Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

19.9. Der 19. wurde ein sehr bewegter Tag. Schon am frühen Morgen machten die Italiener 
mit Gewehrgranaten einen Feuerüberfall auf den Verbindungsgraben, wo drei Mann ver¬ 
wundet wurden. Nachmittags warfen die Welschen nicht nur Handgranaten, sondern auch 
Ekrasitstangen mit furchtbarer Explosivwirkung auf die von Fhnr. Dautinger befehligte Feld¬ 
wache, die gleichfalls drei Verwundete einbüßte. Als die eigene Artillerie mit einem Feuer¬ 
überfall eingriff, trat Ruhe ein, doch flogen abends fünf Luftminen in den Verbindungsgraben, 
um 11 Uhr folgte ein heftiger Feuerüberfall, Patrouillen stießen gegen die Feldwache vor, ein 
lebhafter Feuerkampf begann, bis die eigene Artillerie mit einigen Granaten Ruhe schaffte. 
Die Italiener hatten bereits zwei schwere Minenwerfer beim Trigonometer, die am Mor- 
20.9. gen des 20. die Hauptstellung bewarfen, bis ihnen Artilleriefeuer Schweigen auferlegte. Es 
war höchste Zeit, daß dieser immer unerträglicher werdenden Lage ein Ende gemacht wurde. 
Oblt. Mlaker meldete, daß mit der Ladung der Sprengkammern begonnen werden könne. 
Während zur Täuschung des Feindes weiter gebohrt und gehämmert wurde, keuchte in den 
nun folgenden Nächten eine unendlich lange Trägerkolonne der Nainer mit nackten Füßen 
vorsichtig durch den Verbindungsgraben in die Kaverne. Dort wurde die Ladung, insgesamt 
4500 kg- Dynamit, 8700 kg Dynamon, 1000 kg Schwarzpulver und Sprenggelatine, ferner 
21 kilogrammschwere Dynamit-Sprengbüchsen als Znitialladungen, aus den Kisten ausgepackt 
und auf Decken durch die Stollen zu den Sprengkammern geschleift. Es waren Tage höchster 
Spannung. Eine neue Explosion von Feindesseite, eine Unvorsichtigkeit der Träger konnte 
das ganze mühevolle Werk zunichtemachen und der eigenen Stellung größten Schaden 
bringen. 
22.9. Am Abend des 22. war die Ladung vollzogen, eine doppelte elektrische Zündleitung 
gelegt, das Gebiet der Sprengkammern mit Sandkörben und Eisenträgern verdämmt, um ein 
Ausblasen der großen Mine zu verhindern. Ein kühner Streich von zwei Leuten des linken 
Flügels der Feldwache hatte zur Gefangennahme eines Italieners geführt, der aussagte, daß 
das Bataillon auf dem Eimone-Gipfel jeden Samstag um 6 Uhr früh abgelöst werde. Es traf 
sich gut, daß der nächste Tag ein Samstag war, so daß man hoffen durfte, zwei Bataillone 
durch die Sprengung zu überraschen. Dies war der eine Grund, daß Korpskommandant und 
Divisionär, die sich beim I. Bataillon eingefunden hatten, den Vorschlag des Mjr. Schad billig- 
23.9. ten, die Mine um 5Uhr 45 früh des 23. zu zünden. Der andere war der, daß wegen der großen 
Sprengwirkung, die den Raum in großem Umkreis gefährdete, die Feldwache, die Besatzung 
des Verbindungsgrabens, selbst die Sicherungsposten der Hauptstellung in die Kavernen hinter 
dieser zurückgezogen werden mußten, was bei abendlicher Sprengung, die den Vorteil der 
Festsetzung aus dem Eimone-Gipfel und Herstellung von Deckungen im Schutze des Nacht¬ 
dunkels gehabt hätte, vielleicht einen Vorstoß des Feindes herausgefordert hätte. 
Mit der Uhr in der Hanö wartete alles auf den schicksalsschweren Zeitpunkt. Wird die 
Sprengung gelingen? Wird der Eimone genommen werden können? Das waren die Fragen, 
die man vom Gesicht jedes einzelnen ablesen konnte. Endlich erfolgt der Druck auf den Kopf 
des Glühzündapparates. Zwei mächtige Detonationen hintereinander, ein donn er ähnlich es 
Rollen, als ob schwerer Hagel auf ein Blechdach fällt. Zentnerschwere Trümmer fliegen bis 
hinter die Hauptstellung und richten gewaltigen Schaden an. Der Berbindungsgraben ist zum 
großen Teil verschüttet, zum Teil durch Felsblöcke verlegt. Vergeblich suchen die aus den 
Kavernen herausstürzenden Leute den Eimone-Gipfel, an seiner Stelle gähnt ein Sprengtrichter 
von 50 m Durchmesser und 22 m Tiefe. Jammergeschrei der unter den Trümmern begrabenen 
Besatzung ist weithin vernehmbar. War der technische Teil der Simone-Unternehmung über 
alles Erwarten gut gelungen, so mußte nun die taktische Kampfhandlung zur Wiedereroberung 
und besseren Sicherung des Besitzes als vordem einsetzen. 
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