Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

13.10. Am 13. war abermals Rasttag. Vormittags schüttete es vom Himmel. Es war der Ab¬ 
schied der langen Regenperiode. Nachmittags hörte der Regen auf und vom 14. an riß die 
Sonne endlich die Herrschaft an sich. 
Am 13., um 2 Ahr 15 nachmittags, wurde Obst. Fischer vom Brigadier GM. v. Schneider 
telephonisch angerufen. Das Regiment hakte um 4Ahr 30 nachmittags marschbereit zu stehen, 
der Oberst sich zur Entgegennahme näherer Weisungen in PodKlasztor einzufinden. Hier er¬ 
fuhr er, daß die Kriegsbrückenequipagen endlich nachgekommen waren und die 4. Armee samt 
dem Südflügel der 1. am 14. den San überschreiten werde. Der Himmel hing voll Geigen. Ant¬ 
werpen hatte vor den Deutschen kapituliert, auf dem Balkankriegsschauplatz waren Erfolge über 
Serben und Montenegriner errungen worden, das rasche Bordringen der 4. Armee hatte die 
Absicht der russischen 5.Armee, ihrer 3. nach Norden zu folgen, durchkreuzt und sie zum Zurück¬ 
gehen hinter die San-Strecke Iaroslau—Rudnik gezwungen, 6000 Gefangene, erbeutete Ge¬ 
schütze und Trains waren die Früchte der bisherigen Erfolge. Das XIV. Korpskommando ge¬ 
dachte den Übergang bei Rzuchow und beim San-Bogen unterhalb Stare Miasto zu erzwingen, 
letzteres zur Ablenkung der Aufmerksamkeit von Rzuchow, wo die 8. Infanteriedivision und 
die ihr unterstellte 5.Znfanteriebrigade angesetzt wurden. Letztere hatte sich noch am 13. bei 
Einbruch der Dunkelheit beiderseits des von Wierzawice zum San führenden Fahrwegs als 
Feuerstaffel etwa 500 bis 600 Schritte vom Fluß entfernt bereitzustellen, um am 14. bei Tages¬ 
anbruch gleichzeitig mit dem Borfahren der Kriegsbrückenequipagen an den San heranzugehen 
und den Feind mit Feuer zu überschütten, gegen den ein Teil der Artillerie des Korps frontal, 
die reitende Artilleriedivision der 6. Kavalleriedivision von Süden flankierend wirken sollte. Die 
übrigen Bakterien der Korpsartillerie hakten den Übergang unterhalb Stare Miasto zu unter¬ 
stützen. 
Am 5 Ahr nachmittags marschierte das Regiment nach Wierzawice ab, die Fahrküchen 
und Kompagniemunitionswagen folgten, der übrige Train blieb in Lezajsk. Das Regiment hatte 
inzwischen den Befehl erhalten, das I. Bataillon als Brigadereserve im Orte zu lassen, die 
übrigen südlich des erhaltenen Fahrweges in Gefechtsformation bereitzustellen. Als es völlig 
dunkel wurde, gingen das IV. Bataillon mit dem linken Flügel längs des Fahrweges, das II. 
in der Mitte, das III. am Südflügel auf den vorher durch kleine Patrouillen erkundeten Wegen 
in die von zahlreichen Wassergräben durchzogene San-Niederung vor, je zwei Kompagnien 
in Feuerlinie, die sich etwa 500 Schritte vom Flußufer eingruben, ebenso am Karrenweg nach 
Dembno deren Reserven, endlich die Bataillonsreserven am Wassergraben bei Kote 180. Man 
befleißigte sich größter Stille, Rauchen war verboten, um die Bewegung nicht durch Feuer¬ 
schein zu verraten; die stockdunkle Nacht begünstigte das ungesehene Borgehen. Merkwür¬ 
digerweise geriet aber ein Haus am Nordende von Wierzawice in Brand, vielleicht ein Zufall, 
vielleicht aber auch ein Zeichen, das die Helfershelfer der Russen diesen gaben. Bor der Front 
am Fluhufer lagen sichernd Jäger und plänkelten während der ganzen Nacht mit dem Feinde, 
was manches Geschoß über die Köpfe der Rainer sausen oder in deren Nähe einschlagen ließ, 
eine Mahnung, sich mit dem Ausheben der deckenden Gräben zu beeilen. An vielen Stellen 
machte man aber die Erfahrung, daß man sich mit einer seichten Grube begnügen muhte, weil 
bald das Grundwasser zu Tage trat. 
14.10. Die durch die Wolken vorbrechende Morgensonne wurde am 14. nach der ungemütlichen 
Nacht mit Freuden begrüßt. Bald begann das Artilleriekonzert und um 7Ahr früh traf der 
Befehl des Brigadiers zum Borgehen der drei vorderen Bataillone an den San ein. Es ent¬ 
fesselte sofort eine sehr lebhafte Gegenwirkung; namentlich aus einer Lichtung in den San- 
Auen gegenüber dem II. Bataillon wetterten Gewehre und Maschinengewehre herüber (hiezu 
die an Ort und Stelle am Morgen gezeichnete Skizze des Assistenzarztes Dr. Angermayer, 
Skizze 8), auch machte sich flankierendes Feuer einer nächst Ozanna aufgefahrenen russischen 
Batterie sehr fühlbar. Wenn auch die eigene Artillerie den Eifer des Feindes zu dämpfen 
suchte, mehrten sich bei der durch die vielen Gräben erschwerten Borrückung die Berluste. Die 
hinten folgenden Reserven litten besonders durch hochgehende Geschosse, die der Schwärm¬ 
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