Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

nähme der Stadt zu erstatten. Nach wenigen Minuten kam dieser herangesprengt und meldete, 
daß von dort, wo man das Regiment erwartete, Russen kämen. Unverzüglich wurde Oblt. Groß 
mit dem noch zur Hand befindlichen Zuge diesem Feinde entgegengesendet, ein Mann mußte 
einstweilen genügen, die Gefangenen im Rathause zu bewachen. Rasch leerte sich der Haupt¬ 
platz von den erschreckten Einwohnern, denn schon begann es in der Anmarschstraße zu knat¬ 
tern. Oblt. Groß erkannte bald, daß er einer zehnfachen Übermacht gegenüberstand, die sich 
aber vorerst nicht voll zur Geltung zu bringen vermochte. So hielt er bis 12 Uhr 30 stand, stets 
von der Hoffnung beseelt, daß in den Rücken des Feindes die eigenen Truppen eingreifen 
würden. Obstlt. Stockart hatte inzwischen den anderen Zug gesammelt und hinter den Berkaufs¬ 
buden auf dem Hauptplatz Stellung nehmen lassen. Hierher wurde auch Oblt. Groß zurück¬ 
beordert, gegen dessen Flanken die Russen seitwärts der Straße vorzudringen begannen. Ihn 
hatte der bisherige Kampf 2 Tote und 3 Verwundete gekostet. Ganz besonders taten sich Zgsf. 
Alois Mitterlehner, Korp. Karl Mödlhammer, Josef Lienbacher und Franz Borderegger, Gfrt. 
Martin Grünwald, sowie Inf. Franz Kerschbaum und Franz Rauchberger hervor. 
Vorsichtig folgten die Aussen und warfen sich in die nächsten Häuser, als sie das Abwehr¬ 
feuer der Rainer begrüßte. Es kam zu einem stehenden Feuergefecht) der Russen wurden aber 
anscheinend immer mehr und fast schien es, als ob ihre Übermacht die Oberhand erhalten sollte. 
Schon hatten alle Offiziere, auch der Oberstleutnant, zu Gewehren gegriffen, um den Feind 
niederzuhalten, der sich zum Sturmlauf vorbereitete. Da begannen in seiner Flanke Schüsse 
aufzublitzen, Hurrageschrei ertönte, was ihn zum Rückzug veranlaßte. Gerade rechtzeitig war 
Hptm. Benes mit den Zügen der Fhnr. Lehmann und Aichinger der 13. zu Hilfe gekommen. 
Trotzdem durfte sich Obstlt. Stockart der Einsicht nicht verschließen, daß sein kühner Vor¬ 
stoß das Halbbataillon in eine recht bedenkliche Lage gebracht hatte. Es war offenbar mitten in 
am Rückzug über den San befindliche, weit überlegene russische Kräfte geraten. Von den 
Hauptkräften völlig getrennt, mußte Obstlt. Stockart gewärtigen, daß die alarmierten Feinde 
von allen Seiten heranstürmen würden, wenn er in der von so schwacher Kraft nicht zu halten¬ 
den Stadt blieb. Inzwischen war Zgsf. Hugo Döllerer mit einer Patrouille der 15. hereingelangt, 
hatte einige Gefangene gemacht und gemeldet, daß die Kompagnie im Besitz der Höhe Kote 231 
westlich der Stadt war. Dahin beschloß Obstlt. Stockart zurückzugehen und in der dortigen 
guten, die Stadt völlig beherrschenden Stellung das Tageslicht und das Herankommen der an¬ 
deren Truppen abzuwarten. Um 1 Uhr 13 nachts gab er den Befehl zur Sammlung und zog 
mit der gesamten Beute ab. Auf der Höhe konnten sich die Leute dann an den gefüllten russi¬ 
schen Fahrküchen gütlich tun. 
Das Divistonskommando, das in Maleniska die Division gesammelt hatte, erfuhr gegen 
10.10. 1 Uhr nachts des 10., daß Podklasztor genommen wurde und setzte das Infanterieregiment 
Rr. 28 gegen Lezajsk in Marsch,' um 3 Uhr nachts sollten die 2er-Kaiserjäger nach Podklasztor 
nachrücken. 
Obst. Fischer, ohne jede Kenntnis von den Borgängen beim IV. Bataillon, ließ um 
3 Uhr 30 früh die Gebirgskanonen wieder das Feuer gegen die mutmaßliche Brückenstelle bei 
Stare Miasto eröffnen, gleichzeitig das Regiment gegen das Jägerhaus westlich Podklasztor 
schwenken und ein Stück vorrücken. Die eigenen Patrouillen plänkelten stellenweise mit solchen 
der Russen, aber Podklasztor wurde unbesetzt gefunden. Das Regiment, zum Halten befohlen, 
durfte, weil die Fahrküchen nicht aufzufinden waren, eine Fleischkonserve verzehren. Tat¬ 
sächlich standen sie gar nicht weit entfernt nächst dem Zägerhause westlich Podklasztor. Divisions¬ 
und Brigadestab machten sich dies zunutze. Während dieses Frühstückes kam die Meldung von 
der Einnahme von Lezajsk. Die Stäbe ritten zum Kloster Podklasztor, ihrem künftigen Quartier) 
dorthin hatte auch das Regiment zu marschieren. Etwa um 5 Uhr traf diese Verständigung beim 
nicht wenig überraschten Regimentskommandanten ein. Die Gebirgsartillerie wurde herange¬ 
zogen, eine halbe Stunde später setzte sich die Kolonne, bis auf den zur Sicherung beim Jäger- 
Hause 206 aufgestellten Zug Fhnr. Ratfay der 5., gegen das Kloster in Bewegung. Unterwegs 
schlössen die Fahrküchen an. 
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