Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

171 
Der dreißigjährige Krieg. II. Periode. 
Die zweite Periode des dreißigjährigen Krieges, der pfälzische 
Krieg, dauerte von 1621 bis 1624. Graf Thurn, der Anführer der böhmischen 
Truppen, war nach der Schlacht am weißen Berge zuerst nach Breslau geflohen und 
begab sich dann, dem Kaiser unablässig Feinde suchend, zu Bethlen Gabor. Gegen 
diesen wandte sich Bucquoi, der am 20. Jänner 1621 in Olmütz eingetroffen war, 
und überließ die völlige Ruhestiftung im Lande dem Spanier Don Wilhelm Verdugo 
und den kaiserlichen Kommissären, welche zu Olmütz inr Namen des Kaisers die 
Unterwerfungserklärungen der mährischen Stände entgegenzunehmen hatten. Die 
Spanier besetzten alle festen Plätze im Kuhländchen und wurde anfangs April Adam 
Hirschberger, der Amtmann von Chorin, auf der Straße zwischen Bölten und Odrau 
von ihnen überfallen und erschossen. 
Im gleichen Jahre wurde auch Fulnek von den Spaniern überfallen. Dort 
lebte damals Amos Comenius (Komensk>), geboren 1592 zu Niwnitz in Mähren, 
der aus einer der mähr. Brüdergemeinde angehörigen Familie stammte und sich zuerst 
dem Schuldienste und in der Folge dem Predigeramte gewidmet hatte. Er machte seine 
Studien zu Herborn, wurde Rektor in Prerau und 1618 Prediger zu Fulnek. Als 
Erfinder einer neuen Lehrart — des Anschauungsunterrichtes — war er eine 
gesuchte Persönlichkeit, und Schweden, England und Siebenbürgen bewarben sich um 
ihn, um ihre Schulen nach seiner Methode einrichten zu lassen. Er beschäftigte sich 
mit einer größeren wissenschaftlichen Arbeit, mußte aber 1621 schleunigst vor den 
Spaniern flüchten, um sein Leben gn retten. Seine Bücher und Schriften wurden 
von diesen verbrannt. 
Der vom Kaiser geächtete Herzog Johann Georg von Jägerndorf, Markgraf 
von Brandenburg, setzte den Kampf gegen den Kaiser fort. Am 22. Juli 1621 
hatte er die Burg Grätz in seine Gewalt gebracht, während kurz vorher seine Leib¬ 
kompagnie das benachbarte Schloß Radun besetzt und dort allerlei Greuel verübt 
hatte. Als der in Neutitschein liegende k. Obrist Kosche, dem 400 Neapolitaner zur 
Seite standen, davon in Kenntnis gesetzt wurde, schickte er am 21. Juli abends den 
Oberst Spinelli mit seinen Neapolitanern aus, der des Morgens darauf vor Radun 
stand und die im Schlafe überfallenen Markgräflichen aufrieb, worauf er sich wieder 
zurückzog. Aber schon am 24. Juli abends erschien der Markgraf selbst mit seiner 
Heeresmacht vor Neutitschein und ließ die Stadt anzünden. Vier Odrauer Tuch¬ 
macher, die auf dem Heimwege von Neutitschein waren, fielen in seine Hände, 
wurden ihrer Tücher beraubt und in Stücke gehauen. Am folgenden Tage wollte 
sich dann die Besatzung von Neutitschein nach Meseritsch durchschlagen, aber es 
gelang dies nur dem Oberst Kosche und sechs von seinen Leuten. Die Neapolitaner 
wurden sämtlich bei der heutigen spanischen Kapelle niedergemacht, während man den 
deutschen Knechten Quartier gab. Von Neutitschein zog der Markgraf nach Meseritsch 
und vereinigte sich später bei Türnau mit Bethlen Gabor. Der Oberst Fugger und 
anderes spanisches Volk erhielt darauf am 1. August iu Preßburg den Befehl, sich 
nach Schlesien in das Troppauische gu begeben, während das schlesische Kriegsvolk 
anfangs September gegen die mährische Grenze vorrückte. 
Bald nach dem Einfalle des Markgrafen begannen sich auch die räuberischen 
Walachen zu rühren. Am 5. Oktober überfielen sie Nesselsdorf unb am 10. bemächtigten 
sie sich der Stadt Freiberg. Hochwald widerstand ihren Angriffen (2. November), da¬ 
für plünderten sie dann inr Odertale von der Ostrawitza bis Liebau. Am 8. November 
entstand in Odra» eine Feuersbrunst, welche den größten Teil der Stadt einäscherte, 
wobei Georg Kunze nms Leben kam. Acht Tage darauf plünderten schon die Walachen 
in der nächsten Umgebung von Odrau, raubten das in der Au weidende Rindvieh 
lind erschossen den Hirten Thomas Jäkel (15. November). Nicht anders verfuhren 
sie im Betschwatale. Die Weißkirchner Juden brachten sie an den Bettelstab, plünderten 
Keltsch vollständig aus und halfen den Markgräflichen, ivelche das Waldstein'sche
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.