Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Spaltungen seinen eigentlichen Charakter, Endlich soll noch auf die 
überall aufscheinende paarweise Zuordnung der Tiere zu einander hinge- 
wiesen werden, in der man wohl noch ein Überbleibsel der Anordnung 
der Tiere in den Weinranken der Steinkreuze erblicken mag. 
Die Tierfiguren am Tassilokelch dürfen also in erster Linie a} 
Produkte der nordenglischen Kunst bezeichnet werden. Bock sagt 
(S. 11): „Tiergestalten .. ., die sich sofort auf den ersten Blick hin 
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Bild 32: Kreuzschaft von Collingham. 
fast als Fantasiegebilde der angelsächsischen. Kunst des 8.—9. Jahr- 
hunderts kenntlich machen‘‘. Als ‚irisches . Element kommt die Gelenk- 
spirale in Frage [26]. 
Bei der Stilbetrachtung der Kuppabilder des Kelches muß wieder 
zwischen dem Heilandbild und den Evangelistenbildern unterschieden 
werden. Wie schon im 4. Kap. gezeigt wurde, besteht zwischen den 
beiden. Gruppen nicht nur in der geistigen Erfassung sondern auch im 
äußeren Aufbau ein bedeutender Unterschied. 
Vorlagen für.das Heilandbild standen dem ‘Künstler in der da- 
inaligen Zeit hinreichend zur Verfügung. Auch die Steinkreuze (Ruth- 
well, Bewcastle, Jlkey, etc.) haben das Thema der Majestas Domini auf 
ihren Bildflächen verewigt. Soweit das zur Verfügung stehende Ma- 
terial ein Urteil erlaubt, dürfte bei ihnen kaum eine Beziehung zum 
Heilandbild des Tassilokelches bestehen. Ein Vergleich mit der Dar- 
stellung des gleichen. Motives in den ungefähr gleichzeitigen Hand- 
schriften, etwa dem Godescalc Evangeliar, geschrieben 781 (Lützeler 
Fig. 80) oder des Langen Evangelienbuches von St. Gallen (Zimmermann 
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