Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

dunklen Nacht wollte man zunächst für Borfeldbeleuchtung sorgen, doch waren die Patronen 
der Leuchtpistolen verquollen, eine Rakete versagte und als endlich die zweite hochging, war 
der Feind längst verschwunden. Am ^3 Ahr nachts kamen die Honvedhufaren, deren 
Instruierung nicht wenig Mühe machte, doch konnte schon um 5 Ahr früh abmarschiert werden. 
Am längsten zog sich die Ablösung beim III. und IV. Bataillon hin, weil die 14er so 
spät den Befehl erhielten. Es wurde 9 Ahr vormittags, bis das IV. Bataillon mit dem 
Regimentsstab, 10 Ahr vormittags, bis das III. Zanowice Dl. verließen. Schneeflocken fielen 
unablässig nieder und verhüllten bald die Aussicht auf die Höhen, die der Schauplatz so mancher 
Heldentaten in den letzten Wochen waren. 
Das Regiment als Korps- und Armeereserve 
(11. bis 20. März 1915) 
Als sich die Quartiermacher bei dem gegen 1 Ahr nachmittags des 11. an der Spitze 
des I. und IV. Bataillons in Zakliczyn einziehenden Regimentskommandanten meldeten, 
wußten sie wenig Erfreuliches zu berichten. Der Ort war mit Truppen und Trains stark belegt, 
so daß sich die Rainer sehr zusammendrängen mußten, um unter Dach zu kommen. Doch 
machte dies nicht viel aus. Standen doch einige Retablierungstage bevor — mindestens bis 15., 
wie es hieß. Lockend winkten das Dampfbad und die Desinfektionsanstalt, was schon höchst 
nötig war, denn beim scharfen Dienst bei Ianowice Dl. war weder Zeit noch Gelegenheit, den 
Körper zu pflegen und vor allem das lästige Angezieser loszuwerden. Nachmittags begann 
denn auch gleich das IV. Bataillon mit dem partienweisen Besuch des Dampfbades. 
Indessen richtete man sich in den engen Quartieren ein. Leider herrschte völliger Mangel 
an Stroh, auch Holz zum Heizen war knapp. So war man mit der Schaffung einer Häuslich¬ 
keit bald fertig und die Rainer standen rauchend und plaudernd in den Ortsgassen dieses 
typischen galizischen Etappenortes, der das bunte Bild eines Kriegslagers bot. Fortwährend 
marschierten Truppen durch, Lastautos polterten daher und sperrten die Fahrbahnen, so daß 
sich die kleinen galizischen Fuhrwerke kaum durchzuwinden vermochten. Polnische Juden 
vom Kinde bis zum Greise boten Bäckerei und Orangen zum Kaufe an. Abends hatten es 
die Rainer mit dem Schlafen nicht zu eilig, stand doch ein gemütlicher Rasttag, für das 
I. Bataillon das Bad bevor. Auch das II. und III. Bataillon ließen es sich in Fasciszowa 
und Luslawice wohl sein. Die Orte waren wohl kleiner als die Stabsstation, die Quartiere 
aber viel bequemer. 
Am 12. vertrieb man sich die Zeit mit Putzen der Waffen und Monturen, als nach der 12.3. 
Menage plötzlich ein telephonisches Marschaviso kam. Ade Dampfbad! Rasch mußten alle 
Borbereitungen getroffen werden und um 6 Ahr abends ging es aus dem Ort hinaus gegen 
Siemiechow, vor welchem Dorf sich auch das II. und III. Bataillon in die Kolonne einreihten. 
Aber Gromnik und dann längs des östlichen Biala-Afers aufwärts sollte Bobowa erreicht 
werden. Die Gorlicer Offensive war bald zum Stehen gekommen und die herbeigeeilten russi¬ 
schen Berstärkungen bedrohten nun ihrerseits das VI. und benachbarte IX. Korps. Die Not¬ 
wendigkeit, ihnen für alle Fälle Reserven zuzuführen, trieb also die Rainer aus den nur so 
kurze Zeit genossenen Rastquartieren bei einem wahren Hundewetter in die naßkalte, von 
Windstößen und Schneetreiben erfüllte Nacht hinein. Es wurde ein sehr schweres Marschie¬ 
ren, obendrein hatte man den bisherigen Aufenthalt in der Retablierung in Erwartung einer 
längeren Ruhepause weniger zum Schlafen ausgenützt, sondern das Behagen in vollen Zügen 
genossen, fern von nassen und verschneiten Schützengräben und Granateinschlägen wie fried¬ 
liche Bürger leben zu können. Die zahlreiche junge Mannschaft machte zum ersten Male einen 
Nachtmarsch bedeutender Länge, schwer bepackt, unter den ungünstigsten Amständen durch, 
so daß man langsam weiterkam und verhältnismäßig viele Leute erschöpft liegen lassen mußte, 
229
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.