Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

großen Lemberger Straße, zu folgen. Der Regen hatte aufgehört, die etwa 2g km Marsch 
machten wenig Beschwerde- gegen 2 Uhr nachmittags zog das Regiment in Lubien Wk. ein, 
einem größeren Ort mit Schloß und mehreren Meierhöfen, wo der Stab und die Bataillone I, 
III und IV gute Unterkunft fanden. Das II. Bataillon zweigte rechts nach Lubien Ml. ab. Die 
Einwohner dieses kleinen, wenig Unterkunft bietenden Nestes empfingen das Bataillon mit 
Schreckensnachrichten. Angeblich waren am Bortag Kosaken gesehen, worden, und der Besitzer 
des 4km weiter zwischen Waldungen gelegenen Meierhofes Dembianka beschwor den Obst. 
Bends, zum Schutz gegen eine Kosakenpatrouille, die sich angeblich im nahen Walde versteckt 
hielt, Einquartierung in seinen Hof zu verlegen. So kam wenigstens die 7. Kompagnie zu einer 
besseren Unterkunft. Die Gegend war durch andere Truppen bereits ziemlich leer gegessen, 
doch funktionierte der Nachschub mit den Staffelwagen. Gerüchte über die Eroberung von 
Brody durch die Russen und die angebliche Kriegserklärung Italiens steigerten die allgemeine 
Spannung. 
21.8. Die Divisionsabfertigung für den 21.schien einen baldigen Zusammenstoß mit dem Feinde 
anzukündigen. Starke Kavallerie und auch Infanterie marschierte aus der Gegend von Ma- 
gierow gegen Südwesten. Die 3. Infanteriedivision hatte deshalb im Gefechtsmarsch den Raum 
westlich Lemberg zu erreichen. Zeitlicher Aufbruch des IV. Bataillons gegen Bartatow, um 
durch Sperrung der Grodeker Straße die Flanke der Division bis zu deren Eintreffen am 
Marschziel zu sichern. Das Wetter war sehr schön und trotz Sonnenfinsternis ungemein heiß, 
als zu Mittag Zimnawoda und Rudno erreicht wurden. Sicherung durch Marschvorposten gegen 
Westen. Das Regimentskommando war über die allgemeine Lage so wenig orientiert, daß es 
sich in der Sperrung dieser höchst unwahrscheinlichen Angriffsrichtung fast nicht genug tun 
konnte. 
Um 4 Uhr nachmittags waren die Borposten aufgestellt, doch verfügte der Brigadier 
GM. v. Schneider, als er von dem starken Kraftaufgebot erfuhr, dessen wesentliche Bermin- 
derung. Gegen 5Uhr nachmittags rückte das IV. Bataillon mit der zugeteilten Gebirgsbatterie 
5./II ein, das weit und breit nichts vom Feinde wahrgenommen hatte. Da hastete um 5Uhr 30 
nachmittags ein Landwehrulane mit einer Meldung des Marjchregiments 22 (Marschbataillone 
des XI. Korps) heran: „1. Ein Nachrichtendetachement Kosaken mit Maschinengewehren und 
Artillerie wurde heute 11 Uhr vormittags in Fuina gesehen. Diese marschieren gegen Zasniska— 
Brzuchowice. 2. In Kunin größere Einquartierungen von Kosaken. In Pily sollen russische 
Geschütze stehen." 
Sofort wurde das Regiment alarmiert, die Bataillone mußten die Sicherungslinie wieder 
stark besetzen. Dem Divisionskommando wurde Meldung erstattet und daran der Borschlag 
eines Borstoßes des Regimentes geknüpft. 
Die Nacht brach herein, es wurde empfindlich kühl. Gelegentliches Surren von Aero- 
planen, das Spiel der Scheinwerfer und aufsteigende Leuchtkugeln in der Gegend der Befesti¬ 
gungen nördlich Lemberg fesselten eine Weile das Interesse, vor der Front blieb alles ruhig. 
Nach 1l) Uhr nachts ritt eine Kavalleriepatrouille, von einer Erkundigung rückkehrend, durch die 
Borposten des I. Bataillons und versicherte, daß mindestens auf 15 km Entfernung kein Feind 
war. Die Reserven des Bataillons wurden in Scheunen verlegt, um Ruhe genießen zu können. 
Auf Weisung des Divisionärs FML. Josef Roth wurde das Regiment wieder in Kantonierung 
verlegt. Feld- und Kantonierungswachen genügten zweifellos, um Überfällen vorzubeugen. 
22.8. Gegen 4 Uhr früh des 22. waren endlich wieder die Quartiere bezogen. Im Nordwest- 
abschnitt der Sicherungslinie bestritt die 3. Kompagnie zwei Hauptposten, an der übrigen Front 
begnügte man sich mit Feldwachen. Nach den Aufregungen der Nacht wurde den Leuten Ruhe 
gegönnt, nur eine Halbkompagnie mußte auf Befehl des Divisionskommandos nach Lubien Wk. 
zurückmarschieren, um herankommenden Kriegsbrückenequipagen als Geleite zu dienen. Denn 
das Vordringen starker Kavallerie und Infanterie des Feindes gegen ZolKiew beunruhigte nicht 
wenig. Das Tiroler Jägerregiment Nr. 2 wurde nach Kulikow vorgeschoben, die anderen Trup¬ 
pen hatten sich kampfbereit zu halten. 
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