Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Am 2. wurde in die Front des III. Korps die 44. Landwehrdivision eingeschoben, gleich 2. k. 
der 34. Division zur 3. Armee gehörend. Hinter dem X. Bataillon Rainer, das ihr überwiesen 
wurde, stellte sich nachmittags das I. Bataillon der 4er-Landwehr, auf der Höhe 1287 das 
I. Bataillon 27er-Landwehr bereit, während das Halbbataillon 47er und die 24er-Iäger zurück¬ 
genommen wurden. Der Tag verging recht ruhig, nur die Gegend der Malga del Costo wurde 
wieder von Artillerie stark beschossen, weil dort wohl irrig Reserven vermutet wurden. Es 
gab beim Bataillon nur 2 Berwundete, 19 Grenadiere wurden gefangen eingebracht. 
Für den 3. befahl Obstlt. Eduard Alpi, Kommandant der ganzen Gruppe, den nach ein- 
stündiger Artillerievorbereitung durchzuführenden Angriff des X. Bataillons, dem drei Kom¬ 
pagnien und vier Maschinengewehre 4er-Landwehr als Reserve unterstellt wurden, entlang 
des Grates, links davon im Anschluß das I. Bataillon 29er. Zunächst war die Hauptbefeftigung 
mit den beiden Geschützen zu nehmen, dann die Höhe 1363. Hptm. Plammer stellte im Laufe 
des Bormittages in der Stellung die 1. rechts, die 4. in der Mitte, die 5. links im Anschluß 
an die 29er bereit, bei jeder Kompagnie zwei Maschinengewehre, die beim Angriff den Tri- 
gonometer 1351 und die Höhe 1363 unter Feuer zu halten und der Feuerlinie zu folgen hatten, 
sobald sie den Aufstieg aus der vorliegenden Mulde begann. Handgranatenpatrouillen sollten 
diesen Kompagnien vorausgehen. Die 2. hatte der 1., die 3. der 5. als Bataillonsreserve nach¬ 
zurücken, 269 Schritte dahinter die 4er-Landwehr. 
Am 11 Uhr vormittags begann die Artillerievorbereitung, doch wurde nur die Höhe 1363 
und die Gegend der Malga di Barchetto beschossen, obzwar Hptm. Plammer telephonisch bat, 
auch die vorliegende Stellung zu bedenken' kein Wunder, weil man den Monte Cengio 1361 
längst genommen glaubte und nicht verstand, was er mit der Kuppe westlich 1363 meinte. So 
ging die Stunde bis Mittag vorüber, man wartete, es wurde y22 Uhr, da hörte man links 
vorwärts Hurrarufen und Leute aus dem Bal di Sila gegen den Trigonometer 1331 hinan¬ 
steigen. Sofort befahl Hptm. Plammer den Angriff. SanFhnr. Kubinger erzählt: „Was, unsere 
Geschütze wollen uns die vor der Rase wegnehmen?! Ah, da hört sich doch alles auf. Unsere 
Leute sind nicht mehr zurückzuhalten, so schnell geht alles, daß ich kaum mehr Zeit finde, meine 
Windjacke und Berbandsmaterial zu holen. Ohne einen Befehl abzuwarten, steigt alles über 
die Steinmauer hinüber, jeder vom Gedanken beseelt, nur nicht zu spät kommen? wir müssen 
die ersten bei den Geschützen sein. Italiener scheinen uns bei dieser Aufregung gar nicht mehr 
zu existieren und viel haben sie sich auch nicht gewehrt. Im Laufschritt geht's durch den dichten 
Bosco über die Leiber gefallener Italiener hinweg den Geschützen zu. Leider kommen wir um 
einige Minuten zu spät. Wütend müssen wir sehen, wie die Landwehr die Italiener, die sie 
in der großen Kaverne gefangen hatten, zum Abtransport ordneten." 
Die 27er-Landwehr hatte ganz gegen die Disposition, den Gefechtsstreifen der 29er und 
der Rainer durchquerend, den Monte Cengio gestürmt. So kamen die drei Bataillone durch¬ 
einander, die ursprüngliche Ordnung mußte erst wieder hergestellt werden, das Aufsuchen ver¬ 
steckter Italiener bereitete weiteren Aufenthalt,- zur Sicherung der Flanke mußte die 1. Kom¬ 
pagnie sich am Rande des Absturzes festsetzen, so daß damit beträchtliche Zeit verging. Oblt. 
Wilender löste sich mittlerweile als erster mit der 4. aus dem Durcheinander und lief mit ihr 
in den vorliegenden Sattel hinab, wo sich die Kompagnie wie auf dem Exerzierplatz vergatterte. 
Der sich hier eröffnende weite Ausblick in die italienische Ebene löste brausende Hurras aus. 
Dies mag die Italiener in den nächsten Gräben eingeschüchtert haben, denn plötzlich kam ganz 
überraschend ein langer Zug in Doppelreihen unbewaffnet und mit wehenden Taschentüchern 
entgegen. Dies spornte zu weiterem Borgehen an, ohne auf die anderen Kompagnien zu war¬ 
ten. In Schwarmlinie aufgelöst, ging es zur Höhe 1363 hinan. Frontaler Widerstand war vor¬ 
erst nicht merkbar, wohl aber schlug immer heftiger Feuer aus der linken Flanke, vom Monte 
Barco herüber, was unbegreiflich erschien, da dort oben eine gelbe Fahne wehte, also das 
Zeichen für die Artillerie, daß dort eigene Truppen stünden. Später erfuhr man, daß dies 
eine Kriegslist der Italiener war, die sich dadurch gegen eine Beschießung sicherten. 
Die Rainer ließen sich durch das Flankenfeuer im Borstürmen nicht aufhalten, Fldw. 
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