Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Durchlaucht des Erzherzogs Karl vou Österreich, Bischofs von Breslau?) Georg 
vou Sitsch, der im genannten Jahre den Rat von Odrau erneuerte, war ein Vetter 
des im Jahre 1608 verstorbenen Breslauer Bischofs imd schlesischen Obersthaupt- 
maunes Johann von Sitsch, dessen Rat uub Hofmarschall er gewesen war. Seine 
Tochter Anna Hedlvig vermählte sich mit Herzog Johann Christian von Liegnitz unb 
Brieg?) Die Herren von Sitsch führten als Wappen einen geteilten Schild, oben rot, 
unten schwarz, in der Mitte einen gelben Balten unb als Helmzier schwarze Flügel 
mit gelben Kugeln. Die Helmdecken waren rot-gelb und schwarz-gelb. 
Georg von Sitsch besaß Odrau nicht lange, denn scholl am 25. Oktober 1612 
ist Johann Friedrich voll Sitsch und Polnisch-Jagel Herr auf Odrau 
und Eulau3), und überläßt als solcher am genannten Tage dem Martin Ritschmann 
einen „Pfletz" auf dem Vorwerke in Petersdorf zur Erbauung eines Häuschens, 
voll welchem er jährlich zu Georgi 18 Gr. unb zu Michaelis 18 Gr. und zwei Hühner 
in seine Kammer zinsen unb ohne Kost und Zahlung jährlich als Robot zlvei Tage 
mit der Sichel schneiden, zwei Tage mit der Kornsense hauen, zwei Tage Gras 
mähen uub zwei Tage jäten sollte. — Am 28. Dezember 1612 riß nach Hilschers 
Chronik ein heftiger Wind viele Scheuern um, warf manchen Giebel von den Häusern 
und das Dach von der Reitschule im Schlosse ab. 
Hauptmann auf Odrau war von 1612 bis 1617 Hans Reichel von Neuwalde, 
der sich 1614 das Schankbürgerhalls des Andreas Ostrawske für 400 Thl. L.-W. 
erkaufte. (Jetzt Stadtplatz Nr. 15.) Sein Rentschreiber war Salomon Nablus, 
von dessen Gattiil die prot. Matrik zum Jahre 1613 Folgendes meldet: „Gott der 
Allmächtige hat die Frau des Salomon Nabius gnädiglich erledigt und ihr eine 
junge Tochter gegeben, aber am vierteil Tage hernach, deil 18. Juli, noch eine. Ist 
die Älteste Anna, die Junge Susann« getailft worden, wobei der Edle lind Gestrenge 
Herr Johann Friedrich von Sitsch lind Polnisch-Jagel, Hans Reichel von Neuwalde, 
Amtmann, unb Mathäus Salzer, Pfarrer, Gevatter waren." — Seinem „Korn¬ 
schreiber" Andreas Klose von der Neuß verkailste Johann Friedrich von Sitsch im 
Jahre 1614 um 45 Tl. zwei Gärten an der Oder unb um 25 Tl. Tropp.-W. 
den alten Hopfengarten?) Am Fronleichnamstage desselben Jahres bestätigte er 
dem Jogsdorfer Richter Blasius Pferd die seinen Vorfahren 1519 von Jaroslaw 
von Liderau erteilte unb 1556 von Johann Thomas von Zwola bekräftigte Hand¬ 
feste über die zil seiner Richterei gehörige Mühle. — Am 16. April 1615 verkaufte 
er die Wüstungen des Georg Andrys und des Albrecht Pop samt den Flecken an 
der Wessiedler Grenze seinen getreuen Untertanen Valtin Richter, Hans Blaschka, 
Mathes Schreiber, Andres und Wenzel Schwirtlich zil Heinzendorf, wogegen diese 
versprachen, die urbarmäßigen Zinsen: zu St. Georgi 11 Gr., zu St. Wenceslai 
11 Gr., 2 hungerige Gänse und 11 Eier, jährlich pünktlich in seine Rentkammer 
abzuführen. — Am 27. Dezember 1615 fiel nach Hilschers Chronik gewaltiger Hagel, 
dem ein großes Wasser folgte, das alle Wege zerriß. Auch herrschte eine große 
Masernepidemie unter den Kindern und im Oktober d. I. 1616 gab es eine solche 
Dürre, daß alle Brunnen austrockneten. 
Im Jahre 1612 besaß die Herrschaft Fulnek Johann d. Ä. Skrbensky von 
HnStie, welcher wegen des breiten Waldes und der daran liegenden Gründe den 
? Tropp. Ldtfl.: X, f. 16. — 2) Lucse chronica, III. Band. — 3) Nach Peter 
„Burgen und Schlösser", p. 132, soll auf Georg von Sitsch ein Johann Frankenberg 
von Proschlitz als Besitzer von Odrau gefolgt sein, doch weisen die alten Stadt- 
und Grundbücher, sowie unsere anderweitigen Quellen hierüber nichts aus. Möglicher¬ 
weise hatte derselbe auf Odrau eine Satzpost stehen, denn am 28. Mai 1643 erging 
an die schlesische Kammer die kaiserliche Weisung, „wie und was gestalt die Creditoren 
und der Frankhenbergischen Waisen Gevollmächtigte wegen des Gutes Odrau zu 
verbescheiden wären." 23. Band, Schriften der hist. stat. Sektion, p. 220. — 4) Grdb. 
V, f. 2 ad ann.
	        
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