Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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leret vnd geprediget werde, Vnd solches Vorsprechen Wir sambtlichen An 
alle anßrede, List, Schaden vnd Vortel gantz trewlichen Stet vnd Vnuorbrüchlich 
Zue halten. So aber als dan Wir oder die Vnsrigen hierin Nachlessig Erfunden, 
Sol ein Rath vnd Gemein Macht haben mit Einselligem Willen diese Summa 
Volkomlich in gutter Mintze die im Lande gebe vnd gebrenchlich Von Vns abzufodern. 
Jdoch das Wir solches in eine gebirlichen Zeit Zum Wenigsten ein Halbs Jar Vorm 
Newjahr angekündiget werde. Diesem Alem so wir Vns Vnserem lieben Gotte Zur 
Ehre seines Heiligen Namens dem Ehrwirdigen Ministerio Vnd dienern Gottes Vnd 
Gotteshauses Ja einer ganzen Christlichen gemein trewlichen Vnd ohne alle geferde 
zue halten haben Wir obgemelte Zechmeistern Vnd Meister Vnser der Zechen Jnsigillen 
Zue besserern Sicherheit Vnd Glauben Anhangende Eindrucken Lassen. Geschehen 
Zur Odra, Freitags nach Gregory Im Sechzehen hundertsten Vnd in 
dem dritten Ja re nach der Freudenreichen Geburt Vnser Erlösers Vnd Heilandes 
Jesu Christi." 
Kaiser Rudolf II. (1576—1612) überließ die Regierung zumeist seinen Räten 
und Günstlingen und beschäftigte sich fast ausschließlich mit der Sterndeute- unb der 
Goldmacherkunst. Mittlerweile war die Aufregung der Gemüter im Reiche in be¬ 
denklicher Weise gewachsen. Die protestantischen Stände traten 1608 in eine be¬ 
waffnete Verbindung, die Union genannt, während die katholischen die Liga gründeten. 
Um die Zersplitterung der österreichischen Monarchie zu verhüten, wählten die öster¬ 
reichischen Fürsten des Kaisers Bruder Matthias zum Oberhaupt der Familie. Dieser 
nötigte Rudolf, ihm die Regierung in Österreich und Ungarn abzutreten. Da 
Matthias den Protestanten dieser Länder Religionsfreiheit gewährte, so verlangten 
die Böhmen das Gleiche, und Rudolf entschloß sich, ihren Forderungen durch Aus¬ 
stellung des Majestätsbriefes vom 9. Juli 1609 Genüge zu leisten und unterzeichnete 
am 20. August auch einen ähnlichen für Schlesien. Durch diese Briefe wurde den 
Protestanten und Utraquisten die freie Religionsübung gestattet und ihnen erlaubt, 
bei ihrem Glauben und ihrer Priesterschaft bis zu einer gänzlichen Vereinigung der 
Religion im hl. röm. Reiche zu verbleiben. Den protestantischen Ständen wurde 
gestattet, nebst den schon bestehenden Kirchen in ihren Städten, Städtlein und 
Dörfern neue Gotteshäuser und Schulen zu eröffnen, wodurch die Verbreitung des 
Protestantismus weiter gefördert wurde. 
Im Jahre 1610 trat Johann Oswald (X.) aus Littau, „ein recht gelerter, 
eifrig und trewer Prediger", tvie ihn die Odrauer Matrik nennt, sein Amt als Pastor in 
Odrau an. Er war der Sohn des um 1589 verstorbenen Littauer Pastors Ambrosius 
Oswald, wo Johannes am 15. November 1598 als Kantor die Marina, Tochter 
des Leinwebers und angesehenen Ratsherren Jakob Miksche ehelichte und dann als¬ 
bald von Littau, unbekannt wohin, wegkam.*) Nach Odrau wurde er aus Dirschel 
berufen. Er legte die noch erhaltene protestantische Matrik an, die von 1610 bis 
1628 reicht und über ihn und seine Nachfolger guten Aufschluß gibt. Was er von 
seinen Vorgängern im Amte erfuhr, notierte er auf der Innenseite des Deckels der 
Matrik, deren Titel lautet: „Kirchenbuch der Pfarrkirchen der Stadt Odra vnd der 
dazu gehörigen Filialen Dörflein, Dobischwald, Taschendorff, Wolffsdorff." Die erste 
Eintragung in dieselbe betrifft die am 7. Oktober 1610 vorgenommene Taufe seiner 
eigenen Tochter Martha, deren Paten die Frau Barbara Odersky auf Dirschel, geb. 
Freiin von Herberstein, Frau Barbara Sedlnitzky, geb. Dlugomila von Birau, Erb¬ 
frau von Odrau, Frl. Esther von Zivola, Matthias Becksbrod (Artopäus), Pastor in 
Mankendorf, und der dortige Richter Martin Teltschik waren. Als Diakone fungierten 
hier 1611 der Magister Thomas Holius und Christophvr Prauß. Johann Oswald 
trug 1611 in die Matrik ein: „Am Pfingstmontag begraben die Peschlin, welche bei 
einem Zauberer gewesen, der ich auszusingen verboten, aber gleichwohl in meiner 
*) Mitteilung des Herrn Dr. I. Kux in Littau aus der dortigen prot. Matrik 
(1592—1611).
	        
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