Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

2, Entfaltung 
Das Gymnasium zu Kremsmünster hatte sich in den fast 100 Jah- 
ren seit seiner Entstehung unter dem Patronat tüchtiger Prälaten über 
die Gefahren der Glaubensspaltung ebenso wie über die gefährliche Kon- 
kurrenz der Jesuitenschulen hinweg so kräftig entwickelt, daß seine 
Existenz für immer gesichert erschien. Hatte doch Abt Anton Wolfradt 
(1613—1639) schon damit beginnen können, statt der weltlichen Lehrer 
wieder Mönche als Professoren einzuführen. Und doch genügte die kurze 
Regierung des Abtes Bonifaz Negele (1639—1644), um die Schule an den 
Rand des Abgrundes zu bringen. Prof. Altmann Altinger drückt das in 
dem schwerwiegenden Satz aus (S. 15): „Nach 1642 erscheint kein Schul- 
meister. mehr“. Das will nun freilich nicht sagen, daß die Schule ganz 
erledigt gewesen wäre. Denn der Nachfolger dieses unglücklichen Prä- 
Jaten, Abt Placidus Buechauer (1644—1669), erweitert schon im ersten 
Jahre seiner Regierung. die innere Schule, die von dieser Zeit an Mu- 
seum, seltener Convictus genannt wurde. Auch die äußere Schule wurde 
bereits in den nächsten Jahren neu aufgerichtet, so daß 1649 (Jahr- 
hundertfeier!) wieder alle Klassen mit Schülern besetzt waren. (Vgl. 1949!) 
Als Lehrer führt er zwei Geistliche für die oberen und einen Laien fürdie 
unteren Klassen ein. Gleich zu Beginn seiner Regierung hatte der Abt 
mit dem weiteren Ausbau des Prälatenhofes begonnen. Die niedrigen 
Gebäude längs der Ostseite des Wassergrabens wurden durch einen ge- 
räumigen, zweistöckigen Neubau ersetzt. Die Schulen wurden im ersten 
Stock untergebracht und im zweiten, wo jetzt das Refektorium der Stu- 
denten ist, das Museum. 1647 führte Abt Placidus auch die Prämienver- 
teilung, die sogenannte Promu lgation; ein. Ein Verzeichnis der 
Preisträger aus dem Jahre 1716. ist noch erhalten (Altinger, S. 70); es 
lautet: „Catalogus praemiferorum 17 16. Quod igitur felix, faustumque 
sit, ad maiorem semper Dei ter optimi Maximi gloriam sub gloriosissimis 
ter admirabilis Deiparae Virginis Mariae auspiciis Divis Agapito et Be- 
nediceto potensissimis ac sanectissimis scholarum nostrarum Tutelaribus 
omnibus Sanctis benevertentibus nec non Reverendissimo Praenobili ac 
Amplissimo Domino Domino Alexandro, Celeberrimo Maecenati nostro 
et praemiorum largitori munificentissimo perhonorificum. In classe Rhe- 
torices. Oratorii Styli suavitate reliquos superavit Joannes Antonius 
Reimer Gmundensis Austriacus ... accedat. Praemium secundum iuris 
sui fecit Joannes Maximilianus. Gröbner Tulnensis Austriacus ... aCCe- 
dat... usw. 1655 errichtete der eifrige Abt die Marianische Kongre- 
gation. Die dankbare Nachwelt hat ihn auch für all das als den zweiten 
Begründer des Gymnasiums gefeiert. 
Unter seinen Nachfolgern ragten als Gönner der Schulen besonders 
hervor Martin III Resch (1704—1709) und Alexander II Straßer 
(1709—1731). Nachdem ersterer Doktor der beiden Rechte geworden 
war, ließ er sich im Graz nieder. Eine Krankheit führte ihn nach Krems- 
münster. Er wurde bald Professor an der Universität in Salzburg und 
gab die Abhandlung „De jure patronatus‘“ heraus, die großen Beifall 
fand. Als Abt entließ er an der Schule den weltlichen Praezeptor, So daß 
von nun an nur mehr Mitglieder des Stiftes Lehrer am Gymnasium wa- 
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