Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Die Rainer gruben sich indessen in ihren Schützenlöchern ein, die sie mit Stroh und 
Holz aus den nächsten, meist niedergebrannten Häusern möglichst wohnlich zu gestalten trachteten. 
Die Nacht brachte viel Unruhe. Zweimal mußten vorgehende Russen mit Feuer abgewiesen 
werden, große Brände der Berpflegsmagazine, des Bahnhofes und der Dörfer bei Luck 
erhellten die Gegend. Rainerpatrouillen schlichen sich zur Feststellung der feindlichen Stellung 
vor. Eine besonders gute Meldung brachte der Gsrt. Marlin Roider der 16. unter schwierigsten 
Verhältnissen. Korp. Joses Huber der 6. und Franz Renner der 7. arbeiteten nicht minder gut. 
Ins. Matthias Reiter der 3. schlich sich mit zwei Begleitern bis an die Eisenbahn heran, fand 
sie unbesetzt und traf bei der Rückkehr auf eine stärkere feindliche Patrouille, die sich in den 
Rücken der Stellung vorzuschieben trachtete. Er ging sie sofort an, verwundete zwei Russen, 
worauf die andern die Flucht ergriffen. Doch erwischte er noch einen und brachte ihn gefangen 
ein. Gfrt. Johann Danner der 3. geriet beim Vorgehen gegen den Eisenbahndamm in Flanken¬ 
feuer, vertrieb aber gleichwohl eine stärkere russische Patrouille. 
Gegen Morgen des 3g. kamen die Fahrküchen mit der Menage und der Fassung. Das 30. 
Tageslicht zeigte schwarze Rauchschwaden in der ganzen Umgebung von Luck. Herrenlos 
gewordene Schweine und Ferkel irrten herum und wurden eine willkommene Beute der 
Rainer, wenn sie sich bis in die Schwarmlinie verliefen. Bon 7 Uhr früh an schoß die russische 
Artillerie über zwei Stunden lang recht eifrig, namentlich gegen Räume, wo sie Reserven 
vermutete. Die feindliche Infanterie sparte mit Patronen. Wenn sich nicht hie und da ein 
Kopf in den russischen Stellungen gezeigt hätte, würde man sie sür unbesetzt gehalten haben. 
Langsam verstrichen die Tagesstunden mit dem Warten auf den Erfolg des Ostflügels. Solange 
die 21. Landwehrdivision nicht so weit vorgedrungen war, daß die Batterie beim Iägerhause 
südlich Kiwercy abfahren mußte, die den Borrückungsraum der Rainer flankierte, wozu noch 
die Flankierung auf der anderen Seite von der schweren Batterie westlich des Styr trat, war 
ein Borgehen in dem deckungslosen Gelände ausgeschlossen. Wie die Rekognoszierungen des 
Hptm. Hanika und Klomser ergaben, begünstigten übrigens die Terrainverhältnisse einen 
Angriff der Landwehr. 
Lebhafter ging es bei Zydyczyn zu, wo die 11. Kompagnie vom Kommandanten des der 
dortigen Styr-Brücke vorgelegten Brückenkopfes, Obftlt. Julius Scazigino der 14er, den 
Befehl erhielt, die Brücke und den Flußabschnitt bis zum Südrand von Zydyczyn zu besetzen. 
Bom frühen Morgen an wurden die vorderen Züge von Artillerie nicht nur flankierend, 
sondern auch im Rücken beschossen, eine Stellungsänderung war aber in dem offenen Gelände 
ohne größte Berlufte unmöglich. Bald erfolgte ein Insanterieangriff mit heftigstem Feuer¬ 
kampf auf ganz nahe Entfernung. Die Berlufte stiegen beträchtlich an, Fhnr. Tfchauder wurde 
verwundet, EinjFreiw. Korp. Wenzel Kucera zog ihn in seine Schützenmulde und verband ihn, 
nun selbst ungedeckt. Tschauder führte das Kommando über die Gruppe, seinen Zug und zwei 
Züge 14er weiter. Bis mittag verlor der Zug 18 Tote und über 20 Berwundete, Kucera 
hielt aber mit den letzten fünf Leuten unerschütterlich stand. Ins. Johann Jakob machte sich 
als einziger freiwillig erbötig, die Situationsmeldung durch die Feuerzone dem Gruppen¬ 
kommando zu überbringen. Das Zurückschaffen der Verwundeten mutzte im Granat- und 
Schrapnellfeuer über eine 800 Schritte breite offene Ebene erfolgen. Trotzdem brachten Korp. 
Anton Harl, Gfrt. Eduard Aigner, Inf. Josef Strobl, Ludwig Robis und Josef Moltinger ihre 
schwerverwundeten Kameraden zur Hilfsstätte zurück. Einen sehr gefährlichen Patrouillen- 
gang unternahm Gfrt. Franz Gebetsberger, indem er sich mit seinen Begleitern bis in die vom 
Feinde besetzten Auen schlich, wo er sich bald ganz eingekreist sah, es aber dennoch verstand, 
mit der Patrouille den Feinden zu entwischen und wichtige Aufschlüsse über den Feind zurück¬ 
zubringen. Nachmittags war der Feind soweit zurückgedrängt, daß der Kompagniekomman¬ 
dant mit zwei Zügen über den Styr, 2 km westlich, vorgehen konnte und den Abzug der Russen 
feststellte. Während der folgenden Nacht hatte die Kompagnie die Brücke samt Anland zu 
behaupten, was ohne Störung gelang. 
Gegen ^6 Uhr abends kam endlich die Kunde, daß die 2. Division den Feind an der 
22 ,R. 59 337
	        
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