Volltext: Zur Geschichte der Gegenreformation in Tirol

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wenn einer eine solche zum Weibe bekommt, viel am Mann ge¬ 
legen, denn ein Mann ist ein Mann und ein Weib ist ein Weib, 
und sei ein Weib so bös als es wolle, hat sie den Mann lieb, 
so last sie das alles unterwegen, was ihrem Mann zuwider ist"., 
helfe das nicht, so könne man sie ja auch tiicken; indem der Ge- 
mal, wenn er auf Hochzeiten und Bankette gehe, sie zu hause bei 
der Gunckel lasse. 
Auch der „Sekretari4, schliesst sich dieser milderen Auf¬ 
fassung an. ,,Gliediger Herr, ich halt vil von einem schönen Mäd- 
lein, ob einer schon zu zeiten etwas leyden muess, wann man dar¬ 
nach in das Bett kompt, so vergisst man dessen alles, und mant 
mich gleich, als wann man in einer Comedi einen schoenen jungen 
Gesellen in Teufelsklaidern anlegt, und wann er dieselbigen Klaider 
hinweck thuet, so bleibt darnach die schoene Creatur Gottes da 
stehen, also auch wann ain schoenes Weibsbild, einen Mann schon 
den ganzen tag martert und plagt, zu Nacht wann Sy miteinander 
in jr schlafkammerlein kommen, so zeucht Sy sich auss, biss auff 
jr Hemmetlein, das von subtiler durchsichtiger leinwat gemacht, 
stehet da auf jren schneeweissen Schenklein, und eh man das licht 
ablöscht, so sieht der Mann durch das subtile Hemmet iren schnee¬ 
weissen Leib, legt sich darnach zu jme, nimbt jn in jre armb, da 
wirdt dann sein hertz erfrewet. Sy sieht jn mit irem lieblichen 
holdseligen Gesicht freundlich und lachend an, alsdann erscheinen 
in jren rosenfarben wänglein die holdseligen Grüeblein und sein 
jhre Augen gericht, wie ainem Falken, so nach dem Raigen in die 
höche sehen thuet, da wird aus dem laid ein frewd, und thuet 
man alles unmuets vergessen, da ainer doch solches von einer un¬ 
geschaffenen mues gewärtig sein, bei derselbigen wenig lust noch 
frewd hat, auch von ainander nit (als durch den Tod) geschaiden 
werden." 
Jüngling: „Du redest gleich wie der Schreiber art ist, wann 
Sy nur schöne Weiber haben, so fragen Sy weitter nichts darnach, 
dann Sy gedenken nit, wann Sy schon ain gantzen tag in der 
Cantzlei sein, was jre Weiber in derZeit dahaime thun möchten, 
und das die schönen Weiber nit unangefochten können bleiben." 
Es wird nun der Hausmeister nochmals befragt. *
	        
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