Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

Romuald Bauerreiß unternimmt in der Abhandlung „Ein Quellenver- 
zeichnis der Schriften Aventins‘“ (StudMittOSB 1932, 54—77; 315—335) 
den Versuch, den Verfasser der von Aventin benützten Lebensbeschrei- 
bung Tassilos festzustellen. Darauf einzugehen ist hier nicht der Platz. 
Das Ergebnis der Untersuchung, Abt Fater, der erste Abt von Krems- 
münster, sei der Biograph des Herzogs, ist für unsere Frage ohne Be- 
lang. Doch interessiert uns, was der emsige Forscher in diesem Zusam- 
menhang zu sagen weiß: 1 
„Ich hege gegen die Nachricht des Kremsmünsterer Haushisturio- 
graphen (Anm. welche die oben angeführte Behauptung von der Be- 
ziedlung durch Niederaltach aufstellt) große Bedenken, da nicht nur 
das Niederaltaicher Nekrolog keinen Mönch namens Fater aufweist, 
sondern auch nicht die im Reichenauer Konfraternitätsbuch aufge- 
zeichnete Niederaltaicher Mönchsreihe, unter der Fater, zeitlich ge- 
nommen, stehen müßte! Die Annahme, daß Fater von Niederaltaich 
stamme, ist nur eine Angleichung an den Reformabt Sigmar, den Be 
eründer der späteren kremsmünsterschen Haushistoriographie, der wirk- 
lich aus Niederaltaich geholt wurde. Auch Lindner P. schließt sich dieser 
Ansicht an. Dagegen erscheint in der Mondseer Reihe der Reichen- 
auer Verbrüderungsliste bald nach dem urkundlich bezeugten zweiten 
Abt von Mondsee Hunrich ein Mönch Fater. Ich hege keinen Zweifel, 
daß er identisch ist mit dem im ordo abbatum viventium des älteren 
Salzburger Verbrüderungsbuches vorkommenden Fater abbas, zweifel- 
Jos unser erster Abt von Kremsmünster, der ein Zeitgenosse des eben- 
falls dort erwähnten Mondseer Abtes Hunrich war; ich glaube daher 
eher, daß Tassilo den ersten Abt seiner Stiftung an der Krems dem 
Kloster Mondsee entnommen hat, das von Anfang an in enger Bezie- 
hung zu Tassilo stand. Bedachte er es ja nicht bloß mit ausnehmend 
reichen Schenkungen, sondern benutzte gerade zwei Mondseer Äbte, 
den ersten (Opportunus) und den zweiten (Hunrich) zu politisch wich- 
tigen Missionen an den Papst. 787 zieht der Mondseer Abt Hunrich zu 
Hadrian, um die Gunst des Papstes zu gewinnen. 777 zeichnet Opportun 
als erster bei der neuen Stiftung ‘an der Krems. Ich erwähne dies nur, 
um auf die engen Zusammenhänge zwischen Mondsee — Kremsmünster, 
Tassilo und dem päpstlichen Hof hinzuweisen, ....“ 
Soweit der verdienstvolle Münchner Benediktiner. Das von ihm 
gebrachte Argument ist in der Tat ausschlaggebend. Ein günstiges Ge- 
schick will es, daß bei der sonstigen Vielfalt der Namen in jenen Tagen 
aus den bayrischen Klöstern nur ein einziger Mönch und Abt den Namen 
Fater trägt. Er ist in mehreren Dokumenten ersten Ranges urkundlich 
bezeugt, vorerst als Mönch von Mondsee und Kaplan des Herzogs (das 
Gegenstück zum Montekassinenser Alkuin am Hof Karl des Großen), 
dann als Abt von Kremsmünster. Ja, wir dürfen der Ansicht Pösin- 
gyers ?°) beipflichten, der Fater als Glied des berühmten Geschlechtes der 
9) B. Pösinger folgt in seiner „Rechtsstellung“ (p. 46) hierin Fastlinger, 
Die wirtschaftliche Bedeutung der bayrischen Klöster in der Zeit der Agilulünger 
(1903) p. 15. — Vgl. auch Jos. Sturm, Die Anfänge des Hauses Preysing (Mün- 
ehen 1931), wo Herkunft und Tätigkeit unseres ersten Abtes eingehend be- 
handelt sind. 
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