aufgebaut werden konnte. Jeder Freund des Tassilokelches wird Herrn
Direktor Arnreiter für seine Leistung Dank wissen.
Nun mußte vor allem die genaue Größe des s festgelegt werden.
Mit dem Durchschnittsdurchmesser. des Randes der äußeren Kuppa von
158 mm (vgl. Kap. 1, S. 14) wurde ein Kreis gezeichnet und ihm ein
oleichseitiges Zehneck eingeschrieben, wie Fig. 1 zeigt. Die Sehne s
weist eine Länge von 49 mm auf. Mit Hilfe dieser Zahl und den Größen-
angaben des ersten Kapitels wurde dann ein Aufriß des Tassilokelches
aufgebaut; Fig. 3 stellt ihn dar. Die erreichten Maße dürften denen
des ursprünglichen Kelches wohl auf Bruchteile eines Millimeters ent-
sprechen.
Die Darstellung von Fuß und Nodus bereitete geringe Schwie-
rigkeit. Große Vorsicht verlangte dagegen die möglichst getreue Re-
konstruktion der Kuppa. Die Mühe lohnte sich. Äußere und innere
Kuppa zusammen ergeben eine Höhe von genau 3 s = 147 mm. Die
Aufbauverhältnisse sind demnach folgende: F = 1% s, N= 18,
K = 3 8; in Zahlen: (49 + 24%) + 49 + 147 = 269% mm. Läßt
man die innere Kuppa weg, so ist das Verhältnis 12 s:1s: (28s + 2r)
— 9253 !/s mm. Das Ergebnis spricht an sich schon für die Annahme,
der Meister des Kelches habe die innere Kuppa in seinen Plan mit-
einbezogen.
Es zeigt aber ebenso, daß bei der Herstellung der jetzigen inneren
Kuppa im Jahre 1795 ihr Rand über dem Ring um etwa & mm zu hoch
angetragen wurde. Das prüfende Auge wird dem gerne zustimmen, Die
folgenden Beweisführungen werden es immer wieder von neuem be-
stätigen.
Weil O0. v. Falke den Tassilokelch nur mit der äußeren Kuppa
kennt, so schließt er ihn (S. 140) bei einem Tiefenvergleich der Kuppen
der großen Kelche aus.und berücksichtigt nur den Lamon- und den
Grimfreduskelch, „da bei beiden (Kelchen) .die tiefe halbeiförmige Kuppa
mehr als die Hälfte der Gesamthöhe beansprucht‘. Das ist an sich beim
Tassilokelch der Fall auch ohne innere Kuppa. Aber ein Vergleich der
äußeren Kuppa etwa mit der Kuppa des Grimfreduskelches zeigt deut-
lich, was Falke mit dem „mehr als die Hälfte der Gesamthöhe‘ meint.
Nimmt man dagegen die innere Kuppa dazu, so sind die Höhenver-
hältnisse der Kuppen der drei Kelche ziemlich entsprechend; besonders
wenn der Rand der inneren Kuppa auf sein ursprüngliches Ausmaß
reduziert wird. (Vgl. Bilder 17 u. 18, 5. 541.)
Wichtiger als dieser Convenienzbeweis sind folgende Beobach-
tungen. Verbindet man die Fußenden des Kelchaufrisses mit den Kuppa-
enden desselben, so entstehen zwei gleichschenkelige Dreiecke, deren
Scheitelpunkte im Falle der Verwendung der inneren Kuppa genau an
der Verbindungsstelle von Kuppa und Nodus liegen; wird die innere
Kuppa weggelassen, so fällt der Scheitelpunkt des Kuppadreieckes in
den Nodus, was weniger wahrscheinlich sein dürfte. Auch beim Petöhaza-
kelch scheint der Schnittpunkt der beiden Dreiecke in der Verbindungs-
stelle zwischen Nodus und Kuppa zu liegen. Noch klarer dürfte sich
das feine Formempfinden des Meisters in der Berücksichtigung des
Perlenringes zeigen. Durch ihn werden ja Teile der Kuppa und des
5 Professoren-Festschrift
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