, nach dessen Tode er 1620 an Urban Reinischer gediehen war. Die 
Stadt behielt den Hof nur bis 1625, in welchem Jahre sie ihn dem Primator Peter 
Schmidt und 1626 an Johann Breske um den gleichen Preis überließ. Letzterer 
wurde aber verpflichtet, der Stadt außer den herrschaftlichen Gaben jährlich zwei 
Fuhren nach Olmütz oder Troppau zu leisten, ein „Groß Gemein Vieh" (Zuchtstier) 
an seinem Futter zu halten und 10 fl. bar abzuführen. Da er dies alles nicht 
leisten konnte, bat er 1628 den Rat der Stadt, er möge den Hof wieder zurück¬ 
nehmen, was geschah. Weil sich jedoch kein neuer Käufer für denselben fand, so 
wurden die Grundstücke einzeln verkauft. Auf dem Gartengrunde, der dazu gehörte, 
entstanden in der Folge die Häuser Nr. 220 — 231 der rechten Seite der Obergasse 
(jetzt Nr. 26, 24, 22, 20, 18, 16, 14, 12, 10, 8, 4, 2). 
Im Jahre 1623 belehnte der Kaiser den Herzog Karl von Lichtenstein mit 
dem Lande des geächteten Herzogs Johann Georg von Jägerndorf. Im Sommer 
desselben'Jahres erschien Bethlen Gabor, von den Heerführern der böhm.-mährischen 
Flüchtlinge aufgestachelt, von Holland und der pfälzischen Partei zu den Waffen 
gerufen, plötzlich mit 60.000 Mann Christen und Türken im Felde, eroberte Türnau 
und drang verheerend in Mähren ein, wurde aber von Wallenstein nach Ungarn 
zurückgeworfen. Unser Chronist Zimmermann schreibt diesbezüglich: „1623 haben 
die Siebenbürger und Türken das k. Lager bei Skalitz (östl. v. Göding) überfallen 
und viel Schaden gemacht; da sind wir Odrauer wieder in großen Ängsten gewest." 
Auf Alttitschein lag damals der Obristwachtmeister Kehraus unter dem Befehle des
	        
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