Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Das Divistonskommando arbeitete unterdessen eine Kantonierungsdisposition aus, wonach 
das Regiment mit drei Bataillonen nach Lezajsk, mit einem nach Stare Miasto ins Quartier 
kommen sollte. Die gegenüber den Nachbargruppen etwas vorgeprellte 3. Division beschloß, die 
Kantonierung nach allen Seiten zu sichern. Also rückte das Regiment frohgemut längs der 
Eisenbahn gegen Lezajsk ab. Beim Durchlaß wurde das I. Bataillon samt Gebirgsbatterien 
gegen Stare Miasto abgezweigt. Kaum war der Bahnhof erreicht, als lebhaftes Gewehr¬ 
geknatter verkündete, daß das I. Bataillon keineswegs friedlich in feine Kantonierung ein¬ 
zuziehen vermochte. Die Gebirgskanonen mischten sich bald darein, so daß es sich anscheinend 
um einen ernsten Kampf handelte. Der Oberst entschloß sich sofort, mit ganzer Kraft einzu¬ 
greifen. Das III. Bataillon hatte durch Siedlanka rechts des I. mit der Direktion gegen den 
Ziegelschlag vorzurücken, das II. weiter östlich unter Bedachtnahme darauf, eventuell flankie¬ 
renden Feind auf dem jenseitigen San-Ufer durch Feuer niederzuhalten. 
Das I. Bataillon bedurfte eigentlich dieser Hilfe gar nicht. Es hatte sich bis 6 Uhr 30 vor¬ 
mittags jenseits der Bahn am Waldrande entwickelt: 1., 2. und 3. Kompagnie in Feuerlinie, 
zwischen beiden letzteren die Maschinengewehre, 4. Reserve hinter dem rechten Flügel. Die zur 
Erkundung der Borrückungsverhältnisse vorausgesendeten und trotz feindlichem Feuer sich 
geschickt und rasch heranpirschenden Gefechtspatrouillen Zgsf. Anton Lehner und Korp. Johann 
Denk der I. hörten das Schlagen mit Beilen und rhythmische Hü-Hü-Ruse aus der Gegend 
jenseits der Kirche von Stare Miasto, woraus zu schließen war, daß die Russen an der Zer¬ 
störung ihrer Brücke arbeiteten. Dies beflügelte die Schritte. Wenn auch heftigstes Feuer vom 
Ortsrande herüberschlug, ging es stürmisch mit ganz kurzen Feuerhalten vorwärts. Solchem 
Ansturm waren die um ihren Rückzug besorgten Russen nicht gewachsen. Die Feuerlinie drängte 
den Fliehenden durch den Ort und nördlich desselben nach und erreichte schon um 7 Uhr 15 vor¬ 
mittags das westliche San-Afer, die 1. Kompagnie an der Stelle der gerade noch zeitgerecht vom 
Feinde zerstörten Brücke, die 2. und 3. weiter unterhalb) die Hälfte der letzteren hatte sich gegen 
den San-Bogen gewendet, wo russische Abteilungen in eiligster ilberschiffung begriffen waren. 
Gfrt. Josef Mösenbichler, Ins. Josef Strasser und Joses Wallinger kamen gerade noch ans 
Ufer, als ein vollbesetztes Boot die letzten Russen über den San brachte und richteten ungeachtet 
des vom anderen Ufer herüberschlagenden Feuers mit zielsicheren Schüssen eine Berheerung 
unter den Feinden an. Die 4. verlängerte den rechten Flügel in der Gegend des Ziegelschlages. 
So gut es ging, nisteten sich die PlänKler am Ufer ein. Gegenüber auf 100 bis 150 Schritte 
lagen die Russen auf dem etwas höheren jenseitigen User in guten Stellungen, meist hinter 
Weidenbüschen verdeckt. Man konnte ihnen nicht viel anhaben. Wohl aber hatte das rasche 
Bordringen viele Feinde abgeschnitten. Biele streckten sofort die Waffen, andere leisteten in den 
Häusern des Ortes Widerstand, der erst durch Kampf gebrochen werden mutzte. Gfrt. Rotten- 
steiner der 1. wurde bei dieser Gelegenheit durch einen Schuß aus dem Hinterhalt verwundet. 
Zgsf. Ferdinand Maisrimler nahm im Betein mit 3nf. Matthias Laimer, gleichfalls der 1., 
durch energisches Auftreten 28 Russen, die sich wehren wollten, gefangen. 
Bald wuchsen die zum Kloster Podklasztor zurückgeschickten Gefangenen auf fast 700 
Mann an, Angehörige von elf verschiedenen Regimentern der 10., 13. und 32. Division, Ka¬ 
noniere des 32. Artillerieregiments, Kosaken und Tataren aus der Krim. Außerdem wurden 
etwa 50 Schlachttiere, ein Karren mit österreichischer Munition und zwei Pferde erbeutet. 
Der Kampf am Ufer gestaltete sich verlustreich und es war eine schwere Ausgabe, den 
Verwundeten erste Hilfe zu bringen und gar, sie in den Ort zurückzuschaffen, weil die russischen 
Schützen das Zwischengelände völlig beherrschten. Hilfsbereite Kameradschaft und Verachtung 
der Gefahr betätigten sich jedoch im reichsten Maße und ehrend wurden als Helfer genannt: 
Fhnr. Krennmayr, Korp. Artur Buchinger, Inf. Joses Baubiczek der 1., Gfrt. Albert Pötzels- 
berger und Inf. Georg Höllwerth der 2., ferner die Blessiertenträger Ins. Anton Leikermoser, 
Leonhard Wirnsberger (1.), Simon Angerer und Peter Alkendorfer (3.). 
Das III. Bataillon Kam erst nach Stare Miasto, als das I. sich am Ufer festgesetzt hatte. 
Es besetzte den Ostrand mit der 11. und 12. samt Maschinengewehren, die 9. und 10. blieben als
	        
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