Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

eine Täuschung. Wenige Tage der Ruhe ließen ihn sofort aufleben, obzwar zur Behebung 
der Montursnot vorläufig nichts geschehen konnte, denn die noch vorhandenen Vorräte und 
die ersten Leistungen der sich auf den großen Bedarf erst einrichtenden Industrie wurden von 
der Ausrüstung der ins Feld bestimmten, dringend nötigen Ersätze an Kämpfern völlig auf¬ 
gezehrt. 
27.9. Der 27., ein Sonntag, stellte sich mit strahlend schönem Wetter ein. Bormittags erfolgte 
die Dekorierung des Interimskommandanten der Regimentspioniere Fldw. Walcher mit einer 
der elf Medaillen II. Klasse, die dem XIV. Korpskommando zur direkten Verteilung überlassen 
worden waren. Mittags ging es weiter. Der Himmel verdunkelte sich rasch und Regen strömte 
28.9. herab, als sich das Regiment um 6 Uhr abends dem Orte Szczepanowice näherte, wo es der 
Retablierung teilhaftig werden sollte. Erst am 28., bei Sturm und Regen, vermochte man sich 
im zugewiesenen Räume häuslich einzurichten, der Stab im Pfarrhaus, in den kleinen Häusern 
des Ortes das I. und III. Bataillon, das II. in einem nordwestlich gelegenen Meierhof, das 
IV. in den Häusergruppen südwestlich. Die Regimentspioniere machten sich sogleich ans Werk, 
die Berbindungswege innerhalb der Kantonierung und zum benachbarten Infanterieregiment 
Nr. 14 in Rzuchowa in besseren Stand zu setzen. Armeeoberkommandant GdI. Erzherzog 
Friedrich, der Thronfolger Erzherzog Karl und der Korpskommandant GdI. Erzherzog Josef 
Ferdinand fuhren durch den Kantonierungsraum und fanden gegenüber dem sich an der Straße 
meldenden Obst. Fischer Worte höchster Anerkennung für die bisherigen Leistungen und Er¬ 
folge des Regiments. 
Am Ordnung und Disziplin zu festigen, wurde bereits am 28. nachmittags mit geschlosse¬ 
nem und Gefechtsexerzieren begonnen, das nebst Spaten- und Appellübungen die Tage aus¬ 
füllte. Daneben ging die Retablierung vor sich, um alle Teile wieder in kampfbrauchbaren Zu¬ 
stand zu versetzen. 
Das Ersatzbataillon hatte nach dem Ausmarsch des I. Marschbataillons aus den noch vor¬ 
handenen felddiensttauglichen, mindest halbwegs ausgebildeten Leuten sechs Marschkompagnien 
formiert, deren vier am 21. August in ein II. Marschbataillon zusammengefaßt wurden. Am 
23. verließ es das Studiengebäude in Salzburg, um mit Bahn nach Innsbruck transportiert zu 
werden, wo es bis 29. zur Vervollständigung der Ausrüstung und gefechtsmäßiger Ausbildung 
verblieb. Am 29. wurde nach Telfs, am folgenden Tage nach Imst marschiert, bis 5. September 
geübt und vornehmlich scharf geschossen. Am 6. war Bahntransport nach Brixen, wo das 
Bataillon bis 17. übte. Indessen nahte der 29. September, der Gedenktag der Einigung Italiens, 
an dem mit einem Ausbruch der Bolksleidenschaft und dadurch erzwungener Kriegserklärung 
Italiens zu rechnen war. So erhielt das Bataillon am 18. mittags den Befehl, drei Halbkom¬ 
pagnien in die Dolomiten zur Besetzung des Sella-, Fasser- und Grödner Joches abzusenden. 
Am 29. war der Befehl von der 3. und halben 1. Kompagnie durchgeführt, eine weitgehende 
Patrouille unter KdtAfp. Jakob Gandlmayr über das Pordoj-Ioch gegen die Grenze entsendet. 
Der Tag verlief in Italien ohne Zwischenfall. Roch schien dem ehemaligen Bundesgenossen 
die Zeit zum Eingreifen nicht gekommen zu sein. Wohl aber erforderten die großen Berluste 
bei den bisherigen Kämpfen die Heranziehung aller noch vorhandenen ausgebildeten Kräfte. 
Deshalb wurde der Abtransport der noch in Salzburg befindlichen beiden Marschkompagnien 
als III. Marschbataillon nach Galizien angeordnet. Gleichzeitig wurden die vorgeschobenen 
drei Halbkompagnien am 22. nach Brixen zurückbeordert und am 23. das II. Marschbataillon 
einwaggoniert, um nachmittags über Innsbruck—Salzburg—Wien—Oderberg—Krakau dem 
bereits auf derselben Strecke vorausgefahrenen III. Marschbataillon zu folgen. Letzteres traf 
am Morgen des 28. in Tarnow ein und mußte erst ermitteln, wo das Regiment zu finden 
sei. Räch einiger Suche gelang dies dem Bataillonsadjutanten, worauf gegen Abend die 
Kantonierung des Regiments erreicht wurde. Das Halbbataillon zählte 14 Offiziere und 
Kadettaspiranten, einen Mediziner, 517 Mann, 29 Pferde und 11 Fuhrwerke. Es entfielen 
somit 32 Mann auf jede Kompagnie, die Abgänge an Fuhrwerken wurden reichlich wett¬ 
gemacht. 
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