Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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zu unterschätzender Vorteil war. Den Untertanen sollte aber dieser Vergleich erst 
nach Jahrzehnten noch recht verhängnisvoll werden. 
Schebor Praschma wurde ein wohlhabender Mann, der sein Geld nicht un¬ 
fruchtbar im Kasten liegen ließ, wie einige erhalten gebliebene Schuldscheine dartun. 
So lieh er 1618 seinem Bruder Benesch Praschma von Bilkau auf Löschn« und 
Khowitz unter der üblichen Verzinsung von 10 °/0 400 fl. und bürgten für letzteren 
die Herren Friedrich von Zierotin auf Meseritsch unter Rosenau (Roschnau), 
Sr. k. k. Majestät Rat und Kämmerer, und Hans Balthasar Czedritz von Kinsberg 
auf Kunewald und Zauchtl. Dem Daniel Kiener von Scharfenstein auf Lodenitz 
und dem Hieronymus Dirslaw von Scharsenstein auf Bransdorf streckte er in dem¬ 
selben Jahre unter Bürgschaft des Hans Kiener von Scharsenstein und des Adam 
Wrhocz von Dobierticz 200 fl. vor. •— Nach Hilschers Chronik warf im Jahre 1618 
ein großer Sturmwind fast das ganze Dach vom Schlosse und riß sieben kleine 
Häuschen um. 
Da Schebor Praschma seine Rechte auf den breiten Wald (Zirbenbergt 
nicht aufgab, so wurde am Freitag nach St. Bartholomäus 1617 in Brünn aber¬ 
mals in dieser Grenzstreitigkeit ein Landtagsbeschluß gefaßt und die Kommissäre hiezu 
ernannt. Es waren dies Georg d. Ä. Freudentaler von Würben auf Helfenstein, 
Johann Sedlnitzky v. Choltitz auf Bernartitz, Wilhelm Friedrich von Zierotin auf 
Alttitschein und Tlumatschau, Johann d. Ä. Kobylka v. Kobhli auf Eulenbnrg, 
Sr. Majestät Rat, Johann Balthasar Czedritz v. Kinsperg auf Kunewald und 
Zauchtl und an Stelle des verstorbenen Bernhard Podstatzky Johann Felix Podstatzky 
v. Prusinowitz auf Bodenstadt. Sie tvandten sich sogar an Se. Majestät und 
teilten ihm die Angelegenheit mit, allein auch jetzt wurde die Angelegenheit nicht 
geregelt/ Gleichzeitig war auch der Streit mit Johann Balthasar Czedritz von 
Kinsperg wegen der Maut in Mankendorf neuerdings entbrannt. Zur 
Schlichtung dieser Angelegenheit wurden folgende Kommissäre bestimmt: Georg d. Ä. 
Freudentaler von Würben auf Helfenstein, Sr. Majestät Rat, Wilhelm Friedrich 
von Zierotin auf Alttitschein, Johann Skrbensky von Hnstie auf Fulnek und D>ewo- 
hostitz, Richter des kl. Landrechtes in Olmütz, und Wenzel Mohl von Modrelitz auf 
Weißkirchen. Auch diesen Kommissären wurde aufgetragen, sich mit den Troppauern 
bezüglich eines Tages zur Beschlußfassung zu verabreden, allein auch sie kamen zu 
keinem Resultate, denn die kommenden stürmischen Zeiten waren nicht geeignet dazu?) 
Der dreißigjährige Krieg. I. Periode. 
Es gelaitg dem Kaiser Matthias nicht, die streitenden Religionsparteien zu 
zügeln und noch weniger, sie zu versöhnen, wodurch sich die Verhältnisse Deutschlands 
immer kriegerischer gestalteten. Da er kinderlos war, so setzte - er seinen Vetter, den 
Erzherzog Ferdinand voir Steiermark, zu seinem Erben ein und ließ denselben schon 
1617 zum König von Böhmen krönen. 
Unter dem böhmischen Adel bestand damals eine mächtige Partei, die nach der 
Losreißung Böhmens vom Habsburgischen Hause strebte. Die Abneigung der österrei¬ 
chischen Protestanten gegen den König Ferdinand, die feindliche Haltung der kalvinistischen 
Partei in Deutschland, sowie die Gefahren, welche Österreich seitens der Türken und 
anderer eroberungslustiger Nachbarn drohten, schienen den Erfolg dieser Bestrebungen 
zu sichern. Das Niederreißen der protestantischen Kirche in Klostergrab und das 
Sperren einer anderen in Braunau gaben die gewünschte Veranlassung zum offenen 
Bruche. Die protestantischen Stände traten zu Prag zusammen uub richteten eine 
Klagschrift an den Kaiser, wurden aber abgewiesen, worauf sie in das Prager Schloß 
drangen und die Statthalter Slawata und Martinjtz und den Geheimschreiber Platter 
zum Fenster hinauswarfen (21. Mai 1618). Die protestantischen Stände Böhmens, 
?) Brunner Landtags-Pamatkenhuch: VI, f. 107/b, 108.
	        
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