Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

linie befindlichen Kompagnien des Hptm. Tillich samt der Maschinengewehrabteilung den 
Rücken, auf dessen Oberteil soweit vorgegangen wurde, bis man Ausschuß hatte. Bor der 
Front des rechten Flügels und der Mitte lag das tiefeingeschnittene, von zahlreichen Racheln 
durchzogene Tal, das den Rücken südlich Höhe 380 von jenem mit dem Bildstock trennt, auf 
dem sich der Feind festgesetzt hatte. Der linke mußte Front gegen Nord machen, wo sich die 
Russen am Waldrande auf eine Entfernung von wenigen hundert Schritten gegenüber be¬ 
fanden. Hierher hatte sich auch Kdt. Rozmystowski mit seinem Zuge gewendet, als das 
II. Bataillon herankam, wo er Anschluß an die Kaiserjäger fand. Da deren rechter Flügel 
Direktion gegen Höhe 38V hatte, häuften sich hier durch das Borprellen der Bataillonsreserve 
die Kämpfer, was zunächst den Lt. Koprivec veranlage, seine 5. wieder als Reserve zu sam¬ 
meln. Später mußte Hptm. Bettes mit seiner 7. ein gleiches tun. Rur die Maschinengewehr¬ 
abteilung blieb am linken Flügel in der Front. 
Unverzüglich wurde mit dem Ausbau der Deckungen begonnen. Das I. Bataillon stellte 
sich in der Rachel nahe ihrem oberen Ende mit der 4. und 2. Kompagnie in vorderer, mit der 
1. und der bald nachkommenden 3. in zweiter Linie bereit, so daß es hinter den inneren Flügeln 
des II. und der Kaiserjäger stand. Schon während seines Aufstieges hatte sich die russische 
Artillerie mit schweren Granaten gemeldet, die der Eisenbahn bei Lowczowek galten, ihr Ziel 
wohl verfehlten, aber das in dieser Gegend haltende Regimentskommando bedrohten, das nach 
der Besitznahme des Rückens südlich Kote 380 seinen Standpunkt hinter diesen verlegte. Mit 
Befremden nahm Obst. Albori wahr, daß außer dem zweiten Aufklärungszug der 12., der 
sich rechts an das II. Bataillon angeschlossen hatte, von der Gruppe Mjr. Mildner nichts zu 
sehen war. Er schickte gegen 7 Uhr früh den feit Kriegsbeginn bewährten Meldereiter Korp. 
Anton Lierzer mit einer Situationsskizze des I. und II. Bataillons und der Aufforderung an 
Mjr. Mildner, falls es ohne große Berluste möglich sei, gegen die Südflanke des Feindes auf 
dem Bildstockrücken vorzugehen, dabei aber auch auf die ungeschützte rechte Flanke ein wach¬ 
sames Auge zu haben. 
Kaum war diese Aufforderung in öer Hand des Majors, als sich russische Artillerie auf 
den Aufstellungsplatz seiner Gruppe einzuschießen begann. Er wollte mit seinem Adjutanten 
eine Stellung für die Maschinengewehre ausMitteln behufs Unterstützung der Borrückung, 
doch sauste Lage auf Lage von Brisanzgranaten immer näher heran, bedrohte bereits das 
III. Bataillon, wo anfeuernde Zurufe des Inf. Joses Gsrerer der 10. die Bemühungen der 
Offiziere unterstützten, einreißende Unruhe zu bannen. Anscheinend war Berrat im Spiele, 
der den Russen die Ausfindigmachung der völlig verdeckten Gruppe ermöglichte. Es blieb 
nichts anderes übrig, als sie ein Stück aus dem Bereiche der Granaten zurückzunehmen. 
Indessen war dem Regimentskommando die Mitteilung zugekommen, daß bedeutende 
Kräfte zur Verstärkung der Russen im Anmarsch seien. Daher erging an Mjr. Mildner der 
Auftrag, vorläufig nicht vorzugehen, sondern sich zur Verteidigung des gewonnenen Geländes 
bereitzuhalten. Hierauf wurden dem Oblt. Demoulin zwei Züge seiner 10. nachgesendet. Einen 
schob er zur Verbindung mit dem II. Bataillon gegen dessen rechten Flügel vor, mit den beiden 
anderen setzte er sich östlich der großen Rachel fest, teils Front gegen die Stellung beim Bild¬ 
stock, teils gegen Osten, wo sich immer stärkere Patrouillen von Piotrkowice her zeigten. 
Während der Beschießung mit Granaten erhielt der Adjutant des IV. Bataillons Oblt. Rake 
einen Streifschuß am Kopfe. Die Wunde zwang ihn nachmittags aus der Front zu scheiden. 
Lt. Henninger trat an seine Stelle. 
Mit aufsteigender Sonne wurde die russische Artillerie auch gegen die Gruppe Obst. 
Albori ungemein lebhaft. Ihre Grüße galten teils der Feuerlinie, wobei Lt. Kornus hinter 
seiner 6. vom Lustdruck einer nur drei Schritte von ihm krepierenden Granate zu Boden ge¬ 
schleudert wurde, so daß man ihn für tot hielt. Räch kurzer Zeit stand er aus und war bis 
auf einige Hautabschürfungen unverletzt. Der größte Teil der Artilleriegeschosse ergoß sich in 
den Raum hinter der Front, wo die Russen wohl nachrückende Reserven vermuteten. Gar 
manches der Häuser, das beim Borgehen willkommene Deckung geboten hatte, ging in Flam- 
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