Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

hatten, bis zur Ghelpachschlucht übernahm, wies die Rainer dem Westflügel Obst. Viktor 
Kliemann, 24er-Zäger und halbes III. Bataillon 47er, als Reserve zu. Am 3 Uhr früh des 30. 30.5. 
marschbereit, mußte das Bataillon zwei Stunden warten, bis die 101er die Assa überschritten 
hatten. Einzeln abgefallen ging es den steilen Hang zur Kapelle 870 hinan, zahlreiche Rasten 
wurden nötig, das letzte Stück war eine Kletterpartie, die Tragtiere mit Munition und Ver¬ 
pflegung mußten zurückgelassen werden. Das Erscheinen von sechs Fliegern zwang zu län¬ 
gerem Halten. Oben auf dem Plateau angelangt, sah man die 24er-Iäger im fortschreitenden 
Angriff westlich von Mosca, oben auf der Kammlinie standen die Rauchsäulen der schweren 
Granateinschläge, dazwischen weiße Schrapnellwölkchen der Angrisssartillerie. 
Mjr. Burger, der sich zum Zägerkommandanten in der Schlucht 1000 Schritte nordöstlich 
Punta Eorbin begeben hatte, erhielt den Austrag, das Bataillon zur Abwehr eines anscheinend 
über das Bal di Sila geplanten Gegenstoßes hinter den rechten Flügel zu verschieben. Diese 
Bewegung, vom Monte Cengio eingesehen, zog die Schrapnells einer dort stehenden 10-cm- 
Batterie auf sich, doch kamen die Kompagnien in kurzen raschen Sprüngen ohne Berlust in das 
tief in den Felsen gesprengte, fast unversehrte Kasematten aufweisende Werk Punta Eorbin, 
dessen reiche Borräte an Zwieback und Konserven den Rainern sehr willkommen waren. 
Bei einbrechender Dunkelheit mußte Hptm. Plammer mit der 2., 3. und 4. Kompagnie 
samt zwei Maschinengewehren die 47er und 24er-Zäger im Borpostendienst zwischen Kote 1216 
bei Malga del Eosto und dem westlichen Plateaurande, etwa 800 Schritte südlich Punta Eorbin, 
ablösen. Patrouillen der 2. hatten schon während des Rachmittages festgestellt, daß die Höhen 
des Cengio bis Höhe 1363 von Teilen des 1. und 2. Grenadierregiments besetzt waren. Eine 
starke Feldwache stand auf Höhe 1184, von wo längs des Höhenrandes ein Berbindungsgraben 
zu einem Stützpunkt und weiter bis zum Monte Eengio führte. 3m Bal die Sila befanden sich 
Feldwachen des Feindes. Eine der Patrouillen, Zgss. Aicher mit sieben Mann, kam bei der 
Erkundung in arges Gedränge, wurde umzingelt, verstand sich jedoch durchzuschlagen. 
Bei strömendem Regen vollzog sich die Ablösung, 3. und 4. in vorderer Linie. 3n Löchern 
hinter Steinen lagen die Leute, mühsam mußte die Berbindung zwischen den Kompagnien und 
Zügen aufrechterhalten werden, weshalb schließlich auch noch die 5. in die Front eingeschoben 
wurde. Gegen Morgen unternahm Lt. Steiner mit der halben 2. einen Handstreich gegen die 
Feldwache auf Höhe 1184, der mit Berlust eines Leichtverwundeten vollständig gelang. Die 
weichenden Italiener nahmen vier Verwundete mit. 
Endlich nahm die kühle und nasse Nacht, während welcher die italienische Artillerie ihr 
Feuer fortgesetzt hatte, ein Ende. Im Morgenlicht des 31. Mai sah man vor sich die breite 31.8. 
flache Mulde des Bal di Sila, jenseits stieg der teils bewaldete, teils mit dichtem Buschwerk 
bestandene Hang zu vier voneinander wenig scharf getrennten Erhebungen am Rande des 
Steilabfalles zum Astico-Tal hinauf. Eine war die Höhe 1184, die am anderen Flügel die 
Höhe 1363, einer der beiden Hügel in der Mitte mußte der Monte Eengio Trigonometer 1351 
sein. Man einigte sich schließlich dahin, die westliche Erhebung (Kote 1356), eine Doppelkuppe, 
dafür zu halten; diese war höher als der tatsächliche Monte Cengio, was aber aus den Karten 
gar nicht entnommen werden konnte, welcher Irrtum — auch später nicht erkannt — zu 
störenden Berwechslungen Anlaß gab. übrigens hatte zufällig die Doppelkuppe die größte 
Hiezu Skizzen 53 und 54 
Bedeutung für die im Astico-Tale vorrückenden Truppen der 3. Division, weil sie es beherrscht, 
während der Monte Cengio keinen Ausblick ins Tal bietet. 
Bon Höhe 1184 konnte man die Fortschritte im Angriff des linken Flügels gut verfolgen, 
der in den ersten Nachmittagsstunden bis Fondi und Tresche vordrang. Am 4 Ahr nachmittags 
erhielt Mjr. Burger den Befehl, mit dem Bataillon und den beiden Kompagnien 47ern den 
Monte Cengio zu nehmen. Bon 6 Ahr an sollte die Artillerie 40 Minuten lang die feindlichen 
Stellungen bearbeiten, während dieser Zeit die Infanterie bis auf Sturmdistanz vorgehen. 
Rucksack und Decken in der Stellung zurücklassend, nahmen die Kompagnien bis %6 Ahr 
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