Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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und gleiche Rechte mit den Katholiken zugestanden. Als auch der von König Ferdinand 
eröffnete Reichstag von Augsburg 1555 keinen Erfolg hatte, verzichtete Kaiser Karl V. 
auf den Kaiserthron und zog sich in das spanische Kloster St. Inste zurück. 
Ferdinand I. (1556—1564) hatte von seinem Bruder Karl V. schon 1522 
die österreichischen Erbländer erhalten und erwarb durch Heirat die böhmischen und 
ungarischen Länder, die 1526 an ihn fielen. Die Kurfürsten hatten ihm schon 1531 als 
Stellvertreter des Kaisers die römische Königskrone zuerkannt. Als Kaiser suchte er nun 
durch eine versöhnliche, gemäßigte Regierung den äußeren Frieden unter den streitenden 
Parteien aufrecht zu erhalten. Er starb 1564. Unter seinem Nachfolger Maxi¬ 
milian II. (1564—1576) wurde der Friede unter den Religionsparteien nicht ge¬ 
stört, da er den Protestanten die ausgedehntesten Zugeständnisse machte. 
Die religiösen Neuerungen fanden in Schlesien frühzeitig Eingang, denn einer 
der ersten dürsten Deutschlands überhaupt, welche den neuen Lehren zustimmten, 
war der Herzog 
von Jägerndorf, 
der Brandenbur¬ 
ger. So unter¬ 
stützt und geför¬ 
dert, machte die 
neue Lehre in 
Schlesien rasche 
Fortschritte. Diese 
war auch inOdrau 
auf fruchtbaren 
Boden gefallen 
und die Guts¬ 
herren, welche die¬ 
ser Lehre anhin¬ 
gen, unterstützten 
ihre Weiterver¬ 
breitung. Wann 
diese Lehren hier 
eindrangen und 
wann der erste 
Pastor sein Amt 
antrat, ist jedoch 
nicht bekannt. 
Der erste be¬ 
kannte Pastor in 
Odrau ist Bona- 
ventura (l.), welcher 1553 schon „alder Pfarrherr" genannt wird. Er hatte aus 
uns nicht näher bekannten Ursachen einen Streit mit Esaias Leinweber und dessen 
Ehewirtin, die mit ihm im genannten Jahre vor dem Vogt und im „Beiwesen" des 
ganzen ehrbaren Rats einen Vertrag in der Meinung schlossen, „wenn eine Partei 
es der andern aufheben und fürrücken würde, es sei zu Stegen oder Wegen, 
und solchs bewiesen würde, wie recht ist, daß selbe Partei dem Herrn ohne Gnad 
verfallen fei 3 Schock Groschen." Zwei Jahre später geschieht der Kirche in Dobisch- 
wald Erwähnung. Es verkaufte damals Veit Wanek in Odrau dem Nickel Zeus¬ 
barger eine Follung, in der Haide gelegen, welche einen Groschen Zins „zne der 
Kirchen ken Dobeschwald" gab, „doch gerechtiglich (nämlich die Follung) zu der 
Stadt gehörte." 
Der Pastor erhielt von der Gemeinde jährlich nur 2 fl. 24 Gr., die ihm in 
Teilbeträgen zu 24 Gr. als Quatembergeld, u. zw. 1556 am Freitag nach Jnvocavit, 
am Dienstag nach Exaudi, am Freitag nach Maria Geburt und am Montag nach 
Grotz-L?erinsdorfer Grbrichterei. 
Nach eineni Lichtbilde von A. Gerlich.
	        
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