Volltext: Festschrift zum 400jährigen Bestande des öffentlichen Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster

Anmerkungen 
1. Dem Verfasser ist wohl bekannt, daß die Form des Tassilokelches von 
römischen Trinkgefäßen abgeleitet wird (Bock u. a.), woran nicht zu zweifeln ist. 
lin Vergleich etwa mit dem Kelch von Petöhaza — Ödenburg (Bild S. 55) dürfte 
den Fortschritt der Kuppaform des Tassilokelches aufzeigen. Schlechte Aufnahmen 
und das Fehlen der abschließenden inneren Kuppa haben viel zu minderwertiger 
Beurteilung beigetragen. ; =. 
2, Vgl. für die folgende Darstellung Karl Künstle, Ikonographie zur christ- 
lichen Kunst Bd. I. S. 598 ff. 
3. In gewissem Sinne hat diese Hinordnung der Symbole auf den Gottmen- 
schen der Codex Amiatinus in seiner Darstellung der Majestas Domini fol. 796 b 
(Kendrick Tfl. 42) noch strenger durchgeführt, was unter den gegebenen Verhält- 
nissen allerdings leichter war. Die Symbole sind von den Evangelisten völlig los- 
gelöst und streben Christus zu. Eine höchst interessante Darstellung der Majestas 
Domini zeigt die Bibel von San Paolo’ fuori le mura (Zimmermann M. G. Bd. I. X. 
Abb. 391), wo im Sinne der Apocalypse (4, 6 ff) jedes Symbol die vier Gesichter hat 
und die geflügelten Cherubinen und die 24 Ältesten auferscheinen. 
= = 4. Dr. Fritz Röck bringt im „Anthropos“, Zeitschrift für Ethnologie 
(Bd. XXV 1930 St. Gabriel—Mödling) einen Aufsatz „Die kulturhistorische Bedeu- 
tung von Ortungsreihen und Ortungsbildern‘, in dem er die Evangelistensymbole 
in Zusammenhang bringt mit Genien der babylonisch—assyrisch und chinesischen 
Kunst. Er schreibt (S. 388): „In der. Babylonisch—assyrischen Kunst sind vier Arten 
von Genien vertreten, solche in Stier-, Adler-, Löwen-, und Menschengestalt. ‚Sie 
sind als künstlerische Vorbilder der „vier Tiere“ in der Vision des Propheten 
Ezechiel aufzufassen. Es genügt hier aus der ‚Schilderung des Propheten Ka- 
pitel 1, Vers 10 anzuführen, um die „vier Tiere“. als Gestalten einer Ortungs- 
reihe (NB. Um das doppelsinnige „OÖrientieren‘“ zu vermeiden, unterscheidet 
der Verfasser zwischen „Ostung‘“ — sich nach Osten orientieren und „„Or- 
tung“ — das allgemeine‘ Sichzurechtfinden im Raum) zu erweisen: „Ihre An- 
vesichter waren vorne gleich einem Menschen und zur rechten Seite gleich einem 
Löwen bei allen Vieren und zur linken Seite gleich einem Ochsen bei allen Vieren 
und hinten gleich einem Adler bei allen Vieren‘“. Die vier Wesen werden vier Kör- 
perrichtungen zugeteilt, zeigen also Ortung im Raume. In der Apocalypse Johannes 
Kapitel 4, Vers 7, werden dieselben vier Wesen, die als „die vier Tiere‘ schlecht- 
hin bezeichnet werden, um Gottes Thron genannt: „Und das erste Tier war 
gleich'einem Löwen, und das andere war gleich einem Kalbe, und das dritte hatte 
ein Antlitz wie ein Mensch und das vierte Tier war gleich einem fliegenden Adler“. 
Die „vier Tiere“ der Apocalypse Johannis sind bekanntlich in die christliche Sym- 
bolik und. Kunst übergegangen als Sinnbilder der Evangelisten ... 
Setzen wir an Stelle der Körperrichtungen, die bei Ezechiel, Kapitel 1, Vers 10, 
zu den vier Tieren genannt sind, die vier Himmelsrichtungen, so müssen wir offen- 
bar die Ortung zugrunde legen, welche den Norden zur Hauptrichtung macht . .. 
vergl, Ezechiel Kapitel 1, Vers 5, wo es ausdrücklich heißt, daß die vier Tiere mit 
einem ungestümen Winde und in einer Feuerwolke von Mitternacht herkamen, Die 
Aufzählung der vier Tiere bei Ezechiel geschieht 'nach der Gleichlauffolge, in der 
Apocalypse Johannis nach der Kreuzfolge. 
Adler 
S 
hinten 
links 
0 
Ochs ' 
rechts 
W 
Löwe 
vorne 
N 
Mensch 
( Professoren-Festschrift 
07
	        
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