Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

die Mühlsteine und das Geschirrholz bei ihrer Kost herbeischaffen und ihr Getreide 
in dieser Mühle vermahlen, wobei der Müller von jedem Scheffel ä 16 Matz eine 
Matz zurecht hatte. In den herrschaftlichen Fruchtkasten zu Odrau hatte der Müller 
an Erbzins zu Georgi 28 Scheffel gutes vermahlenes Korn „Odrauer gehäuftes Maß" 
und einen Eimer Honig abzuführen, für die Mästung zweier Schweine, wovon er 
befreit wurde, zu Wenceslai 4 fl. schles. zu zahlen und für die Befreiung von der 
Erhaltung eines Wind- und Jagdhundes einen Eimer Honig. Johann Thomas 
von Zwola bestätigte ihm 1581 die Handfeste von 1575 über die Jogsdorfer Nieder¬ 
mühle, wobei bestimmt wurde, daß die zwei alten Wege von Dobischwald herunter 
neben Peter Fischers Grund wie von altersher unweigerlich ganghaftig erhalten 
werden sollten, wogegen sich der Müller verpflichtete, statt der bisher geleisteten acht 
Scheffel Korn in Hinkunft 13 zu zinsen. Um 1600 besaß diese Mühle Georg 
Willischer. Dessen Sohn Paul Willischer heiratete 1611, hesaß aber die Mühle 
nicht lange, denn die prot. Matrik fflhrt an, daß am 18, Mai 1616 Martin, der 
Müller zu Lautsch, starb. Nach ihm besaß die Mühle Stenzel Müller, dessen Tochter 
1626 den „Simon Zwirner von der Lautsch" heiratete. 
Nicht weit unterhalb der Brettsäge wird das Wasser der Oder durch ein 
in diese eingebautes Wehr in einen am rechten Ufer liegenden Mühlgraben geleitet, 
der die Stadt durchfließt und erst bei Petersdorf sein Wasser wieder der Oder 
abgibt. An diesem befanden sich damals in nächster Nähe des Wehres die Leim¬ 
mühle (Lehmmühle), bei der langen Brücke in Odrau ein Schleifwerk, beim Schlosse 
die Große-Mühle oder Schloßmühle, unterhalb des Odrauer Vorwerks die Kleine- 
Mühle, zunächst dem Mühlteiche die Teichmühle, beim damaligen Steg über die 
Oder nach Mankendorf die Stegmühle, beim letzten Teich die Holzmühle und in 
Petersdorf, die bis in die jüngste Zeit im Odrauer Grundbuche eingelegt gewesene 
Petersdorfer Mühle, unterhalb welcher sich der Mühlgraben mit dem Roßbach vereinigt 
und kurz darauf in die Oder mündet. 
Die Leimmühle, welche jahrhundertelang zum Dobischwälder Gericht gehörte, 
wird 1554 im Grundbuche erwähnt. Bartholomäus, des Leimmüllers Sohn, schloß 
1558 einen Vertrag mit Veit Wießnern wegen elf Gulden. An der Leimmühle, 
die 1589 und 1594 abermals erwähnt wird, führte der Weg nach Lautsch vorüber. 
Balten Pferdt, der Leimmüller, verkaufte 1613 das halbe böhmische Dorf, neben 
Meixners gelegen, dem Thomas Pickardt. Balten Pferdt starb am 7. November 1614. 
Seine Witwe folgte ihm am 4. Dezember 1619 und im Jahre 1624 starben in 
rascher Aufeinanderfolge vier nachgelassene Kinder. Bartel Kunz verkaufte 1615 ein 
Ackerstück zwischen „der Oder« und dem alden Mühlgraben gelegen, neben Cuba 
Heinzes Erbe in der Au" seiner Stiefmutter Marina. Es deutet dies barauf hin, 
daß der erwähnte noch bestehende Mühlgraben erst unter den Zwolas angelegt 
wurde. Die Leimmühle lag 1625 lvüst und wird ihrer als solcher weiterhin nicht 
mehr erwähnt. 
Die Herrschaft verkaufte 1549 dem Balten Perschke ein neues Haus vor dem 
Niedertor, welches sie hatte erbauen lassen, samt einer „Schleifmühl oder Schleif¬ 
werk bei der langen Brucken gelegen" und einem Rodflecken für 90 fl. 
Er und seine Nachkommen waren robotfrei, nur auf die Wolfsjagd mußten sie, so 
oft es vonnöten war, gehen. Dieses Schleifwerkes wird weiter nicht mehr gedacht. 
Später entstand eine Lohmühle dort, die in den Besitz der Schusterzeche kam. 
Die Große-Mühle oder Schloßmühle verkaufte 1556 Andres Nab 
seinem Sohne Paul Nab für 350 fl. Dieser hatte schon 130 fl. gezahlt, „die hat 
der Herr Sr. Gn. empfangen". Jeden künftigen Martinitag sollte er 20 fl. zahlen, 
bis die Schuldsumme dem Herrn abgezahlt wäre, dann weiterhin 10 fl. bis zur 
Tilgung der Kaufsumme. Die Mühle kam aber bald darauf wieder an die Herr¬ 
schaft und blieb bei ihr bis in die Mitte des nächsten Jahrhunderts. Johann 
Thomas von Zwola befreite 1568 die Dobischwälder von der Verpflichtung, in dieser 
Mühle zu mahlen. Die Schankbürger von Odrau mußten in derselben das Malz
	        
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