Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

nicht zu denken. 2. Sonstige Einnahmen fehlen fast gänzlich, die Er- 
sparnis am Weingeld sei „unbeträchtlich‘‘, von den Meßintentionen sei 
auch .nicht viel zu hoffen, da hierin Knappheit bestehe und die Profes- 
soren auch den Konventturnus in den Pflichtmessen mitmachen müßten. 
Überdies entfielen nunmehr die „Honorarien‘, da nach dem neuen Schul- 
plan in jeder Klasse nunmehr 4—5 Professoren tätig seien und die Diäten 
in der Höhe von 35 fl., welche „sonst diejenigen erhielten, welche in der 
Vakanz nicht auf die Schlösser (Scharnstein und Pernstein) reisten, 
längst eingezogen worden‘‘ sind. 3. seien die Professoren finanziell weit 
schlechter gestellt als die Kapläne und hätten auch keine gute Pfründe 
zu erwarten. 4. sehen die 12 unterzeichneten Professoren in der geringen 
Honorierung eine Geringschätzung ihrer Arbeit; sie „glauben, daß die 
Mitglieder der hiesigen Studienanstalt diese Geringschätzung von ieher 
um, so weniger verdient haben, da die Schulen das einzige sind, was 
unser Stift in einigen Ruf bringen kann, da sie wohl auch die einzige 
Ursache sind, daß Kremsmünster noch besteht‘... 5. habe sowohl der 
Kaiser seine Zivil- und Militärbeamten und die weltlichen Gymnasial- 
lehrer als auch der Abt alle Stiftsbeamten gehaltserhöht . . . Krems- 
münster, den 24. Hornung 1808. 
Es liegen zwei Antworten des Abtes vor, deren 1. auf der Rück- 
seite des Gesuches und gegenüber der 2. kurz gehalten ist. Es spricht 
aus ihr der Sinn eines über so viel Weltlichkeit seiner Patres tief be- 
trübten Oberen: „Es ist nicht in meiner Macht wieder die Regel etwas zu 
bestimmen, deswegen; glaubte ich auch immer, daß wir alles nach der 
Regel vom Stifte empfangen sollen ... Weil Sie aber einstimmig Geld 
verlangen, so muß ich nachgeben. Bedenken Sie wohl, was Sie thun, 
und wie eigenmächtig Sie mit dem Geld handeln . .. Wir machten Profeß, 
wo: wir uns zu den 3 Gelübden verbanden, und ich sehe nichts oder 
sehr wenig von Beobachtung derselben . .. Mit den jetzigen Zeiten ge- 
traue ich mich nicht zu entschuldigen, da die Zeiten nichts im wesent- 
lichen ändern können. Da ich mir also nicht zu helfen weiß, so werden 
Sie mir nicht übel nehmen, wenn ich Sie bitte, mich von meinem Amt 
zu entlassen, und ich werde bei diesen Umständen nicht nachlassen, 
darum zu bitten. 
den 8. April S08 
Die zweite Antwort des Abtes ist ruhiger im Ton, geht auf die 
genaue Widerlegung der Argumente des Gesuches ein und enthält nicht 
mehr die Abdankungsabsicht, jedoch bleibt sich Abt Wolfgang Leuthner 
in seiner grundsätzlichen Einstellung völlig treu. — Das Milieu der 
Erziehung ist aber mit diesem Bericht wohl genügend umrissen. 
Nach den napoleonischen Kriegen wollte man zwar vom Geist der 
Aufklärung nichts mehr wissen — wenigstens nicht in den Regierungs- 
kreisen — aber die behördliche Aufsicht nahm eher zu als ab, 
Die Bestelung eines. Religionsprofessors im Vormärz war vom 
Vorgangsmodus im 20. Jahrhundert nicht sehr weit entfernt. 
Ein Beispiel: Unter Datum vom 12. Oktober 1836 (Zl. 2417) be- 
nachrichtigte das Bischöfliche Ordinariat Linz auf Grund des Studien- 
18“ 
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