Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

satz gemacht, sondern auch den ganzen Becher in- und auswendig recht 
schön geputzt und auch mit dem feinsten Silber viele Zieraten ausge- 
bessert, für welches er alles 10 fl'51 kr. (nach obgenanntem Invent. von 
1728 für den Becher 5 fl 30 kr. und für das Ausbessern 5 fl 21 kr.) ver- 
langt und das Silber selbst dazu gegeben hat‘. Der Kremsmünsterer 
Gürtler Wolfgang Derflinger führte die Vergoldung der neuen Kuppa 
durch und verlangte dafür 4 Species Dukaten (ebenda). Diese innereKuppa 
hat ein Volumen von 2'/ Liter. Sie ist 142 mm tief, hat einen obersten 
Randdurchmesser von 167: 162 mm und eine Wandstärke .von etwa 
1.20 mm. Die Kuppa dürfte dem vor 7 Jahren abgelieferten Einsatz (im 
allgemeinen) nachgemacht worden sein, allerdings in ziemlich primitiver 
Art. An der Stelle, wo die innere Kuppa über den Rand der äußeren 
Kuppa hinausragt, trug sie einen Ring, ebenfalls aus Kupfer und ver- 
goldet. Dieser war so gearbeitet, daß die auf der äußeren Kuppa auf- 
sitzende Seite steil abfiel, sich also unmittelbar an den Rand derselben 
anschließen sollte, während er auf der anderen Seite in einer mit einer 
Hohlkehle versehenen Zwischenstufe abfiel. Obwohl der innere Rand der 
äußeren Kuppa noch etwas zugefeilt worden war, paßte der Einsatz so 
schlecht — die jetzige unregelmäßige Form der äußeren Kuppa mag 
das enschuldigen — daß man den Ring nur mit höchster Gewaltanwen- 
dung auf den Rand der Kuppa hätte aufsitzen machen können. Ein sol- 
cher Versuch hat den Ring wahrscheinlich auch gesprengt, was deutlich 
zu sehen war. Dieses schlechte Anpassen ist mit ein Grund, warum: der 
Einsatz immer weggelassen und nur als ein notwendiger Behelf zum 
Trinken betrachtet wurde. Aber schon der Versuch; nur einen Teil des 
Einsatzringes mit dem Rand der äußeren Kuppa in Verbindung zu brin- 
gen, lohnte sich. Da fühlte man erst, wie sehr der Rundbogenfries einen 
entsprechenden Abschluß verlangte. Es mußte wohl ursprünglich der 
Einsatzring dem Basisring des Bogenfrieses in Material und Form ähn- 
lich gewesen und an dem Teil, der auf dem Rand der äußeren Kuppa 
aufsaß, etwas vertieft gewesen sein, sodaß er über denselben etwa lmm 
hinuntergriff. Das möchte man aus dem ungefähr 1—2 mm. breiten, 
abgescheuerten Streifen des äußeren Kupparandes schließen. - 
Da der Einsatz so schlecht paßte, blieb er besser weg, bis eine 
entsprechende Neu- oder Umarbeitung dem Kunstwerk seine Vollendung 
wiedergab. Ohne die innere Kuppa- aber hat man ‚nicht den Kelch, son- 
dern nur die Schale und den Ständer derselben vor sich. 
Nicht nur der Kelch als Kunstwerk verlangte diese Vollendung. 
Besonders die heilige Bestimmung des Kelches, die ihn zu einem der 
ehrwürdigsten Gefäße der abendländischen Christenheit macht, forderte 
dringend seine Wiederherstellung. Diese geschah zum 30. April 1948, 
dem zwanzigsten Jahrestag der Abtweihe.des hochwürdigsten. Herrn 
Prälaten von Kremsmünster, Ignatius Schachermair, durch Gürtlermei- 
ster Muckenhuber in Linz. In Anbetracht der hohen Würde des. Kunst- 
werkes wäre die Leitung des Stiftes bereit gewesen, eine neue Kuppa 
aus vergoldetem Silber herstellen zu lassen. Allein die Vergangenheit 
war für ein solches Beginnen eine Warnung. So entfernte man zunächst 
den barocken Messingring von dem Einsatz. Die Kuppa wurde dann an 
den Stellen. die zu weit waren, geschliffen, bis sie ‚sich in.die äußere 
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