Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Gegen die Teufelsstufen hatte Hptm. Tartler den ihm zugeteilten zweiten Hochgebirgszug 
Rainer angesetzt. Sich vom Kleinen Rombon abseilend, setzte er sich in Besitz der obersten Stufe 
und sah nun unter sich die unversehrten, mit Beton eingedeckten Maschinengewehrstände auf 
der unteren Stufe. Zhnen war nur durch erneutes Abseilen beizukommen, doch war dies mit 
den von der Kälte erstarrten Händen undurchführbar. Die von Hptm. Tartler gegen die Polica 
entsendete Kolonne blieb im Schnee stecken und mußte sich schließlich wieder auf den Hoch- 
Rombon hinaufseilen lassen. 
So schwer es für die rückwärtigen Kommandanten war, die Lage zu überblicken, da 
Meldungen nur spärlich und sehr verspätet einliefen, jede Sicht sich im Schneesturm auf wenige 
Schritte beschränkte, mußte Hptm. Ontl die Aussichtslosigkeit des Angriffes erkennen. Nach 
i/ol2 Uhr brachte Znf. Josef Dürnberger, der sich freiwillig zum Zurücklaufen durch das vor der 
Küchenmulde liegende Sperrfeuer gemeldet hatte, von Hptm. Rake die Meldung, daß in die 
feindliche Stellung zweifellos Reserven eingesetzt wurden. 
Den aufopfernden Bemühungen der Telephonisten war es gelungen, wenigstens die 
Verbindung des Hptm. Ontl mit dem Regimentskommando herzustellen. Alle Versuche, glei¬ 
ches mit dem I. Bataillon zu erzielen, blieben bisher ergebnislos, auch im Wege des Divisions¬ 
kommandos und der benachbarten Schützendivision war keine Nachricht zu bekommen. 
Beim I. Bataillon war die Lage nicht weniger trostlos. Am 11 Ahr 40 lief bei Obstlt. 
Schad die Meldung des Oblt. Fiorioli ein, daß er bereits zwei Drittel des Standes verloren 
hatte. Lt. Eigl als Beobachter auf der Gruberwarte ergänzte dies dahin, daß auf der Biktoria- 
Stellung schweres Artillerie- und Minenwerferfeuer lag und Her Feind anscheinend zum Ge¬ 
genangriff ansetzte. Hierauf wurde ein Zug der 16. zur Besetzung der Moos-Wald-Stellung 
angewiesen. 
GM. v. Wieden wollte wenigstens die Eukla unbedingt in die Hand bekommen, weil die 
schon sehr verminderten Munitionsvorräte der Artillerie eine neuerliche gründliche Borberei¬ 
tung am nächsten Tage ausschlössen. Somit sollte von 12 Ahr 15 an zehn Minuten lang Trom¬ 
melfeuer auf die Cukla abgegeben werden, alle Minenwerfer hatten dahin zu wirken, sodann 
Hptm. Ontl und Tartler den Angriff erneuert durchzuführen, wozu erstem die 13. Kompagnie 
heranziehen durfte. Nun waren die Minenwerfer schon gänzlich außer Gefecht gefetzt, bei den 
meisten Maschinengewehren die Bedienungsleute dezimiert. Die beiden Infanteriegeschütze 
des Lt. Schlüter nahmen trotz Berlusten wohl noch immer am Kampfe teil, doch mußten Flöw. 
Bauer und öer Waffenmeister Johann Ehgartner alle Augenblick Reparaturen vornehmen, 
weil Minen und Artilleriegeschosse einzelne Bestandteile zertrümmerten. 
Die Batterien kämpften schwer gegen den Schneesturm an, der ihnen nicht nur jede Sicht 
benahm, sondern auch Schneemassen auf die Geschütze häufte, die Deckungen der Bedienung 
verwehte. Die wenigsten konnten somit dem Befehl, Trommelfeuer abzugeben, nachkommen 
und stellten bald das Feuer ein, da man die geringe Wirkung bei diesem Schießen ins Ange¬ 
wisse hinein erkannte. Obst. Spieß, bei dem um diese Zeit die um %11 Ahr vormittags ab- 
gesendete Meldung des Obstlt. Schad über das Scheitern des Angriffes eintraf, nahm gern das 
Anerbieten des Hptm. Ontl an, sich durch persönlichen Augenschein auf der Totenkuppe ein 
Arteil zu bilden, ob irgend eine Angriffsmöglichkeit mit den durch vierstündigen Aufenthalt in 
Schnee und Kälte bei heftigster Beschießung gewiß sehr erschöpften Truppen bestehe. 
Mittlerweile hatte beim II. Bataillon Oblt. Heinisch seine Kolonne angesichts der An- 
möglichkeit des Angriffes, um nutzlose Berluste zu vermeiden, in die Stellung zurückgenommen. 
Fhnr. Santifaller war verwundet. Anker dem Eindruck des bevorstehenden feindlichen Gegen¬ 
angriffes nahm Obstlt. Schad später auch die Kolonne Lt. Fritsch zurück, der ein Zug der 16. 
als Verstärkung zugewiesen wurde. Noch hielt sich Oblt. Fiorioli in ber Biktoria-Stellung, 
doch nach %2 Ahr nachmittags wurde die Lage angesichts des zum Gegenstoß schreitenden 
übermächtigen Feindes bedenklich. Auch hier mußte der Rückzug angetreten werden: die 
Welschen versuchten nachzudrängen, was ihnen aber die Maschinengewehre öer Bormeister 
Zgss. Gerstberger, August Wenger, Zgss. Joses Huber und Gfrt. Zosef Ebner, die beiden 
599
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.