Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Rückmarsch des Regiments in die Gegend von Tarnöw 
(16. September bis 3. Oktober 1914) 
Schon am 14. September waren Teile der russischen 4. Armee, der 1. Armee Dankl nach¬ 
drängend, über den unteren San gelangt. Die Absicht, diesen Abschnitt zur Verteidigung aus¬ 
zunützen, hatte somit bereits einen Stoß erlitten. Überdies riet der durch den schwierigen 
Rückzug verschuldete schlechte Zustand der Armeen, sie vorerst nicht neuen großen Kämpfen 
auszusetzen. Dazu trat, daß sich GenObst. v. Hindenburg entschlossen hatte, nach seinen Siegen 
in Ostpreußen dem k. u. k. Nordheer mit einer an der schleichen Grenze nächst Krakau zu 
versammelnden Armee an die Seite zu treten. Alles dies sprach dafür, den Rückzug weiter 
fortzusetzen, wobei die Befestigungen am San den Russen soviel Aufenthalt bereiten mußten, 
daß der Rückmarsch bis an den Dunajec und an die Biala sich ziemlich ungestört vollziehen 
konnte. 
16.9. Die 3. Infanteriedivision sollte sich am 16. zur Sanverteidigung als Reserve um Przeworsk 
bereitstellen. 3n Rokietnica war eine Sammelstelle der 4. Armee für die vielen Versprengten 
eingerichtet- am 18. sollte die 14. Marschbrigade in Rzeszow eintreffen und zum Ersatz der Ab¬ 
gänge auf die Regimenter aufgeteilt werden. Während jedoch das Regiment von Iaroslau 
nach dem neuen Marschziel um 7 Uhr früh aufbrach und sich auf den schon versprochenen 
Rasttag am nächsten Tage freute, kam die abändernde Disposition des Armeeoberkommandos, 
die wieder eine Reihe von Märschen im Verbände großer Kolonnen in Aussicht stellte. Im 
strömenden Regen ging es seitwärts der Straße, die tote Pferde und gebrochene Wagen säum¬ 
ten, gegen Westen. Bald nach der Mittagsstunde war das Marschziel erreicht. Alles strebte, 
unter Dach zu kommen und Verpflegung zu beschaffen. Allerdings war das Geld knapp, so 
daß keine Löhnung ausgezahlt werden konnte. HptmRechnF. Josef Schräm war mit dem 
Bagagetrain und der Regimentskassa ebenso verschollen wie der Gefechtstrain. Die Sicherung 
besorgten geschlossene Vorposten. Der 13. und 16. Kompagnie kam die Sicherung im Ab¬ 
schnitt nordöstlich von Przeworsk zu. Abends kam zur allgemeinen Freude der von Feldwebel 
Huemer mit trefflicher Unterstützung durch Fldw. Michael Mayrhofer und Zgsf. Otto Hirsch- 
berger geführte Gefechtstrain an. 3Hm hatten sich zwei Fahrküchen der 14er angeschlossen, 
so daß der Regimentsstab mit einer, das III. und IV. Bataillon mit je zwei und das II. samt 
zwei Kompagnien mit drei Fahrküchen ausgestattet werden konnten. 
Auch vom II. Bataillon war nämlich endlich Nachricht gekommen. Es hatte sich nach 
Radymno durchgefragt, wo es den Lt. Nake traf, der nach einem Sturz des Mjr. Niedereder 
vom Pferde und der Erkrankung des Hptm. Schwengler das Kommando führte. Er wies das 
Bataillon nach Iaroslau. Die Mannschaft war so müde, daß sie, um 6 Ilhr abends dort an¬ 
gekommen, nicht weiterkonnte. Der Adjutant Lt. Kornus ritt nach Przeworsk und meldete 
sich beim Regimentskommando, bei dem er seinen eben genesenen Obst. BeneZ traf. 
Oblt. Ehladek wurde nachmittags an die Notbrücke über den San bei Wysocko zurück¬ 
befohlen, die er besetzte. Unter den Truppen und Trains, die der längeren Erhaltung dieses 
San-Aberganges ihr ungefährdetes Zurückkommen über den Fluß verdankten, befand sich die 
abgebliebene und arg in die Zrre gegangene Kompagnie des III. Bataillons. Sie langte knapp 
zwei Stunden vor der Zerstörung der Notbrücke ein. 
Die zehn versprengten Fahrküchen wurden beim Marsch durch Przemysl ungemein auf¬ 
gehalten. Die alle Straßen verstopfenden Trainmassen vermochten sich nur langsam weiter- 
zuschieben, man brauchte oft eine Viertelstunde für zehn Meter. Endlich war die Stadt passiert 
und ein Zufall wollte, daß man auf den von HptmRechnF. Schräm geführten Bagagetrain 
stieß. Er hatte sich auch durch allerlei Gefahren geschlagen. Dabei war ein Bagagewagen des 
IV. Bataillons durch eine Granate zerschossen worden: der Ladung bemächtigten sich vorbei¬ 
ziehende Honveds. Nördlich Przemysl wurde genächtigt. 
17.9. Am 17. marschierte die 3. Infanteriedivision hinter der 8. nach Lancut, das III. Bataillon 
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