Von den 55 Offizieren des Aktivstandes, die mit dem Regiment ausmarschiert waren,
standen nur noch 11 in den Reihen: Obst. Fischer, Hptm. Benes, Oblt. Vlcek, Klomser,
Plummer, Celar, Lt. Mozina, Kornus, Löberbauer, Fhnr. Palme, dazu kam noch Hptm. Klein,
der sich bald nach der Verwundung wieder zum Dienste meldete und das Kommando des
IV. Bataillons übernahm, während Hptm. Benes an die Spitze des II, trat.
Kurze Retablierung + Wechsel im Regimentskommando
(28. bis 31. Oktober 1914)
Vor Tagesanbruch des 28. abgelöst, sammelte sich das Regiment südlich Warcholy, 28.10.
von wo um 11 Ahr 30 vormittags der Weitermarsch angetreten wurde. In Warcholy ließ
GM. v. Horsetzky das Regiment defilieren und nahm die Gelegenheit wahr, ihm seine volle
Anerkennung für die Leistungen in den letzten Tagen auszusprechen. 3n Barce sollte Quartier
bezogen werden. Doch hatte man sich kaum häuslich einzurichten begonnen, als sich schweres
Artilleriefeuer der Russen auf den Ort legte. Gesichert durch das II. Bataillon, das sich am
Ostrande des Ortes festsetzte, bezogen die anderen drei Bataillone etwa 3000 Schritte westlich
im Walde Lager. Das Wetter war schön, die Rächt sehr kalt.
Am 4Ahr 15 früh des 29. wurde aus der Gegend von Raclawice heftiges Feuer hörbar, 29.10.
dann Hurrageschrei, worauf Stille eintrat. Eine halbe Stunde später stürzte ein Korporal
der 14er mit der Kunde herbei, daß sein Bataillon überfallen und, von den Russen verfolgt,
im Rückzug sei. Obst. Fischer hatte eher den Eindruck, daß der Feind zurückgeschlagen worden
war, alarmierte aber für alle Fälle das Regiment und ließ vom II. Bataillon einen Zug unter
Lt. Kutschern zur Aufklärung absenden. Dieser Zwischenfall verzögerte den Abmarsch nach
Iamnica, wohin das Regiment in Erholungsquartiere gelangen sollte.
Lt. Kutschera kam in heftiges Infanteriefeuer. Zur Herstellung der Berbindung mit den
14ern meldete sich der Kriegsfreiwillige Inf. Doppelbauer der 8., der anfragen sollte, ob Ver¬
stärkungen gebraucht würden. Trotz Schuß in den Oberkiefer eilte er bis zum Kommandanten
vor, wo ihm mitgeteilt wurde, daß die Russen bereits im Weichen seien, eine Kompagnie, der
der Rückzug abgeschnitten wurde, die Waffen strecken mußte. Mit dieser wichtigen Meldung
kehrte Doppelbauer zurück, wurde abermals verwundet, schleppte sich aber trotz dem zweiten
Schuß in den linken Oberschenkel zu Lt. Kutschera zurück, der dem Regimentskommando
Bericht erstattete.
GM. v. Schneider befahl den Abmarsch, der bei herrlichem Wetter durch den großen
Wald zunächst nach Przyszow Kameralny im Tale des Leng führte. Hier wurde Rast bei
Ausgabe der Menage gehalten. Bei sich rasch bewölkendem Himmel ging es auf stark sumpfigem
Wege weiter, um gegen 9 Ahr abends die von den vorausgesendeten Quartiermachern aus-
gemittelten Unterkünfte zu beziehen.
Endlich genoß das Regiment wieder einmal völlige Ruhe. Oblt. Eelar schreibt in seinen
Erinnerungen aus jenen Tagen: „Wie schön war es doch, einmal wieder sicher, ungestört durch
feindliche Geschosse, unter einem Dach schlafen, endlich einmal wieder entsprechend zubereitete
warme Kost genießen zu können. Doch die größte Wohltat war die körperliche Reinigung
und Befreiung von dem Tag und Rächt quälenden Angeziefer."
Die Zeit wurde zur Instandsetzung der Armatur und Rüstung benützt, die Reparatur
eines unbrauchbar gewordenen Maschinengewehres eingeleitet. Am 30. besuchte der Korps- 30.10.
Kommandant FML. Roth das Regiment und konnte seine gute Verfassung trotz schweren
Kämpfen nicht genug rühmen. Die Stimmung hob sich durch gute Verpflegung, insbesondere
aber durch das Eintreffen genügender Mengen Brot, das man lange so ziemlich gänzlich ent-
behrt hatte. Die Eholerakranken waren mit den Assistenzärzten Dr. Kehrer und Gabor in
einer Isolierbaracke bei Warcholy zurückgeblieben. Wenn man aber glaubte, den bösen Gast
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