Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

bewährt, tat sich durch gute Feuerleitung hervor. Fldw. Franz Haring ging zwei zur Verbin¬ 
dung abgesendeten Leuten nach, als sie nach längerer Zeit nicht zurückkehrten. Schüsse in 
Bauch und Lunge trafen ihn auf dem gefährlichen Wege. 
Das II. und III. Bataillon konnten den Zweck der Feuerstaffel nicht erfüllen. Die Russen 
boten nur selten Ziele, übrigens machte man bald die Bemerkung, daß das Hochwasser des hoch 
angeschwollenen San den durch Geschosse beschädigten Damm durchdrang und allmählich das 
Anland dahinter unter Wasser setzte. Das II. Bataillon mutzte schon um 10 Uhr vormittags 
die Kompagnie- und Bataillonsreserven zurücknehmen. Das Wasser stieg bald so hoch, daß 
man fürchten mußte, die auf dem Damm verbliebene Schwarmlinie würde gänzlich abgeschnitten. 
Zudem schlugen häufig Kurzschüsse der eigenen Artillerie in den Damm ein, so daß gegen 3 Uhr 
nachmittags das ganze Bataillon hinter das inundierte Gebiet zurückgenommen werden mußte. 
Nun sahen die Schützen noch weniger vom Feinde. Als die 6. Kompagnie um 5 Uhr nachmittags 
endlich eine stärkere Bewegung am jenseitigen User wahrnahm und das Feuer eröffnete, schrie 
man von drüben „Feuer einstellen!" Es waren überschisfte Kaiserjäger. 
Die Merschissung begegnete infolge des hohen Wasserstandes und der heftigen feindlichen 
Gegenwehr großen Schwierigkeiten. Der Merschiffungsmittel wurden durch Treffer der Ar¬ 
tillerie immer weniger und zu Mittag mußte die Merschissung gänzlich eingestellt werden, um 
das Heranbringen neuer Pontons abzuwarten. 
Das Regimentskommando verlegte gegen 2 Uhr nachmittags seinen Standpunkt in eine 
Deckung näher der Front, die scherzhaft bei Tag Hotel Sonne, bei Nacht Hotel Lampe genannt 
wurde. So sehr man sich beim Borgehen in acht genommen hatte, wurde dem Feinde die Bei¬ 
legung bald bekannt, der mit Einschußpatronen und Schrapnells gegen dieses Ziel nicht sparte. 
Zur selben Zeit verlor das IV. Bataillon wieder einen Kompagniekommandanten, Lt. v. 
Aichenegg der 15., auch wieder durch Bauchschuß. In der Nacht nach Wierzawice zurückge¬ 
bracht, erlag er am nächsten Tage der schweren Verletzung. Fhnr. PotocniK übernahm das 
Kompagniekommando. 
Um 8 Uhr abends hörte das Artilleriefeuer auf, die Nacht senkte sich herab, ließ aber das 
Infanteriefeuer nicht verstummen. Insbesondere als die Pontons mit ziemlich viel Lärm zur 
Aberschiffungsftelle vorfuhren, ging ein Höllenfeuer los, viele Pferde stürzten, die Begleit¬ 
mannschaft wurde großenteils getötet oder verwundet, mancher Ponton erhielt ein Leck. Ein 
Borbringen der sehnlichst erwarteten Menage erwies sich als unmöglich, eine kalte Konserve 
mußte dem dringendsten Bedürfnis nach Nahrung abhelfen. 
Das Hochwasser stieg während der Nacht sichtlich. Es behinderte die Verbindung mit den 
auf das andere Ufer gelangten Abteilungen fehr, machte sich auch beim III. Bataillon fühlbar, 
wo zwei Kompagnien sich am Morgen durch einen neu entstandenen Flußarm auf einer Insel 
abgeschnitten sahen. Die Pioniere des II. und IV. Bataillons mußten herbeieilen, um einen 
15.10. Notsteg herzustellen. Seit frühem Morgen donnerte wieder die beiderseitige Artillerie ohne 
Unterlaß. Besonders das Flankenfeuer der russischen Kanoniere bei Ozanna machte sich emp¬ 
findlich geltend. Außerdem schlugen einige Granaten der eigenen schweren Haubitzen in die 
Schwarmlinie des IV. Bataillons und verursachten Verletzungen. Rzuchow ging in Flam¬ 
men auf. 
Die Unterstützung, die den am anderen Ufer hart ringenden eigenen Truppen gebracht 
werden konnte, war gering. Wegen des die Reserven gefährdenden Aberfchießens waren alle 
Kompagnien in die Schwarmlinie eingesetzt worden, doch fanden sie keine Ziele und durften 
nicht aufs Geratewohl Streufeuer abgeben, weil man nicht wußte, wo sich die eigenen Truppen 
am jenseitigen Ufer befanden. Wiederholt riefen die Jäger wieder „Feuer einstellen!", wenn 
eine Kompagnie ein Ziel gefunden zu haben glaubte. Bei jenen Teilen der Schwarmlinie, die 
durch das Hochwasser zum weiteren Zurückgehen gezwungen wurden, war überhaupt infolge 
der vorliegenden Weidenbüsche und des Dammes kein Ausschuß. Dagegen beherrschten die gut 
gedeckten russischen Schützen aus ihrer höher gelegenen Stellung das Kampffeld vollkommen 
und nahmen jeden aufs Korn, der sich aus seinem Graben hervorwagte. Der Berbindungsdienst 
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