Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

wehrdivision noch stark zurückhing. Ilm 4 Ahr nachmittags setzte wieder eine starke Be¬ 
schießung der Front durch die russische Artillerie ein. Die Sonne war längst hinter Wolken 
verschwunden, bald ging ein eisiger Regen, gemischt mit Schneeflocken, nieder. 
Der Kampf bei der Gruppe Obst. Fischer gestaltete sich einigermaßen kritisch, ein Teil 
des dort fechtenden Landsturmes wich zurück. Mit der Schreckenskunde, daß die Russen die 
Front durchbrochen hätten, zog eine stärkere Abteilung durch den Wald von Zielona und 
dann auf der Straße gegen Kocmyrzow. Bei den schwer beweglichen Festungsbatterien rüstete 
man zum Abfahren, die Trains kehrten gegen Krakau um, die schwache Divisionsreserve traf 
Anstalten zur Deckung des Rückzuges) alle Anzeichen ausbrechender Panik begannen sich 
einzustellen. Da begegneten die Fahrküchen des Regiments etwa 1000 Schritte nördlich 
Pietrzejowice der kompagniestarken Landsturmabteilung, die sie zur schleunigen Umkehr auf¬ 
forderte. Doch die Landstürmer kamen bei den gemütsruhigen und gleichmütigen Rainern 
gerade an die rechten. StFldw. Schott, RUO. Zgnaz Aufmesser und Reß stellten sich entgegen 
und zwangen die Kompagnie mit großer Energie zum Rückmarsch gegen die Front. Da hiemit 
die Quelle aller wilden Gerüchte verstopft war, trat auch bei Artillerie und Trains Beruhigung 
ein und das Brigadekommando, das auf die alarmierenden Meldungen hin sofort bei Obst. 
Fischer telephonisch angefragt und erfahren hatte, daß von einem Durchbruch keine Rede war, 
tat noch ein übriges, um die Folgen dieses Zwischenfalles abzuwenden. 
Die Dämmerung wurde benützt, um die in der vorigen Nacht angebahnte Ordnung der 
Verbände zu vollenden. 
Nebel hüllte ab 7 Ahr abends die Gegend ein. Die Divisionsabfertigung brachte Sieges- 
Nachrichten, unaufhaltsames Bordringen der Balkanstreitkräfte in Serbien, baldiger Fall von 
Belgrad, Raumgewinn der Deutschen in Frankreich, große Bedrängnis des russischen 
Nordflügels durch die Deutschen, erfolgreiche Kämpfe des XVII. Korps am rechten Flügel 
der Schlachtfront, der vorstoßenden 1. Armee gegen die russische Garde und schließlich, was 
die 3. Division am nächsten betraf, Sieg der 8. Division bei Wronin. So hing der Himmel 
voll Geigen und GM. v. Horsetzky setzte der Gruppe Schneider als nächstes Ziel, ehestens die 
Höhe 290 zu gewinnen, während Obst. Fischer Zalipie nehmen sollte. 
GM. v. Schneider entschloß sich, am nächsten Morgen um 5 Uhr 30 den Feind mit 
beiden Regimentern überfallsartig anzugreifen. Obstlt. Pöschmann sollte mit dem linken Flü¬ 
gel der 14er rechts entlang der Straße, Obstlt. Lauer mit fünf Kompagnien seiner Rainer und 
dem rechten Flügel der 14er in nordöstlicher Richtung vorstoßen, um die Höhe 290 und wo¬ 
möglich auch den Meierhof Wiktorya zu erobern. Das Gros der Rainer hatte durch Feuer 
den Feind bei Lyfzkowice niederzuhalten. 
Mittlerweile war die Disposition des XIV. Korpskommandos für den Angriff am 20. 
beim GM. v. Horsetzky eingetroffen. Ihre Weisungen stimmten mit den bisher erlassenen 
Befehlen im allgemeinen überein, doch wurde zur Bermeidung von unnötigen Berlusten eine 
gründliche Borbereitung durch die Artillerie verlangt. So war also die Dunkelheit wohl zum 
näheren Heranschieben auszunützen, der Angriff aber erst durchzuführen, bis das Feuer der 
beiden schweren Batterien, zu denen um 8 Uhr früh noch zwei andere traten, genügend ge¬ 
wirkt hatte. 
GM. v. Schneider änderte seine Disposition insoserne ab, als Obstlt. Lauer soviel Kräfte 
als möglich dem Infanterieregiment Nr. 14 als Reserve zur Verfügung stellen, selbst aber mit 
dem rechten Flügel der Rainer links entlang der Straße angreifen sollte. 
Eine sehr frohe Nachricht enthielt die letzte Divisionsdisposition: Am 20. früh konnten 
auf dem Bahnhof Kocmyrzow endlich Monturen, Wollwäsche und Schuhe gefaßt werden, bei 
der großen Kälte eine bereits dringende Notwendigkeit für die in zerlumpten Monturen und 
zerrissenen Stiefeln so tapfer kämpfenden Streiter. 
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