Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

Zur Einführung. 
Eine solche ist wohl notwendig. Das Farbenbild des Buches über- 
rascht. Die Darstellung des Tassilokelches in dieser Form ist neu. Die 
Einführung will vorläufig den Schlüssel zum Verständnis derselben 
geben. 
Der Tassilokelch ist das kostbarste und ehrwürdigste Vermächtnis, 
welches das Stift Kremsmünster seinen edlen Gründern, dem Herzog 
Tassilo III. von Bayern, dessen Gemahlin Liutpirga, einer langobardi- 
schen Königstochter, und vielleicht deren ältestem Sohn, dem Herzog 
Theoto, verdankt und bis zur Stunde als heiligen Gral in seinem Besitz 
behütet und verehrt. 
Die Erkenntnis der Bedeutung des Kelches als Kunstwerk ist 
ständig im Wachsen. Die hervorragendsten Kunstausstellungen, so in 
München, Paris, Zürich u. a. bewarben sich um ihn. Um das Kunstwerk 
nicht zu großen Gefahren auszusetzen, konnte den Bitten nur in ganz 
besonders berücksichtigenswerten Fällen und unter genau vereinbarten 
Sicherheits- und Garantiemaßnahmen entsprochen werden. 
Der Erfolg des Kunstwerkes war jedesmal ein durchschlagender. 
Am Tage der Eröffnung der Ausstellung österreichischer Kunst in 
Zürich 1948 war der Tassilokelch noch nicht dort. Als er in Zürich aus- 
gestellt werden konnte, war die Besucherzahl schon am 1. Tag höher 
als die bei der Eröffnung der Ausstellung. Und sie wuchs beständig, so 
daß der Tassilokelch ganz wesentlich. zum vollen Erfolg der. österreichi- 
schen. Werbung im Ausland beigetragen hat. 
Es dürfte nicht viele Kunstgeschichten im deutschen Sprachgebiet 
geben, die den Kelch nicht wenigstens erwähnen. Auch in fremdsprachi- 
ge findet er immer mehr Eingang. Die Zahl seiner Abbildungen und der 
Abhandlungen über ihn ist besonders in den letzten Jahrzehnten stark 
angewachsen. Trotzdem sind die Kunsthistoriker bis zur Stunde. noch 
zu. keiner einheitlichen Auffassung gekommen, weder über die Zuge- 
hörigkeit desselben zu einer bestimmten Kunstrichtung, noch über seine 
Heimat. Auch kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, daß ver- 
hältnismäßig wenige Autoren das Kunstwerk wirklich gesehen oder gar 
untersucht haben. Es werden Fehler, wie etwa der von 5 Fußbildern 
(statt 4) u. a. durch Jahrzehnte fortgeschleppt; ein deutliches Zeichen, 
daß man kritiklos „übernommen“ hat. 
Ältere Kunsthistoriker, wie Schnaase, Jakob v. Falke u. a. 
(vgl. Literaturverzeichnis. S. 104!) möchten den Kelch dem Stil der 
baiuwarischen und alemannischen Gräberfunde zuweisen und ihn dem- 
entsprechend in Regensburg oder Salzburg entstanden sein lassen. An- 
dere, wie Bock, E. H. Zimmermann, Bröndsted, Jenny usw. bringen den 
Kelch mit den südangelsächsischen Handschriften des. 8. Jahrhunderts 
in Zusammenhang und schreiben ihn also dem irisch-anglosächsischen 
Kunstkreis zu, Sie suchen seine Heimat am ehesten in Südengland, we- 
niger in Salzburg. Wieder andere, wie neuerlich Schaffran, Kastner usw.
	        
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