Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Am meisten zur Bortäufchung eines Angriffes trug eine Patrouille von sieben Mann 
bei, die Korp. Scheinast der 13. bis knapp in den Rücken einer Feldwache führte, wobei er 
auf starken Feind stieß. Er trak mit ihm in den Kampf, der bald russische Verstärkungen heran¬ 
zog. Die Übermacht war groß und die Lage der kleinen Patrouille kritisch. Da kommandierte 
Scheinast mit lauter Stimme, als sei er Brigadier der Rainer und Kaiserjäger, die zum Angriff 
herannahten. Das hielt die Russen in Schranken, die vor allem daran dachten, ihre Artillerie 
von den sich im Walde bietenden großen Zielen zu verständigen. Sie eröffnete denn auch 
bald das Feuer mit schweren Granaten. Die der Patrouille gegenüberstehenden Russen konnten 
kaum lange im unklaren sein, welche Bewandtnis es mit der angreifenden Brigade hatte. 
Sie schoben sich beiderseits umfassend immer weiter vor und der tapfere Korporal mußte schlie߬ 
lich den Rückzug antreten. Run war im Kampfe einer der Rainer gefallen. Gfrt. Johann 
Freischlager und Inf. Karl Benz waren nicht gesonnen, den Leichnam in Feindeshand 
gelangen zu lassen. Sie nahmen ihn beim Herablaufen über den steilen Hang in die große 
Tiefenlinie mit. Die Russen blieben den beiden schwerbelasteten Männern dicht auf den 
Fersen. So verbargen diese den Leichnam einstweilen in der Tiefe, um ihn bei besserer 
Gelegenheit zur Bestattung abzuholen, und keuchten dann rasch genug den Hang hinan, um 
den Feinden zu entkommen. 
Die russischen Kanoniere nahmen alsbald Bewegungen wahr, die vom Detachement 
Heinisch herrührten, und widmeten nun dieser vermeintlichen Feuerlinie mit großer Ausdauer 
Lage auf Lage. Der Fähnrich suchte im Oberteil der Rachel Schutz, wurde dort von Granaten 
aufgestöbert, zog sich zu den verbrannten Häusern südlich Kote 419 zurück und fand dort einige 
Deckung. Bald nach Mittag begann demonstratives Infanteriefeuer eigener Truppen am 
Dunajec flankierend bei den verbrannten Häusern zu wirken, das so unangenehm wurde, daß 
Heinisch den Rückzug antreten mußte. Run war auch Lt. Köhler, dessen linke Flanke bedroht 
wurde und der bereits einen Angriff abschlagen mußte, gezwungen, heimzukehren. 
Am Abend kam frohe Kunde über den Fortschritt des Borstoßes südlich Gorlice. Am 
Maßstab des großen Karpathenringens gemessen, war diese Offensive allerdings eine unter¬ 
geordnete und wegen der verhältnismäßigen Schwäche ohne Einfluß bleibende Episode, nur 
ein bescheidener Borläufer der eine Wendung im Kriege bringenden Offensive gleicher Tendenz 
im Mai. 
9.3. Der 9. brachte bei abermals schönem Wetter eine Fortsetzung der Demonstrationen, doch 
ohne Aussendung von Rachrichtendetachements. Die Hoffnung, daß die Ereignisse bei Gorlice 
den Feind zum Rückzug veranlassen würden, erfüllte sich nicht. 
Die Urlauber waren zurückgekehrt. Obstlt. Lauer übernahm wieder das Regiments¬ 
kommando. Mit ihm war der dem Regiment zugeteilte Rtm. Franz Freih. Korb v. Weiden¬ 
heim der 14er-Dragoner eingerückt, der Berwendung beim Regimentsstabe fand. Der Ber- 
pflegsstand betrug 3852 Mann, Gefechtsstand 3052 Mann und 8 Maschinengewehre. Frohe 
Nachricht brachte die Divisionsabfertigung: am 19. und 11. sollten je 199 Mann jedes Bataillons 
in Zakliczyn eines Dampfbades und der Desinfektion der Monturen und Lagerdecken teil¬ 
haftig werden. 
19.3. Starker Schneefall am 19. gab viel Arbeit mit dem Ausschaufeln der Stellungen, doch 
lähmte insbesondere auf den Höhen sehr heftiges Schneetreiben jede Tätigkeit der Artillerie, 
so daß ziemliche Ruhe herrschte. Ilm 5 Uhr nachmittags kam überraschend die Mitteilung von 
der in der Rächt bevorstehenden Ablösung. An Stelle des I. Bataillons sollten vier Kompagnien 
der Landsturmbataillone 86 und 79 treten, an Stelle des II. das 2. Honvedhusarenregiment, 
während sechs Kompagnien 14er die Stellungen des III. und IV. Bataillons zu übernehmen 
hatten. Räch 19 Uhr nachts gingen die Quartiermacher ab: Stab, I. und IV. Bataillon 
Zakliczyn, II. Fasciszowa, III. Luslawice. 
11.3. Der Landsturm war zuerst zur Stelle, doch wurde es 5 Uhr 39 früh des 11., bis alles 
ordnungsgemäß übergeben war. Beim II. Bataillon gab es um Uhr nachts noch einen 
Alarm, da eine russische Patrouille die Feldwache der 6. Kompagnie angriff. In der stock¬ 
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