Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

einer Kolonne im Gefechtsmarsch, die 59er an der Tete der Haupttruppe, um 1 Ahr Mokre, 
wo während der großen Rast menagiert werden konnte. Gegen 4Uhr nachmittags schickte die 
vorausgegangene Kavallerie Meldung, daß die Russen überstürzt den Abschnitt der Wisloka 
geräumt und ihre Kriegsbrücke bei Menciszow nur unvollkommen zerstört hatten, so daß sie 
selbst für Fuhrwerke noch passierbar war. Darauf gab es Alarm und Antritt des Vormarsches, 
bei dem die Infanterie die Wege für die Artillerie freizuhalten hatte. Es war ein schweres 
Marschieren, als man in die Niederung des Flusses kam, die Brücke wankte bedenklich und 
war nur mit äußerster Vorsicht passierbar. Am 8 Ahr 30 abends ließ GM. v. Schneider, der 
das Interimskommando der Division übernommen hatte, das Regiment den Übergang beginnen, 
erst nach 1 Ahr nachts kam das IV. als letztes Bataillon hinüber. Die 8. Kompagnie war als 
Geschützbedeckung noch auf dem westlichen Äser. Zum Glück folgte der Gefechtstrain bis auf 
die Fahrküchen der 3. und 6. unmittelbar nach, denn während des Überganges der 28er brach 
die Brücke unter dem Anprall der durch den Regen angeschwollenen Fluten der Wisloka zu¬ 
sammen. Run begannen wohl die Pioniere mit dem Brückenschlag, doch mußten Stunden ver¬ 
gehen, bis die Verbindung hergestellt war. 
6.10. So war die Aufregung am Morgen des regengesegneten 6. Oktober groß. Wie die Be¬ 
wohner von Menciszow erzählten, waren am vorigen Nachmittag 18 Geschütze mit 4 Sotnien 
Kosaken von Dembica her über Pustkow nach Mielec marschiert, starke Kosakenpatrouillen 
plündernd und schändend in Menciszow. Was die große vorliegende Waldzone an Feinden 
barg, wußte man nicht, doch verrieten häufige Schießereien, daß die eigene Kavallerie darin 
mit ihnen zu tun hatte. Wie nun, wenn sie den Amstand ausnützten, daß die bisher auf das 
östliche Wisloka-Afer gelangten 59er und 28er samt einer Batterie vom Gros der Division 
abgeschnitten waren? GM. v. Schneider ließ Infanterie und Batterien als Feuerstaffel zum 
Schutz der Südflanke am Westufer gegenüber Pustkow in Stellung gehen und übertrug dem 
Obst. Fischer den Befehl über alle Abteilungen am Ostufer. Dieser sandte die 14. Kompagnie 
nach Pustkow, um diesen Ort an Stelle der 2er-Kaiserjäger zu besetzen. Bis 4 Ahr nachmittags 
war die Aufregung behoben. Alle Meldungen stimmten darin überein, daß die Russen — ein 
Kosakenkorps — am Bortag die Gegend panikartig geräumt hatten. Die Brücke wurde fertig, 
die Kaiserjäger marschierten heran. Am Mitternacht zum 7. kam die Disposition des Divisions¬ 
kommandos, wonach Obst. Fischer mit den 59ern, zwei Gebirgskanonenbatterien und einer 
Schwadron der Division über Kolbuszowa Gorne bis auf die Höhen westlich Ranizow voraus¬ 
zugehen hatte. Man hoffte, Teile der über Kolbuszowa im Rückzug gegen den San befindlichen 
Russen abschneiden zu können. 
Bei Kälte und Regen, zeitweise Hagel, marschierte die Kolonne auf elenden Wegen von 
7.10. 4 Ahr früh an, zuerst durch die Waldzone, geleitet von landeskundigen Führern, dann über 
leichtgewellten Sandboden, bis um 5 Ahr nachmittags Werynia erreicht wurde. Es war nicht 
gelungen, die Russen bei Kolbuszowa zu ereilen. Sie hatten sich gegen Ranizow zurückgezogen. 
Aus der Ferne grollte Kanonendonner. Anter Sicherung bezog das Regiment Ortschaftslager. 
Die Fahrküchen brachten die Menagen. Mißlich war, daß man seit 5. kein Brot gefaßt hatte. 
Die Disposition für den 8. Oktober gab bekannt, daß der Nordflügel der 1. Armee und 
die Deutschen am 5. stärkere russische Kräfte nördlich der Weichsel in der Gegend der San- 
Mündung zurückgeworfen hatten. Anzeichen sprachen dafür, daß die Russen in der Linie 
Rzeszow—Wilcza Wola ernsten Widerstand leisten wollten. Das XIV. Korps halte links an¬ 
gelehnt an die 1. Armee, rechts an das II. Korps, in östlicher Richtung anzugreifen. Bor ihm 
ging die 6. Kavalleriedivision aufklärend vor. Die Gruppe Obst. Fischer bildete die Borhut 
der über Ranizow auf das Südende von Gorno angesetzten 3. Infanteriedivision. 
8.10. Am Morgen des 8. zeigten sich die Spuren des ersten Frostes, Regen floß trübselig her¬ 
nieder, manchmal mischten sich Schneeflocken darein. Am 6 Ahr früh brach das Regiment auf, 
um sich durch einen langgestreckten Wald Ranizow zu nähern. Die Kavallerie meldete den Ort 
stark besetzt. Das ganze Regiment entwickelte sich, die Gebirgsartillerie fuhr auf, doch kaum 
hatte die Infanterie zu schießen begonnen, so saßen die Kosaken, um die es sich handelte, auf 
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