Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

V. KAPITEL 
Die Fußbilder 
Die vier Fußbilder des Tassilokelches sind als Einzelfiguren in 
Brustformat gegeben. Die oberen Spitzen ihrer hochgestellten Ellipsen 
reichen bis zum Nodusansatz. Das Inschriftband schneidet den unteren 
Teil der Ovale ab. Die Flächenausdehnung der Bilder ist im Verhältnis 
zum Umfang des Kelchfußes bedeutend. Es bleiben nur die acht kleinen 
Zwickeldreiecke zwischen den auseinanderstrebenden Rahmenstreifen 
der Bilder frei. Aber nicht die Bilder sind das eigentlich Anspruchvolle, 
sondern mehr ihr Rahmen. Besitzt er doch die gleiche Breite, wie die 
Umrahmung der großen Bilder der Kuppa, wobei. seine Bilder kaum ein 
Drittel des Flächeninhaltes der letzteren ausmachen. Das ist nicht ohne 
Absicht geschehen. Durch das Abschneiden des unteren Teiles der Bild- 
fAächen und durch die bedeutende Breite des Rahmens werden die Bilder 
mehr nach unten gedrängt. Sie erhalten so einen viel günstigeren Platz 
für den Beschauer und sitzen breit auf ihrer gemeinsamen Basis, dem 
Schriftband, auf. Ferner ist wohl zu beachten, daß trotz der gleichen 
Breite des Rahmenbandes mit der der Kuppabilder nur‘ der: kleine Teil 
der Umrahmung, der unter den „Verbindungsstreifen‘‘ der Bilder lie- 
gende, das gleiche Schnürwerkmotiv aufweist, wie das Rahmenwerk der 
Kuppabilder. Der Rahmenteil über den -Querstreifen besitzt ein eigenes, 
kräftig gestaltetes Rankenmotiv, das einst, als die Vergoldung noch 
vollwertig war — sie hat an dieser Stelle ziemlich gelitten — eine präch- 
tige Girlandenfolge über den Häuptern der dargestellten Personen ZE- 
bildet haben muß; wohl ein beabsichtigtes Gegenstück zum Inschriftband 
der Basis der Bilder. Um das mehr zu betonen, sind die Verbindungs- 
streifen der Fußbilder noch um 3 mm breiter gehalten, als die der Kuppa: 
bilder. Sie sollen den unteren Teil des Bildrahmens möglichst abtrennen: 
eine gute Basis für die aufsteigenden Girlanden bilden und: so, wenig 
stens vorstellungsmäßig, das. durchlaufende Girlandenband zum Aus- 
druck bringen. Man wird diese Feinheiten für das weitere Verständnis 
im Auge behalten müssen. 
Die Mittel der Bilddarstellung - sind die gleichen, wie bei den 
Kuppabildern. In die Silberplatten sind die Umrißlinien eingeschnitten 
und mit Niello ausgefüllt. Bedeutendere Partien der Linien sind tief in 
das Kupfer eingegraben und vergoldet. Ein ’schlichter Heiligenschein 
legt sich als einfacher Goldreifen eng um den Kopf jeder Figur, wo- 
durch das Haupt hervorgehoben ist. Über den Schultern stehen in kräf- 
tiger Majuskelschrift die Anfangsbuchstaben des betreffenden Heiligen 
und seines bezeichnenden Beiwortes mit ihrem Abkürzungszeichen 
darüber. 
Erlebnismäßig stehen die Fußbilder denen der Kuppa im allge- 
meinen wohl nach, was teilweise die Darstellung im Brustformat schon 
verursacht haben mag. Die Unterscheidungsmerkmale sind mehr im Kör- 
perlichen zu suchen und werden durch die über den Achseln angebrach- 
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