Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

ausgezeichneten Patrouilleur Korp. Schober wußte er genau, daß eine starke russische Feld¬ 
wache nächst einem Hause am Waldrande stand, doch pflegte sie bei Tag eine kleine Ausstellungs¬ 
änderung vorzunehmen, worüber man weniger orientiert war. 
Möglichst lautlos rückte das Detachement in der Dunkelheit über die ersten beiden 
Geländeeinschnitte vor. Im dritten, tieferen Einschnitt angelangt, an dessen Wurzel man die 
Feldwache wußte, wurde gegen den Wald abgebogen. Unter Voraussendung des Korp. Schober 
mit vier Mann marschierte man auf dem Nordhang des Wasserrisses, um den Russen in Flanke 
und Rücken zu kommen. Es ging steil bergan, der Schnee lag stellenweise kniehoch: es war 
ein schweres Vorwärtskommen und insbesondere Geräusch kaum zu vermeiden. Etwa 
300 Schritte an den Wald herangekommen, sah man den Korp. Schober gegen zwei kleine 
Häuser am Nordhang abbiegen, die er durchsuchen wollte. Nun wurde Zgsf. Jakob Dürn¬ 
berger mit vier Mann vorausgeschickt, Direktion ein kleines Gehöft 50 Schritte unterhalb 
des Waldrandes. 
Der Morgen begann bereits zu grauen. Plötzlich knatterte Gewehrfeuer aus dem kleinen 
Gehöft, an das Dürnberger bis auf 30 Schritte herangekommen war, und am Waldrande. 
Die Russen hatten rechtzeitig Kunde vom drohenden Angriff erhalten und sich zur Abwehr 
quer über den Wasserriß bereitgestellt. 
Die Überraschung brachte die Rainer nicht aus der Fassung. Korp. Schober, eben mit 
der Durchsuchung der beiden kleinen Häuser fertig, fprang vor diese und eröffnete das Feuer. 
Dürnberger stürmte mit seinen vier Leuten auf das Gehöft los und nahm die durch das Feuer 
der Patrouille Schober hergenommenen Russen gefangen. Dieser Anfangserfolg und das 
kräftige Hurra der vom Lt. Köhler mit dem Rufe „Vorwärts, Landler! Sturm!" herangeführten 
Haupttruppe ließ die Russen nicht an hartnäckige Verteidigung des Waldrandes denken. Sie 
flohen. Der schöne Erfolg war mit dem Verlust von zwei Toten Schobers, zwei Verwundeten 
Dürnbergers und der Verwundung der Gefechtsordonnanz erkauft. Die Russen ließen sieben 
Gefangene, teilweise verwundet, auf dem Platze. EinjFreiw. Mediziner Zgsf. Alois Humer 
nahm sich der Verwundeten an. 
Lt. Köhler war schon um 7 Ahr früh am nördlichen Waldrande unterhalb der Höhe 406 
und geisterte vor der russischen Hauptstellung, einmal hier, einmal dort, schwarmweise herum. 
Auch Zgsf. Humer beteiligte sich zeitweise an der Vortäuschung eines großen Angriffes. Die 
Russen unterließen jeden Versuch, die Stärke ihres kecken Gegenübers festzustellen und ließen 
sich, allerdings auch von der Artillerie wiederholt unter heftiges Feuer genommen, bis in den 
Nachmittag hinein foppen. 
Zgsf. Plha, Feldwachkommandant der 3., hatte sich nach dem Passieren des Detachements 
Köhler nur in Begleitung seines getreuen Kumpanen Ins. Anton Heilmayer, die Sorge um 
die nun gewiß keiner Gefahr ausgesetzte Feldwache seinem Stellvertreter überlassend, längs 
des Dunajec auf den Weg gemacht, um dem Detachement die linke Flanke zu decken, vor 
allem aber, um wieder einmal ein Abenteuer zu erleben. Tatsächlich gelang es den beiden, 
einen kleinen Posten zu überfallen und zwei Gefangene zu machen, die sie samt zwei Ver¬ 
schlügen mit Maschinengewehrmunition zurückbrachten, obzwar ihnen eine starke Patrouille 
sehr zusetzte und sie mit knapper Not dem Schicksal entgingen, den sie umschwirrenden, die 
Rüstung und Montur durchlöchernden Geschossen zu erliegen. Plha hatte zwei Streifschüsse. 
Das I. Bataillon sandte ein etwas schwächeres Rachrichtendetachement der 2. Kompagnie 
unter Fhnr. Heinisch über den von Kote 260 gegen Kote 419 hinaufziehenden Rücken vor. 
Auch hier wurde die russische Feldwache nach kurzem Kampf, wobei ein Rainer tot blieb, 
die Russen einen Toten und drei Verwundete verloren, zum eiligen Rückzug in die Haupt¬ 
stellung gezwungen, woraus die nun an zwei Stellen durchbrochene feindliche Feldwachenlinie 
überhaupt zurückwich. Fhnr. Heinisch schob sich gegen Kote 419 heran, gleichfalls durch häufigen 
Stellungswechsel eine starke Kraft vortäuschend. Mit besonderer Kühnheit schlichen sich Ins. 
Franz Löser und Georg Höllwerth an die Hindernisse heran und warfen Handgranaten in die 
Hauptstellung. 
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