Flankenwirkung der Russen unmöglich war. Er faßte den kühnen Entschluß, Sobolow zu
erstürmen, dadurch die feindliche Linie zu zersprengen und einen Stützpunkt zu gewinnen.
Hptm. Abarth erhielt den Befehl zum Sturm, Regimentsadjutant Oblt. Blcek hatte das
IV. Bataillon anzuweisen, eine Kompagnie zur Bindung des auf den Höhen nördlich der
Polanka befindlichen Feindes vorgehen zu lassen, das II. zur Entsendung einer Kompagnie
gegen die Höhe südlich der Straße, wo die Maschinengewehre ratterten.
Hptm. Abarth versuchte vergeblich, seine wie toll aufs Geratewohl schießenden Leute
zum Sturm fortzureißen. Als er dies dem Obstlt. Lauer meldete, ging dieser mit ihm in die
Schwarmlinie vor, rüttelte die Leute am Arm oder Tornister und eiferte sie mit den Rufen
an: „Rainer, vorwärts! Mit Hurra drauf los!" Die Offiziere und die wenigen alten Leute
erfaßten rasch die Absicht und beruhigten die Neulinge: „Schiaß n eh z'hoch! Nur drauf los,
mir hab'n 's glei! Kolben hoch! Hurra!" Wirklich erhob sich die ganze Mannschaft trotz dem
heftigen Geknatter und stürzte sich auf den Feind.
Hptm. Benes kam in diesem Augenblick zum Regimentskommandanten, der ihm befahl,
mit dem II. Bataillon den Sturm des III. rechts zu unterstützen. Hptm. Benes sandte den
Adjutanten zu dem noch weit hinten befindlichen Bataillon zurück, um es mit möglichster
Beschleunigung heranzuführen und den Kdt. Kölbl mit der 6. auf die Kuppe südlich des Ortes
vorgehen zu lassen. Er selbst raffte den noch zurückgebliebenen Teil des III. Bataillons und
Leute vom rechten Flügel des IV. zusammen und stürmte mit ihnen, etwa 100 Mann, der
Straße folgend, vor.
Die Stürmer waren in wenigen Augenblicken am Feinde und drangen über den den
Ortsteil um die etwas erhöht gelegene Kirche umgebenden Zaun ein. Ein wildes Ringen
begann, Lt. Leyrer fiel an der Spitze der 9., Lt. Holzer der rechts von dieser stürmenden 11.
desgleichen. Der Angriffswut der Rainer vermochten die Russen nicht zu widerstehen, doch
warfen sie sich in die nächsten Häuser, um die es harte Kämpfe gab. Eines nach dem anderen
wurde genommen. Die Kirche, der Stützpunkt der Russen, bewehrt mit zwei Maschinen¬
gewehren, trotzte dem frontalen Ansturm. Doch Hptm. Benes war entlang der Straße in den
Ort nördlich der Kirche eingedrungen, wandte sich gegen diese und kam so von hinten an den
Feind, der samt den Maschinengewehren die Waffen streckte. Nun ließ er seine Leute sich
bei der Kirche gegen Süden festsetzen, um die Feinde zu empfangen, die vom Hauptstoß des
III. Bataillons aus dem südlichen Ortsteil zurückgetrieben wurden. Er selbst hatte eine Wunde
davongetragen und übernahm mit seinem wackeren Offiziersdiener Andorfer die Bewachung
der Gefangenen.
Der den Südteil des Ortes durchziehende Hohlweg bot den Russen erneuert Gelegenheit
zu hartnäckigem Widerstand. In der noch herrschenden Dunkelheit waren die Stürmer durch¬
einander gekommen, die einzelnen Gruppen, die sich um die Offiziere scharten, verloren die
Verbindung miteinander. So sah sich die Hauptgruppe der 9. plötzlich ohne Verbindung.
Zgsf. Ludwig Walketseder sollte sie nach einer Seite hin herstellen. Unversehens stieß er auf
eine feindliche Abteilung. Ohne sich zu besinnen, warf er sich nieder und eröffnete das Feuer.
Bald krachte es auch von einer anderen Seite, wo der bei den nächsten Kämpfen leider gefallene
Korp. Maurer in den ungleichen Kampf eingriff. Walketseder wandte nun die List an, durch
verschiedene Kommandos das Borhandensein einer größeren Abteilung vorzutäuschen, was
den sich umzingelt wähnenden Stabshauptmann veranlaßte, mit 42 Mann und 6 Pferden die
Waffen zu strecken. Walketseder erhielt hiefür und für sein tapferes Berhalten als Feldwach-
Kommandant am 4. September, als er mit 6 Mann 79 Kosaken die Stirn bot und sie schließlich
unter schweren Berlusten verjagte, dabei zwei Pferde erbeutete, die Goldene Tapferkeits¬
medaille.
Eine zweite solche Auszeichnung erwarb an diesem Tage Zgsf. Koberger, den Lt. Gul-
dinger nach Erstürmung eines Meierhofes durch die 11. mit zwei Leuten als rechte Flanken¬
deckung absandte. Er kam von seinen Begleitern ab und geriet in einen Hohlweg, in dem er
in den Ort zurückzugelangen suchte. Da traf er auf eine herannahende russische Abteilung.
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